Aus den Kursen ging dort am Montag hervor, dass Händler inzwischen 0,67 Prozentpunkte an Zinserhöhungen für die kommende Zinssitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am 8. September in den Kursen eingerechnet haben. Dies bedeutet, dass eine Anhebung um 0,50 Prozentpunkte bei Investoren als bereits ausgemachte Sache gilt und die Wahrscheinlichkeit einer noch stärkeren Anhebung um 0,75 Prozentpunkte mit etwa 67 Prozent taxiert wird. Vor den Auftritten der Notenbanker am Wochenende war am Geldmarkt am Freitag die Wahrscheinlichkeit für einen solchen noch kräftigeren Zinsschritt nur mit 24 Prozent taxiert worden.
Auf dem von der US-Notenbank organisierten Geldpolitik-Symposium in Jackson Hole in Wyoming hatten am Samstag sowohl EZB-Direktorin Isabel Schnabel als auch die Notenbank-Chefs von Frankreich und Lettland, Francois Villeroy de Galhau und Martins Kazaks, für kraftvolle oder deutliche Zinserhöhungen argumentiert, um die ausufernde Inflation zu bekämpfen. "Wir sollten offen dafür sein, sowohl 50 als auch 75 Basispunkte als mögliche Schritte zu diskutieren", merkte beispielsweise Kazaks an. EZB-Direktorin Schnabel zufolge müsse die Notenbank "starke Entschlossenheit" signalisieren, die Inflation schnell zur Zielmarke zu bewegen. Frankreichs Notenbankchef sprach sich für einen "signifikanten" Zinsschritt im September aus.
Die Inflation im Euro-Raum war im Juli auf einen neuen Rekordwert von 8,9 Prozent geklettert. Damit ist die Teuerung inzwischen mehr als vier mal so hoch wie das Ziel der EZB, die zwei Prozent für die Wirtschaft als Optimalwert anstrebt. Ein Ende des Inflationsschubs ist zudem nicht absehbar. Zudem nahm zuletzt die Gefahr zu, dass sich die langfristigen Inflationserwartungen vom Ziel der EZB entfernen könnten.
(Reuters)