"Das ist ein sehr wichtiger Tag für die Schweiz, 20 Jahre nachdem sie Uno-Mitglied geworden ist", sagte Cassis vor Medienvertretern an der Uno. Das gute Wahlresultat von 187 von möglichen 192 Stimmen zeige, dass der Schweiz viel Vertrauen entgegengebracht werde.

Dieser grosse Vertrauensbeweis sei aber nicht Gott gegeben, sondern das Resultat einer langjährigen Vorbereitung und einer kohärenten und stabilen Aussenpolitik, sagte der Bundespräsident. Die Schweiz wurde als nichtständiges Ratsmitglied für die Jahre 2023 und 2024 gewählt.

Die Staaten haben laut Cassis aber auch Erwartungen, zum Beispiel, dass es der Schweiz gelingen werde, gewisse festgefahrene Gespräche zu deblockieren. Das Land sei überzeugt, mit ihrer humanitären Tradition diesen Beitrag im Rat leisten zu können. "Wir freuen uns darauf, in dem Gremium einen guten Job zu machen", sagte der Bundespräsident.

Ab Herbst Beobachterstatus

Er dankte den Uno-Staaten für das Vertrauen und bat um ebenso starke Unterstützung während der Zeit im Rat. "Die Mitgliedschaft im Rat öffnet auch weitere Türen, und gibt Zugang auf höchster Stufe auch bei anderen Themen als Frieden und Sicherheit", sagte Cassis weiter.

Im Herbst erhält die Schweiz einen Beobachterstatus im Rat und damit Zugang zu allen Geheimdokumenten, die nur Sicherheitsratsmitgliedern zugänglich sind. Das von Uno-Botschafterin Pascale Baeriswyl vertretene Land darf dann bei Sitzungen des Rates mitreden, hat aber bis Januar noch kein Stimmrecht.

Bis im November werden auch die Vorsitze in den verschiedenen Ausschüssen und Arbeitsgruppen des Rates vergeben. Die Schweiz will sich bei den Verhandlungen über diese Posten aber noch nicht in die Karten blicken lassen.

"Die Welt ist irgendwie verrückt"

Angesprochen auf die angespannte Lage durch den Ukraine-Krieg sagte Cassis: "Man sollte nicht ein zu kurzes Gedächtnis haben. Es waren praktisch alle Zeiten schwierige Zeiten im Sicherheitsrat." Auch die Gegenwart sei eine schwierige Zeit. "Die Welt ist irgendwie verrückt, man kann nicht mehr verstehen was passiert - eine Pandemiekrise, jetzt ein Krieg und viele andere Konflikte."

Gerade deshalb brauche die Welt einen starken Multilaterlismus, sagte Cassis. "Deshalb brauchen wir die Uno und Institutionen, die trotz allen Hürden und Schwierigkeiten versuchen, die Menschen zusammen zu bringen."

Neutralität nicht eingeschränkt

Er habe nie befürchtet, dass die Schweiz nicht gewählt werde, sagte Cassis der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Nichts zu befürchten hätten auch jene Schweizerinnen und Schweizer, die sich um die Neutralität des Landes sorgten. Die Mitgliedschaft im Rat schränke die Schweizer Neutralität keineswegs ein, sagte der Bundespräsident. Wenn ein Thema die Neutralität doch berühren würde, werde sich die Schweiz der Stimme enthalten.

Für die Kandidatur und Mitgliedschaft im Uno-Sicherheitsrat sind für 2020 bis 2025 nach Schätzung von Cassis' Eidgenössischen Departements für auswärtig Angelegenheiten (EDA) rund 24,5 Millionen Franken für Personal- und Sachaufwand vorgesehen. Der grösste Teil wird durch das EDA intern kompensiert. Die tatsächlichen zusätzlichen Kosten belaufen sich auf rund 5,3 Millionen Franken.

Bis Ende 2019 bestritt das EDA die Kandidatur ohne zusätzliche Gelder. 2020 bis 2022 beliefen sich die Auslagen für Anlässe und Kommunikationsprodukte auf rund 500'000 Franken plus eine Vollzeitstelle in Bern.

(AWP)