Die Erfahrung zeigt, dass sich Menschen in der Schweiz ab etwa 45 Jahren verstärkt für die Altersvorsorge interessieren. Wer deutlich jünger ist, hat aber die grösseren Möglichkeiten, die finanzielle Lage für die Zukunft zu bestimmen. Je weiter die Pensionierung entfernt ist, desto länger ist der Horizont beim Sparen, Planen und Anlegen. 

Die Schweizer Vorsorge besteht aus drei Säulen: Die obligatorische staatliche Rente der AHV, in der die Guthaben umverteilt werden. In der zweiten Säule, der für Angestellte ebenfalls vorgeschriebenen Pensionskasse oder beruflichen Vorsorge, spart jede und jeder im eigenen Topf und bekommt das Geld im Alter nach bestimmten Regeln ausbezahlt. Unter der dritten Säule versteht man das private, freiwillige und eigenverantwortliche Sparen.

In den drei Säulen sind die wichtigsten Langfrist-Aspekte folgende:

AHV – Mögliche Lücken auffüllen

Nur wer praktisch das ganze Berufsleben lang Beiträge in die AHV einbezahlt, hat Anrecht auf die volle Rente. Frauen wird während 43 Jahren, Männern während 44 Jahren ein Betrag vom Lohn abgezogen. Derzeit ist der Arbeitnehmerbeitrag in der AHV 5,3 Prozent, wobei darin auch die Invalidenversicherung (IV) und die Erwerbsausfallentschädigung (EO) enthalten sind. Die Höhe der AHV hängt vom Einkommen ab.

  • Die AHV-Rente aufgrund des aktuellen Lohns ungefähr ausrechnen kann man hier.
  • Ob man Beitragslücken hat, lässt sich ganz einfach bei kantonalen Stellen erfragen: Eine Übersicht gibt es hier.

In die AHV nachzahlen kann man bei Beitragslücken auf bis zu fünf Jahre rückwirkend. Wer nicht mehr nachzahlen kann, dem wird die Rente tatsächlich lebenslang gekürzt.

Im Moment liegt die jährliche Rente für eine einzelne Person zwischen 14'220 und 28'440 Franken. Ein fehlendes Beitragsjahr führt zu mindestens 2,3 Prozent weniger Rente. Bei Verheirateten gilt ein Beitragsjahr für beide als erfüllt, wenn nur ein Partner in die AHV einbezahlt.

Pensionskasse – Bei der beruflichen Vorsorge gibt’s Unsicherheiten

Die Pensionskasse (PK) ist für die Mehrheit die grösste Stütze der Altersvorsorge. PK-Geld kann nach den heute gültigen Gesetzen als Kapital, als Rente oder als Mischung aus beidem bezogen werden. Zudem ist die PK auch eine Versicherung respektive eine Vorsorge für Invalidität und Hinterbliebene.

In die PK leisten Arbeitgeber und Arbeitnehmer bei Jahreslöhnen ab 21'510 Franken gemeinsam Beiträge. Abteilung für Human Resources jedes Unternehmens orientiert auf Anfrage, wie die zweite Säule genau organisiert ist.

Die Arbeitgeberbeiträge sind nach Alter gestaffelt:

AltersjahrProzentsatz des koordinierten Lohnes*
MännerFrauen
25-3425-347 Prozent 
35-4435-4410 Prozent 
45-5445-5415 Prozent 
55-6555-6418 Prozent 

Quelle: Bundesamt für Sozialversicherungen BSV / *Lohnanteile von 21'250 bis 60'945 Franken, seit 1.1. 2021.

Möglich ist, gezielte Einzahlungen in die zweite Säule zu machen. Diese werden aber fast nur PK-Versicherten ab etwa 55 Jahren zwecks Vorsorge- und Steueroptimierung empfohlen. 

Die berufliche Vorsorge ist für jene, die erst in 30 oder 40 Jahren das Rentenalter erreichen, etwas unberechenbar. Das als Grundlage für die PKs geltende Gesetz zur Beruflichen Vorsorge (BVG) ist politisch heiss umkämpft. In den nächsten Jahrzehnten dürften sich die Regeln noch ändern.

Weil die Bevölkerung altert, die Zinsen tief sind in der beruflichen Vorsorge Reformstau herrscht, sinken die Leistungen der PK. Eine Studie von 2020 besagt, dass sich die Rentenguthaben wegen der anhaltenden Tiefzinsen halbieren könnten. Wären die Zinsen bei 4 Prozent, käme mit einem Jahreslohn von 80'000 Franken über die Jahre ein Altersguthaben von 617'000 Franken zusammen. Bei 1 Prozent Zins erreicht man nur noch 340'000 Franken.

