Die Anhebung des Renteneintrittsalters für Frauen auf 65 Jahre und damit dasselbe Alter wie bei Männern samt Zusatzfinanzierung durch eine um 0,4 Prozentpunkte höhere Mehrwertsteuer: Dies findet bei den Leserinnen und Lesern von cash.ch eine Zwei-Drittels-Mehrheit.
Denn 4573 von etwas weniger als 7000 Personen, die ihre Stimmabsicht einer Online-Umfrage von cash.ch kundtaten, sind dafür. 2253 sagten nein zu den beiden Vorlagen - AHV-Alter und Mehrwertsteuererhöhung sind getrennte Abstimmungen (mehr dazu hier). Abgestimmt wird am 25. September.
Im Einklang mit den jüngsten nationalen Umfragen liegt die cash-Abstimmung nicht - oder nicht mehr. In einer Umfrage Tamedia und "20 Minuten" Mitte August waren ebenfalls zwei Drittel der Befragten dafür gewesen. In einer Umfrage der Tamedia-Titel von Ende August war die Zustimmung aber nur noch leicht über 50 Prozent.
Über die Gründe für die hohe Zustimmung zur Vorlage bei der cash-Leserschaft lässt sich nur spekulieren. Leserinnen und Leser eines klar auf Themen Anlage, Vorsorge und persönliche Finanzen ausgerichteten Online-Mediums wie cash.ch sehen Geldthemen wahrscheinlich aus einer anderen Perspektive als die Gesamtbevölkerung im Schnitt.
Interessant ist aber insofern, dass die cash-Leserschaft mehrheitlich die Haltung einnimmt, die auch Wirtschaftsexperten haben. In einer am Donnerstag publizierten Umfrage des Wirtschaftsforschungsinstituts KOF der ETH Zürich und der "Neuen Zürcher Zeitung" befürworten von 133 befragten Ökonominnen und Ökonomen in der Schweiz gar 81 Prozent die AHV-Reform "aus ökonomischer Sicht". 9 Prozent äusserten sich neutral, ebensoviele lehnten das Vorhaben ab.
Die AHV-Abstimmung wird im Wahlvolk aber nicht nur ökonomisch, sondern auch aus einer persönlichen Perspektive wahrgenommen, wie die bisherigen gross angelegten Befragungen zeigen. Die Auswertung der knappen Umfragen von Ende August machte deutlich, dass Männer zu über zwei Dritteln für eine Erhöhung des AHV-Rentenalters für Frauen waren - bei den Frauen verhielt es sich genau umgekehrt. Das Argument vor allem von der politischen Linken, dieser Reformvorschlag in der Altersvorsorge belaste einseitig Frauen, kommt gemäss diesen Umfrageergebnissen inzwischen wohl besser an.
Neben der persönlichen Sicht auf das eigene Alter spielen durchaus auch emotionale Faktoren eine Rolle bei der individuellen Entscheidungsfindung. Zudem spielt das Alter eine Rolle: Bevölkerungsschichten unter 50 Jahren wiederum sehen das Pensionierungsalter weniger unmittelbar als jene, die in den nächsten Jahren auf die Rente zusteuern. Frauen der Jahrgänge 1961 bis 1965 wären von den Änderungen zunächst am unmittelbarsten betroffen, denn sie müssten länger arbeiten als sie bisher angenommen haben.
Der Ausgang der Abstimmung lässt sich derzeit nur schwer voraussagen. Am 14. September will die SRG SSR die Ergebnisse einer weiteren Umfrage zur AHV-Vorlage veröffentlichen.