Einer Untersuchung des Kiel Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge stecken gegenwärtig rund elf Prozent aller verschifften Waren fest. "Die Staus in der Containerschifffahrt verfestigen sich auf hohem Niveau", sagte IfW-Handelsexperte Vincent Stamer am Dienstag. Erstmals sei dabei der Stau in der Nordsee am gravierendsten. "Deutlich über zwei Prozent der globalen Frachtkapazität steht dort still und kann weder be- noch entladen werden", sagte Stamer. Alleine in der Deutschen Bucht warten demnach 19 Containerschiffe auf Löschung ihrer Waren, zwei mehr als noch vor 14 Tagen.

Auch anderswo hakt es. Die Warteschlange vor den US-Bundesstaaten South Carolina und Georgia, wo der wichtige Containerhafen Savannah liegt, ist den Angaben zufolge deutlich länger geworden. Im Roten Meer, der wichtigsten Seehandelsroute zwischen Europa und Asien, werden dem IfW zufolge aktuell 16 Prozent weniger Waren verschifft, als unter normalen Umständen zu erwarten wäre.

Die Schwierigkeiten halten die Transportkosten hoch. Zwar seien die Frachtraten im Seehandel von Asien nach Nordeuropa beziehungsweise zur Westküste Nordamerikas seit Beginn des Jahres von jeweils mehr als 14'000 Dollar pro Container auf etwa 4000 beziehungsweise 8000 Dollar gefallen. "Die Staus verhindern jedoch eine Rückkehr zu Werten vor der Pandemie", sagte Stamer. "Die hohen Transportkosten erschweren so eine weitere Erholung des globalen Handels."

Aller Schwierigkeiten zum Trotz dürfte der globale Handel den Forscher zufolge im August gemessen am Vormonat zulegen. Demnach ist ein Wachstum von 1,2 Prozent zu erwarten. Die Vorzeichen für Deutschlands Handel sind allerdings negativ: Sowohl bei den Importen (-0,2 Prozent) als auch bei den Exporten (-0,7 Prozent) ist den Prognosen zufolge mit einem Rückgang zu rechnen. Für die deutschen Exporteure hatte die zweite Jahreshälfte wegen der sinkenden Nachfrage ihrer beiden wichtigsten Kunden USA und China bereits mit einem Rückschlag begonnen: Ihre Ausfuhren schrumpften im Juli um 2,1 Prozent zum Vormonat auf 131,3 Milliarden Euro, wie das Statistische Bundesamt ermittelte.

(Reuters)