1 Prozent beträgt seit 2017 der so genannte BVG-Mindestzins, zu dem die Altersguthaben jährlich mindestens verzinst werden müssen. 

Säule 3a – Zinseszins und Steuern sparen

Bei einer Vorsorge nur aus AHV und PK könnte es einmal so sein, dass Menschen in eine Art Altersarmut fallen. Daher ist die dritte Säule extrem wichtig.  "Dritte Säule" und "Säule 3a" werden oft gleichgesetzt. Die dritte Säule meint aber das Sparen allgemein, 3a ist ein spezifisches Produkt. Die Säule 3a kann bei vielen Banken und Versicherungen eingerichtet, online und bei immer mehr Anbietern auch mit einem App verwaltet werden.

In die 3a können im Jahr maximal 6883 Franken einbezahlt werden. 3a-Gelder sind bis fünf Jahre vor der ordentlichen Pensionierung gesperrt (64 Jahre bei Frauen, 65 bei Männern) und können nur für wenige Ausnahmen – berufliche Selbständigkeit, Wegzug ins Ausland oder Kauf eines Hauses oder einer Wohnung – früher bezogen werden.

Zum Säule-3a- und Steuer-Rechner von cash.ch geht es hier.

Dass das Geld bis kurz vor der Pensionierung gebunden ist, schreckt gerade jüngere Menschen bei der Säule 3a manchmal ab. Doch wer 45 Jahre lang 6883 Franken einbezahlt, hat am Ende knapp 310'000 Franken gespart.

Gut 38'000 Franken davon entfallen allein auf die Zinsen, wenn man von einem Zins von 0,5 Prozent ausgeht. Dies liegt am so genannten Zinseszinseffekt: Zinsgutschriften werden Teil des Guthabens und verzinsen sich damit Jahr für Jahr mit. Dank der Vorzugs-Besteuerung beim Bezug spart man mit der Säule 3a zudem Steuern.

Anlegen – Langfristig geben Wertpapiere Rendite

In den vergangenen zehn Jahren sind zwei Anlageklassen lukrativ gewesen: Aktien und Immobilien. Für Investitionen in letztere braucht es in der Regel einiges an Kapital. Bei Aktien hingegen kann man schon mit kleinen Beträgen anfangen. 

Zwei Dinge sind aber zentral: Man muss bei Aktien und Wertschriften generell das Risiko streuen und dabei auch auf die Kosten achten. Bank-Produkte, Wertschriftensparpläne, Fonds oder Robo-Advisors bieten sich an, unterscheiden sich aber bei den Gebühren. Möglich ist auch, Geld in der Säule 3a in Wertschriften anzulegen. 

Um mit Aktien zu sparen, muss langfristig und diversifizert angelegt werden. Mit Aktien zu spekulieren - also häufig kaufen, auf steigende Kurse hoffen und dann verkaufen - macht einige zwar auch reich, ist aber keine nachhaltige Strategie fürs Sparen und Vermögen aufbauen. 

Nominale Performance von Aktien, annualisiert

ZeitraumPerformanceZeitraumPerformance
2018-20199,52 Prozent2000-20194,83 Prozent
2015-20197,8 Prozent1980-20199,04 Prozent
2010-20198,65 Prozent1926-20197,87 Prozent

Quelle: Privatbank Pictet & Cie, Dezember 2019

Im ausserordentlich guten Aktienjahrzehnt 2010 bis 2019 haben Aktien aufs Jahr gerechnet 8,65 Prozent Rendite ergeben. Ob dies weiter so bleibt, kann bei Aktien nie so sicher vorausgesagt werden. Aber es spricht vieles dafür, dass auch in den nächsten zehn oder 20 Jahren noch gute Renditen mit Aktien und Wertpapierstrategien möglich sind. 

Ein Tipp zum Schluss – Liquidität ist wichtig

Man spart im Lauf eines Lebens aber nicht alleine für das Alter. Auch mitten in der Zeit des Berufslebens braucht man Geldpolster. Deswegen raten seriöse Finanzplaner auch dazu, Liquidität zu halten. Das heisst: Bargeld oder leicht verfügbare Mittel auf dem Konto zu haben, um zwischendrin höhere Kosten stemmen zu können.

Dies ist eine gekürzte Version eines cash-Artikels, der zuerst am 7. Januar 2021 erschien.