Dicke Luft an der Generalversammlung (GV) von Novartis am Donnerstag. Aktionäre wettern über Korruptionsvorwürfe und masslose Boni und Medipreise, die schier unbezahlbar seien. "Novartis bringt unser Gesundheitssystem mit exorbitanten Preisen in Schieflage", kritisiert eine Aktionärin. 

Die Aktionärsvereinigung Actares verweigerte der Novartis-Führung die Entlastung. Die Anlagestiftung Ethos stimmte unter anderem gegen den Blanko-Check bei der variablen Vergütung in der Chefetage. Doch trotz Gegenwind brachten Konzernchef Vas Narasimhan und Verwaltungspräsident Jörg Reinhardt alle Traktanden mit klarer Mehrheit durch.

Roche versteckt wahre Löhne

Sechs Jahre nach dem Abgang von Ex-Kapitän Daniel Vasella gilt Novartis in Sachen guter Unternehmensführung nicht mehr als das schwarze Schaf. Umso schärfer gehen Aktionärsvertreter mit Konkurrentin Roche ins Gericht. So wird Ethos an der Generalversammlung von nächstem Dienstag gegen den "nach wie vor intransparenten Vergütungsbericht" des Novartis-Rivalen schiessen.

"Roche versteckt die wahren Löhne, indem zugeteilte Aktien immer noch zum Steuer-, statt zum Marktwert ausgewiesen werden", sagt Ethos-Chef Vincent Kaufmann gegenüber Blick. Denn zum Marktwert betrage der Gesamtlohn des bestverdienenden Managers hierzulande, Severin Schwan, 15,1 Millionen Franken und nicht nur 11,8 Millionen wie ausgewiesen.

Roche ist der beste Beweis, dass viele Unternehmen dort, wo die gesetzlichen Schrauben nach der Annahme der Minder-Initiative nicht angezogen wurden, alle Freiheiten ausnutzen. So kritisiert Kaufmann etwa die Lockerung, die Roche für die variable Vergütung plant.

Aktiengeschenk auch bei schlechter Leistung

Bisher wurde der Aktienanteil der variablen Vergütung nach drei Jahren je nach Leistung ausbezahlt. Neu sollen die Geschäftsleiter diese Aktien kassieren, sofern sie noch bei Roche arbeiten. "Somit ist der Aktienanteil der variablen Vergütung de facto garantiert, auch bei schlechter Leistung", führt Kaufmann aus.

Der Ethos-Direktor zeigt sich pessimistisch. Obwohl die Vergütungen bei Roche von Jahr zu Jahr exzessiver werden, können Aktionärsvertreter wie Ethos wenig dagegenhalten. Gegen die Grossaktionäre hat ihre Opposition kein Brot.

Überraschend deutlich fährt auch der einflussreiche Aktionärsberater ISS Roche an den Karren. "Indem Roche variable Lohnanteile unabhängig von der Leistung einführt, bewegt sich das Unternehmen entgegen dem Markttrend", so ISS. Nicht nur sei das neue Vergütungssystem rückwärtsgewandt, es sei auch eine Verschlechterung für die Aktionärsinteressen.

Axel Weber soll auf Teil des Lohns verzichten

Warm anziehen muss sich auch die Teppichetage der Grossbanken Credit Suisse und UBS, die ihre GV am 26. April und 2. Mai durchführen. "Es würde uns verwundern, wenn die Milliardenbusse in Frankreich keinen Einfluss auf die prospektive variable Vergütung der UBS-Führung hat", betont der Ethos-Direktor.

Während er für UBS-CEO Sergio Ermotti einen reduzierten prospektiven Bonus erwartet, ist der Lohn von UBS-Verwaltungsratspräsident Axel Weber nicht abhängig vom Resultat. Aber Kaufmann fordert: "Es wäre angemessen, wenn Axel Weber auf einen Teil des Lohns verzichtet."