Kämpfe in der Ostukraine gehen weiter
Nach Angaben des ukrainischen Gouverneurs von Luhansk, Serhij Hajdaj, führte Russland Angriffe von der kürzlich eingenommenen Stadt Lyssytschansk in Richtung Westen aus. Bei einer Attacke auf die Stadt Slowjansk töteten russische Truppen nach eigenen Angaben bis zu Hundert gegnerische Soldaten. Zudem seien mehr als Tausend Granaten für US-Haubitzen vom Typ M-777 zerstört worden, teilte das russische Verteidigungsministerium mit. Von unabhängiger Seite lassen sich die Berichte aus den Kampfgebieten kaum überprüfen.
Es ist erklärtes Ziel Moskaus, die Region Donezk komplett zu kontrollieren. Am vergangenen Wochenende hatte Russland bereits die Stadt Lyssytschansk eingenommen, die als letzte ukrainische Bastion im Gebiet Luhansk galt.
Der ukrainische Generalstab in Kiew meldete auch in anderen Teilen des Landes Beschuss, darunter in den Gebieten Charkiw und Tschernihiw. Nach Einschätzung des US-amerikanischen Institute for the Study of the War (ISW) beabsichtigt der Kreml möglicherweise, die Region Charkiw zu annektieren. Ein Hinweis darauf sei, dass die Besatzungsbehörden in der Region rund um die ostukrainische Stadt erklärt hätten, die Gegend sei ein unveräusserlicher Teil Russlands.
Botschafter Melnyk muss Posten räumen
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj berief am Samstag den langjährigen Botschafter Melnyk ab, ebenso die ukrainischen Botschafter in Norwegen, Tschechien, Ungarn und Indien. In einer Videobotschaft sprach Selenskyj von einem normalen Vorgang. "Diese Frage der Rotation ist ein üblicher Teil der diplomatischen Praxis", sagte er, ohne einen der fünf Botschafter namentlich zu nennen. Ob Melnyk nach seiner Abberufung für ein anderes hochrangiges Amt in Kiew oder anderswo vorgesehen ist, blieb zunächst offen. Unklar war zunächst auch, wann Melnyk Berlin verlassen wird.
Der 46-Jährige machte sich nicht erst seit Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine als scharfer Kritiker der Bundesregierung einen Namen. Zuletzt aber geriet er selbst massiv in die Kritik wegen Äusserungen über den ukrainischen Nationalisten und Antisemiten Stepan Bandera.
USA sagen Ukraine weitere humanitäre Hilfe zu
Die US-Regierung sagte der Ukraine weitere humanitäre Unterstützung zu. US-Aussenminister Antony Blinken kündigte an, "dass die Vereinigten Staaten fast 368 Millionen Dollar (361 Millionen Euro) an zusätzlicher humanitärer Hilfe bereitstellen werden, um die vom brutalen Krieg Russlands gegen die Ukraine Betroffenen zu unterstützen". Seit Beginn der russischen Invasion im Februar hätten die USA als wichtigstes Geberland mehr als 1,28 Milliarden Dollar an humanitärer Hilfe für die Ukraine zugesagt. Blinken forderte Russlands Präsidenten Wladimir Putin auf, "die Kriegshandlungen sofort zu beenden".
Kiew denkt über Raketenabwehr nach
Die Ukraine benötigt nach Einschätzung von Verteidigungsminister Olexij Resnikow eine andere Raketenabwehr als das israelische System "Iron Dome" (Eisenkuppel). "Selbst Iron Dome schützt nicht zu 100 Prozent. Iron Dome wurde gegen langsam und niedrig fliegende Raketen gemacht, die von der Sache her in Garagen angefertigt werden. Vor Marschflugkörpern und ballistischen Raketen schützt Iron Dome nicht", sagte Resnikow. Die Ukraine müsse ein System der Luftverteidigung entwickeln oder es von ihren Partnern erhalten.
Bericht: Munitionsnachschub für Gepard-Panzer gesichert
Die Bundesregierung hat einem Medienbericht zufolge langfristig den Nachschub an Munition für die der Ukraine zugesagten Gepard-Panzer gesichert. Das Kanzleramt habe zusammen mit dem Verteidigungsministerium in Norwegen einen Hersteller gefunden, der weitere Munition für das Flugabwehrsystem herstellen könne, berichtete der "Spiegel" unter Berufung auf Regierungskreise. Eine Bestätigung von Regierungsseite gab es dazu zunächst nicht.
Das wird am Montag wichtig
Die zuletzt wichtigste Verbindung für russisches Erdgas nach Deutschland wird am Montagmorgen abgeschaltet. Grund sind jährlich wiederkehrende Wartungsarbeiten an der Ostseepipeline Nord Stream 1, die der Betreiber bereits vor längerer Zeit angekündigt hatte. Sie sollen bis zum 21. Juli dauern. Unter anderem Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) befürchtet, dass Russland den Gashahn auch nach Abschluss der Wartung nicht mehr aufdrehen könnte.
Das russische Staatsunternehmen Gazprom hat im Juni bereits die Liefermenge durch die mehr als 1200 Kilometer lange Pipeline von Russland nach Mecklenburg-Vorpommern deutlich gedrosselt - und das auch mit dem Fehlen einer Turbine von Siemens Energy begründet, die wegen der Sanktionen nach abgeschlossener Wartung nicht mehr aus Montréal nach Russland geliefert werden konnte. Kanada kündigte inzwischen aber an, die Lieferung der gewarteten Turbine trotz der Sanktionen gegen Russland zu ermöglichen./csd/DP/he
(AWP)