Die Konsumenten hätten Geld zum Ausgeben, und die Bilanzen der meisten Banken seien in guter Verfassung, sagte Jesudian, Mitbegründer und Geschäftsführer von Crimson Asset Management mit Sitz in Toronto.
Diese Faktoren machten die derzeitige Phase potenziell inflationärer als die Zeit nach der Finanzkrise. Wegen lockerer Geldpolitik und grosser Haushaltsdefizite ging damals das Gespenst der Inflation zwar um, doch tatsächlich trat die Teuerung nie ein.
Signal für Inflation
Inzwischen senden die globalen Märkte jedoch ein Signal, dass die Inflation zurückkehrt. Rohstoffe wie Öl und Mais steigen und die Renditen von Staatsanleihen haben den höchsten Stand seit fast einem Jahr erreicht.
Am Montag lag die Rendite 30-jähriger US-Staatsanleihen zum ersten Mal seit Februar 2020 bei 2 Prozent und die Renditen in Grossbritannien, Kanada, Australien und anderen Ländern sind seit Jahresbeginn stark gestiegen. Ein in Aussicht stehendes Konjunkturpaket der Biden-Regierung in Höhe von 1,9 Billionen Dollar (1,6 Billionen Euro) könnte die Glut höherer Preise anfachen.
"Eine schnelle und stark ansteigende Inflation könnte sich als die grösste Überraschung des Jahres 2021 erweisen", sagte Jesudian in einer Note an Kunden. "In einem solchen Umfeld sollten Anleger Aktien von Unternehmen mit Preissetzungsmacht, geringen Investitionsausgaben und niedrigen Schuldenständen besitzen."
Hohe Rendite mit Small Caps
Jesudians Crimson Capital Growth Fund LP erzielte im vergangenen Jahr eine Rendite von 39,2 Prozent, mehr als das Doppelte der Gesamtrendite des Russell 2000 Index von 18 Prozent in kanadischen Dollar. Der Fonds, der in US-Small Caps investiert, erwirtschaftete von der Auflegung 2018 bis zum Ende des letzten Jahres annualisiert 15,8 Prozent und übertraf damit den Anstieg des Index von 6 Prozent in kanadischer Währung.
Nach dem breiten Ausverkauf von Aktien im Februar und März letzten Jahres, fügte Jesudian seinem Fonds 14 neue Titel hinzu, darunter den Discounter Big Lots und den Autohändler Lithia Motors, die sich beide gegenüber den Tiefstständen des letzten Jahres mehr als verfünffacht haben.
Das Potenzial für einen Inflationsschub bedeute, dass Investoren Unternehmen besitzen sollten, die Spielraum für Preiserhöhungen haben, weil es keinen Ersatz für ihre Produkte oder relativ wenig Konkurrenz gibt, sagte Jesudian in einem Interview.
Alte Namen an neuer Stelle
Ein Beispiel im Crimson-Fonds ist Eagle Materials ein in Dallas ansässiges Unternehmen, das Zement und andere Baumaterialien verkauft. "Es ist kein Geschäft, das sich für den Versand oder den Transport über grosse Entfernungen eignet", sagte er. Die regionalen Werke in den USA seien weitgehend von starker Konkurrenz abgeschirmt.
Der von der Pandemie ausgelöste Marktcrash im letzten Jahr gab Crimson auch die Chance, in Unternehmen zu investieren, die zuvor zu gross für den Fonds gewesen wären.
"Ich hätte nie gedacht, dass man den Namen Hyatt Hotels neben das Wort ‘Small Cap’ setzen würde", sagte Jesudian. Die Pandemie liess den Marktwert des Unternehmens in weniger als einem Monat auf 3,7 Milliarden Dollar fallen von 9,4 Milliarden Dollar, was die Investition attraktiv machte, sagte er.
Manche Geschäftsreisen würden zwar nur langsam wieder an Fahrt aufnehmen, aber Konferenzen und Freizeitreisen sollten sich erholen, so Jesudian. Die Hyatt-Aktie hat sich verdreifacht, seit sie im vergangenen März einen Tiefststand von etwa 24 Dollar erreicht hatte.
(Bloomberg)