Das teilte der Bundesrat am Mittwoch mit - und bestätigte damit Berichte der Tamedia-Zeitungen und weiterer Medien vom Vortag. Leu wird demnach als Botschafterin in Deutschland Paul Seger ersetzen, der in Pension geht.

Zuvor wird Leu die laufenden Sondierungsgespräche mit der EU zu Ende führen. Ende März hatte der Bundesrat mitgeteilt, dass bis Ende Juni die Eckwerte eines Verhandlungsmandats erarbeitet werden sollen. Die Gespräche mit der EU würden durch diesen Wechsel nicht beeinträchtigt, schrieb der Bundesrat am Mittwoch.

"Man weiss nie, was passiert"

Auch Leu selbst hat keine Bedenken, dass ihr Abgang negative Folgen für allfällige Verhandlungen haben könnte. Nach den Sondierungsgesprächen brauche es "gewisse Änderungen", sagte sie vor den Medien in Bern. "Wir sind es in der Diplomatie gewohnt, dass die Personen regelmässig wechseln."

Bis zu ihrem Wechsel in die Schweizer Botschaft nach Berlin habe sie noch genügend Zeit, die verbleibenden Aufgaben zu erledigen. Durch die länger als geplant dauernden Sondierungen hätten die allfälligen Verhandlungen besser vorbereitet werden können, sagte Leu. "Man sollte schneller vorankommen können." Sie sei aber vorsichtig, einen exakten Zeitpunkt für ein Verhandlungsende zu definieren.

Brüssel will nach eigenen Angaben bis zum Sommer 2024 Ergebnisse. Leu sagte dazu, dass eine Verhandlungsphase offen bleiben müsse. "Man weiss nie, was passiert." Die Sondierungen seien "kein Sonntagsspaziergang" gewesen. Müde sei sie deswegen aber nicht.

Die Zusammenarbeit mit Aussenminister Ignazio Cassis bezeichnete die bald abtretende Schweizer EU-Chefunterhändlerin als "gut und respektvoll". Es sei "eine persönliche Entscheidung" gewesen, wieder als Botschafterin ins Ausland zu gehen, sagte Leu.

"Engagierte und erfolgreiche Arbeit"

Die 62-jährige Spitzendiplomatin ist seit Oktober 2020 Staatssekretärin im Eidgenössischen Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA). In ihre dreijährige Amtszeit fiel auch der Abbruch der Verhandlungen über ein Rahmenabkommen mit der EU im Jahr 2021.

Leu habe "wesentlich dazu beigetragen, dass die Gespräche zwischen der Schweiz und der EU neu aufgegleist werden konnten", schrieb der Bundesrat. Die Sondierungen seien "weit vorangekommen". Leu habe "engagiert und erfolgreich" als Staatssekretärin gearbeitet.

Das EDA setzt laut dem Bundesrat eine Findungskommission für die Nachfolge Leus ein. Es wird bereits die sechste Person in den letzten zehn Jahren sein, die das EU-Dossier verantworten wird. Vor Leu hatten schon Roberto Balzaretti, Yves Rossier, Jacques de Watteville und Pascale Baeriswyl den Posten des Chefunterhändlers beziehungsweise der Chefunterhändlerin mit der EU inne.

Teheran, Paris, Brüssel, Berlin

Vor ihrer Tätigkeit als Staatssekretärin war Leu Botschafterin in Teheran und Paris. Nun übernimmt sie als Missionschefin in Deutschland "erneut eine strategisch und diplomatisch zentrale Aufgabe", wie der Bundesrat schrieb. Sie werde fortan zuständig sein für die Pflege der politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und wissenschaftlichen Beziehungen mit dem wichtigsten Schweizer Handelspartner.

Leu leitete seit 2021 auch das neu organisierte Staatssekretariat EDA, laut Aussenminister Cassis "das Herz des Aussendepartements". Dabei gleiste sie zusammen mit den anderen Departementen unter anderem die neue Aussenpolitische Strategie 2024-27 auf.

(AWP)