Im Gegensatz zur SNB haben ausländische Behörden, Wirtschafts- und Finanzminister versucht, mit ihren Stellungnahmen die hypernervöse Stimmung an den Finanzmärkten zu beruhigen. In den USA verkündete die Regierung eine Absicherung aller Einlagen bei dem Geldhaus.

Finanzministerin Janet Yellen, Notenbankchef Jerome Powell und die US-Einlagensicherung FDIC gaben am Sonntagabend (Ortszeit) in einer gemeinsamen Stellungnahme bekannt, alle Einleger würden vollständig geschützt und könnten ab Montag auf ihr gesamtes Geld zugreifen: "Der Steuerzahler wird keine Verluste im Zusammenhang mit der Abwicklung der Silicon Valley Bank tragen müssen."

Biden: US-Bankensystem ist sicher

US-Präsident Joe Biden bekräftigte am Montag: "Die Amerikaner können sich darauf verlassen, dass das Bankensystem sicher ist." Kunden, die ihr Geld bei den über das Wochenende geschlossenen Geldhäusern Silicon Valley Bank und Signature Bank angelegt hatten, seien geschützt und hätten Zugang zu ihren Ersparnissen.

Die Investoren, die hinter den Banken stünden, müssten ihre Verluste hingegen selbst tragen. Ausserdem würden die Manager der unter staatliche Kontrolle gestellten Geldinstitute entlassen, kündigte Biden an.

Lindner: Stabilität nicht gefährdet

Der deutsche Finanzminister Christian Lindner sieht die Stabilität des europäischen Finanzsystems infolge der Schieflage der amerikanischen Silicon Valley Bank (SVB) nicht gefährdet. "Wir sehen, dass die amerikanische Regierung und Finanzinstitutionen entschlossen gehandelt haben", sagte der FDP-Politiker in Brüssel vor einem Treffen mit den Finanzministern der Euro-Länder.

Es gebe eigene Behörden in Europa, in Deutschland beispielsweise die Finanzaufsicht, die die Situation fortwährend beobachteten. "An der Stabilität haben diese Institutionen keinen Zweifel gelassen."

Auch der EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte, er sehe keine besondere Gefahr. Natürlich beobachte die EU-Kommission die Situation in engem Kontakt mit der Europäischen Zentralbank. Alle europäischen Banken, nicht nur die grössten, hielten sich an entsprechende Vorschriften, so dass es keine direkten Auswirkungen gebe. "Die Möglichkeit einer indirekten Auswirkung ist etwas, das wir überwachen müssen, aber im Moment sehen wir das nicht als ein bedeutendes Risiko an."

Bankaktien im freien Fall

Am Freitag war die auf Start-up-Finanzierung spezialisierte SVB nach einer gescheiterten Notkapitalerhöhung vorübergehend geschlossen und unter staatliche Kontrolle gestellt worden. Das hatte weltweit für Unruhe gesorgt.

Die Bankaktien rund um den Globus rauschten in die Tiefe. In der Schweiz sackte die Credit Suisse-Aktie am Morgen um über 15 Prozent auf ein neues Allzeittief bei 2,115 Franken ab. Danach konnte das Papier die Kursverluste jedoch wieder etwas eingrenzen und stand kurz vor Börsenschluss noch um rund 9 Prozent im Minus.

Auch die Papiere der Konkurrentin UBS mussten arg Federn lassen und standen am späten Nachmittag fast 7,7 Prozent im Minus. Die Aktien von Julius Bär verloren derweil 4,9 Prozent.

jb/tv

(AWP)