Zu diesem Schluss kommen die Wirtschaftsexpertinnen und -experten der Forschungsstelle BAK Economics, die im Auftrag des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) die volkswirtschaftliche Bedeutung der Schweizer Rüstungsindustrie unter die Lupe genommen haben. Die Ergebnisse wurden am Freitag publiziert.

Demnach führten die Exporte von Kriegsmaterial und von besonderen militärischen Gütern sowie die inländische Nachfrage nach Rüstungsgütern durch die Schweizer Armee bei den Schweizer Rüstungsgüterproduzenten im Jahr 2019 zu einer Wertschöpfung von 858 Millionen Franken und 4972 Arbeitsplätzen. Unter Einbezug der Produktion zivil genutzter Güter ergibt sich eine Wertschöpfung von 1,583 Milliarden Franken bei 9589 Arbeitsplätzen.

Winzig im Vergleich zur Finanzbranche

Berücksichtigt man sämtliche Zahlungsströme, in welche inländische Unternehmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette involviert sind, resultiert in der Schweiz aus der Nachfrage nach Rüstungsgütern insgesamt eine Wertschöpfung in Höhe von 1,256 Milliarden Franken. Das ist der gesamte ökonomische Fussabdruck der Rüstungsgüterproduktion in der Schweiz. Mit dieser Wertschöpfung sind 7624 Arbeitsplätze verbunden.

Zum Vergleich: Der gesamte ökonomische Fussabdruck des Schweizer Finanzplatzes hat sich im Jahr 2020 auf eine Wertschöpfung in Höhe von 95,5 Milliarden Franken belaufen. Insgesamt waren 430'600 Arbeitsplätze direkt oder indirekt mit der Branche verbunden, wie BAK Economics im November 2021 bekanntgab.

Der Anteil der Rüstungsgüterindustrie an der industriellen Wertschöpfung liegt gemäss der neuen Studie bei 1,2 Prozent. Bezogen auf die Zahl der Arbeitsplätze liegt der Anteil am Werkplatz Schweiz bei 1,5 Prozent. In Relation zur gesamten Schweizer Volkswirtschaft liegt der Anteil bei knapp über einem Fünftel Prozent.

Kritik von Armeegegnern

Sämtliche Berechnungen der Studie wurden für das Jahr 2019 durchgeführt. Gemessen an den Exporten von Kriegsmaterial und besonderen militärischen Gütern kann dieses Jahr laut den Experten als gutes, wenn auch nicht aussergewöhnliches Geschäftsjahr der Rüstungsindustrie beschrieben werden.

Die Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (Gsoa) kritisiert den Publikationszeitpunkt der Studie scharf. Es sei zynisch, während eines Krieges in Europa über die volkswirtschaftliche Bedeutung der Rüstungsindustrie zu sprechen, hiess es in einer Mitteilung. Die linke Organisation führte am Freitag in Bern eine Protestaktion durch.

(AWP)