2016 wurden in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein rund 874'000 Handänderungen bei Occasionen registriert. Ein Grossteil davon dürfte zwischen Privatpersonen abgewickelt worden sein. Die Konkurrenz auf dem Occasionsmarkt ist also gross.
Wie kann man seinen Wagen möglichst gewinnbringend verkaufen? Hier zehn Grundregeln und Tipps zum Verkauf des eigenen Autos – von Fotos bis Fussmatten.
1. Fahrzeug bewerten
Erste Anlaufstelle bei der Preiskalkulation sind die einschlägigen Portale wie auto.ricardo.ch, autoscout24.ch oder autolina.ch. Suchen Sie dort nach Ihrem Modell (inklusive Jahrgang und Kilometerstand) und Sie erhalten erste Anhaltspunkte zur Preisspanne. Mehr Sicherheit verschafft ein Online-Test beim Bewertungsspezialisten Eruotax (Kosten: 11 Franken) oder der Besuch eines Testcenters des TCS. Ab 120 Franken werden sämtliche wichtigen mechanischen und elektronischen Komponenten geprüft. Somit wappnen Sie sich für mögliche Preisverhandlungen und stärken ihren Standpunkt bei Garantie-Diskussionen.
2. Zusatzinvestitionen
Werden Mängel festgestellt, stellt sich die Frage, ob zusätzliche Investitionen Sinn machen. Kleine Reparaturen (siehe weiter unten), eine aktuelle Fahrzeugprüfung (MFK) oder ein Service erhöhen die Chance auf einen guten Verkaufspreis. Der Touring Club Schweiz (TCS) rät zum Kauf von Occasionen, die in den vergangenen acht Monaten geprüft wurden.
3. Aufbereitung
Ölstand, Reifendruck, Kühlwasser: Kleinere Makel können problemlos selbst behoben werden. Für anspruchsvollere Aufbereitungsarbeiten gibt es Profis, die verschiedene Pakete anbieten: Von Scheiben-Versiegelung über Lederreinigung bis hin zur Geruchsentfernung. Diese Dienste kosten allerdings schnell mehrere hundert Franken und lohnen sich nur, wenn damit Aussichten auf eine Preissteigerung bestehen.
4. Smart Repair
Bei deutlichen Mängeln wie Kratzer, Dellen oder Rost hat man selten eine Wahl: Macht das Auto einen schlechten Gesamteindruck, bietet man Kaufinteressierten genügend Anlass zum Preisdrücken. Das günstigste Gegenmittel sind in diesem Fall sogenannte "Smart Repair"-Dienste. Sie verzichten häufig auf den Ersatz von ganzen Teilen, setzen stattdessen auf ausbeulen, schleifen und lackieren. Das Sparpotenzial beträgt bis zu 70 Prozent.
5. Reinigung
Man kommt nicht darum herum, den Wagen so gut wie möglich zu präsentieren. Und ja: Dazu gehört, den Wagen gründlich zu reinigen – aussen und innen: das Armaturenbrett abstauben, die Fussmatten gründlich ausklopfen. Ob Sie das einem Profi überlassen oder selber machen, ist eine Frage des Budgets. Achtung: Zu viel des Polierens kann den Verdacht erwecken, man habe etwas zu verbergen. Soll etwa der blitzblanke Motor ein Ölleck vertuschen?
6. Fotos
Um auf Online-Portalen den besten Eindruck zu erwecken, sind gute Fotos unabdingbar. Die Faustregel: Je mehr Bilder, desto besser - und je professioneller die Bilder, desto verlockender das Angebot. Warten Sie einen sonnigen Tag ab, stellen Sie das Auto vor einen neutralen Hintergrund und fotografieren Sie nicht nur frontal, sondern auch diagonal. Vermeiden Sie zudem Gegenlichtaufnahmen und knipsen Sie auch aus der Hocke. Und: Besonderheiten wie schöne Räder oder hochwertige Innenausstattung verdienen Nahaufnahmen, wie die Beispiele unten zeigen. Genauso dürfen aber auch erwähnte Mängel mit aufs Bild. Experten raten auch dazu, die Nummernschilder unkenntlich zu machen, damit die Bilder nicht missbraucht werden können.
Quelle: autoscout24.ch
7. Beschreibung
Nun, da Sie den optischen Teil erledigt haben, geht es an die textlichen Bausteine. Gehen Sie dabei genau vor und zählen Sie auch kleinere Details auf. Weisen Sie auch auf Unfallreparaturen hin, denn Transparenz fördert das Vertrauen zwischen Käufer und Verkäufer. Aussagen wie "Auto in perfektem Zustand!", können hingegen schnell als Übertreibungen interpretiert werden. "Jedes Auto, das einen Schaden erlitten hat, der grösser ist als ein Bagatellschaden, gilt übrigens als 'nicht unfallfrei'", schreibt dazu der TC. Von einem "Unfallwagen" ist aber erst dann die Rede, wenn tragende Teile stark beschädigt wurden. Vorsicht, wenn Sie nicht der Erstbesitzer sind. Deklarieren Sie den Wagen als "unfallfrei", haften Sie auch für Schäden der Vorbesitzer. Bei der Preisgestaltung hilft die Orientierung an der unter Punkt eins vorgenommenen Bewertung. Möchten Sie das Auto versteigern, wählen Sie einen attraktiven Einstiegspunkt.
8. Mit oder ohne Garantie?
Die Gewährung einer Garantie ist sicherlich vertrauensfördernd, aber nicht zwingend. Soll darauf verzichtet werden, reicht in der Regel die Formulierung "ab Platz, ohne Garantie" aus. Aber: Wenn der Verkäufer dem Käufer einen Mangel arglistig verschweigt, sind jegliche Vereinbarungen ungültig.
9. Vertrag
In der Schweiz ist der Verkauf über einen Vertrag nicht Pflicht – auch ein Handschlag reicht aus. Davon raten Verkaufsportale allerdings ab. Der Tipp des TCS: Die Verwendung eines Mustervertrags ohne Kleingedrucktes. Damit der Verkäufer nicht für plötzlich auftretende Schäden haften muss, wird zudem folgender Vertragszusatz empfohlen: "Das Fahrzeug wird verkauft wie besichtigt. Jede gesetzliche Gewährleistung des Verkäufers für Mängel ist ausgeschlossen."
10. Probefahrt und Verkauf
Besichtigungen und Probefahrten sind grundsätzlich stattzugeben. Spätestens dann sollten alle wichtigen Dokumente vorhanden und auf dem neusten Stand sein: Fahrzeugausweis, Serviceheft oder Bedienungsanleitung. Begleiten Sie den Interessenten auf der Probefahrt und vereinbaren Sie vorher, wer im Schadenfall haftet. Kommt es zu einem Deal, geht es um die Wahl der Bezahlung. Übergeben Sie das Fahrzeug nicht vor erfolgter Bezahlung. Achtung bei Bargeld: Banknoten nachzählen und auf Echtheit überprüfen.