Sie hat es endlich getan, und wie: Die Schweizerische Nationalbank erhöht die Leitzinsen in der Schweiz gleich um 50 Basispunkte. Von den Märkten war - allenfalls - eine Erhöhung von 25 Basispunkten erwartet worden. Man fühlt sich fast ein wenig an den Januar 2015 erinnert, als die SNB Knall auf Fall die Kursuntergrenze aufhob und den Negativzins installierte.

Die SNB unternimmt damit einen ersten grossen Schritt, um sich vor der jahrelangen Negativzinspolitik zu verabschieden. Die Notenbank rund um Präsident Thomas Jordan tut dies aber reichlich spät. Dafür, dass sie seit 2015 die weltweit tiefsten Negativzinsen führte und eine eigenständige Geldpolitik fast schon aufgab, war die SNB auch an dieser Stelle oft kritisiert worden. 

Der massive Zinsschritt der SNB weckt aber auch ungute Gefühle. Hat die SNB mit den Zinserhöhungen zu lange gewartet? Sieht sie eine auch für Schweizer Verhältnisse hohe Inflation am Horizont aufziehen, damit sie nun zum Zins-Vorschlaghammer greifen muss? Nicht umsonst kündigte die SNB weitere Zinsschritte an, um die inflationären Risiken einzudämmen. Man kann es auch kurz so zusammenfassen: Die SNB verlagert nun den Schwerpunkt deutlich weg vom Kampf gegen eine Frankenaufwertung hin zur Inflationseindämmung.

Diesselben Fragen stellt sich im übergeordneten Sinn schon länger: Weltweit, allen voran die US-Notenbank Federal Reserve, müssen die Notenbanken die Leitzinsen nun in einem Ausmass erhöhen, wie sie es vor ein paar Wochen selber noch nicht erwartet hätten. Es ist ein Eingeständnis, dass sie "hinter der Kurve" liegen. Einzig die US-Finanzministerin und ehemalige Notenbankchefin Janet Yellen konnte sich kürzlich dazu überwinden zuzugeben, dass man in den USA die Inflation zu lange unterschätzt habe.

Kein Wunder reagieren die Märkte mit grosser Verunsicherung gerade auf den Zinsentscheid der SNB am Donnerstag. Es wird im Zinserhöhungszyklus mit zunehmend schlechteren Konjunkturdaten nicht die letzte Markterschütterung sein.