Die Krankenkassen hätten schon letztes Jahr 1,5 Milliarden Franken Verlust gemacht. "Nun ist nicht mehr genügend vorhanden, um die Löcher zu stopfen", sagte Nold im Interview mit dem "SonntagsBlick". Bald könnten sich Normalverdienende die Krankenkassenprämien nicht mehr leisten. "Wenn wir nichts unternehmen, fahren wir unser Gesundheitswesen an die Wand", so Nold.
Der Bundesrat habe letztes Jahr eine politische Prämie festgelegt, die ungenügend sei. "Irgendwann holt einen das ein. Wir hätten bereits die Prämien für 2023 um zehn Prozent erhöhen müssen", sagte Nold.
Kleinspitäler oder Zentralisierung
Vor allem die gestiegenen Arzneimittelkosten und die vielen verschriebenen Medikamente bereiteten Sorgen. Nold forderte, dass Behandlungen, die nachweislich keinen Nutzen brächten, aus dem Leistungskatalog gestrichen werden.
"Wenn wir unser System nachhaltig finanzierbar gestalten wollen, müssen wir effizienter werden." Dazu müssten die Kantone strenge Kriterien bei den Spitälern anwenden und nicht mehr "jedem Kleinstspital sämtliche Leistungsaufträge erteilen", so Nold.
Ein Umdenken forderte auch der St. Galler Regierungsrat Bruno Damann in der "Tagesschau" des Deutschschweizer Fernsehens SRF vom Sonntagabend. Der Vorsteher des Gesundheitsdepartements und Mitte-Politiker rät, den Kantönligeist aufzugeben. Er sei überzeugt, dass es eine Zentralisierung brauche.
Selber studierter Mediziner verwies Damann auf Skandinavien, wo nach seiner Einschätzung ein qualitativ hohes Gesundheitswesen bestehe, das aber deutlich weniger koste als jenes in der Schweiz.
Prämien schon wegen Covid-19 gestiegen
Die Krankenkassenprämien hatten sich von 2022 auf 2023 schlagartig um durchschnittlich 6,6 Prozent erhöht. Schuld waren die Covid-19-Pandemie und die aus ihr resultierenden Nachholeffekte.
Die mittlere Prämie für Erwachsene stieg laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) auf 397,20 Franken pro Monat. Die Prämie für junge Erwachsene verteuerte sich um 6,3 Prozent auf 279,90 Franken monatlich. Und die Prämien für Kinder stiegen um 5,5 Prozent auf durchschnittlich 105 Franken.
(AWP)