Nach bisherigem Zwischenstand haben weder Donald Trump noch Joe Biden derzeit die Mehrheit von 270 Wahlleuten aus den Bundesstaaten sicher, die für einen Sieg nötig wären. Beide haben rechnerisch Chancen, die Wahl zu gewinnen. Hier die reaktion von Schweizer Experten:

Alessandro Bee, Ökonom, UBS:

"Ein klareres Ergebnis- auf die eine oder andere Seite - wäre für die dortige Wirtschaft natürlich besser gewesen. Ein knapper Ausgang oder ein unklarer Ausgang führt in der kurzen Frist zu  Unsicherheit. Und sollte es gar zu einem Patt kommen, ist es möglich,  dass die konjunkturpolitische Reaktion der USA schwächer ausfällt als bei einem  klaren Sieg einer der beiden Parteien."

"Mehr Unsicherheit und weniger Fiskalmassnahmen in den USA sind auch für  die Schweizer Wirtschaft in der Tendenz negativ. Allerdings  dürfte in den nächsten Monaten mehr im Vordergrund stehen, wie die Schweiz und das übrige Europa mit der zweiten Welle der Corona-Pandemie fertig werden. Das hat einen weitaus grösseren Einfluss sowohl auf die Binnen- also auch auf die Exportsektoren."

Carsten Junius, Bank. Chefökonom J. Safra Sarasin:

"Die Wahrscheinlichkeit eines grossen Fiskalpakets wäre bei einem demokratischen Durchmarsch gestiegen und ist nun deutlich gesunken.Damit dürften einige Zinserhöhungs-Erwartungen am Markt zurückgehen. Eine solche Entwicklung wäre eine Belastung für zyklische Sektoren und Banken, auf der anderen Seite würde sie den Tech-Sektor beflügeln. Ausserdem würde der Gesundheitssektor wohl von einem schwächeren Abschneiden von Joe Biden profitieren, weswegen sich auch der Schweizer Markt besser als andere Märkte entwickeln sollte."

Jan Atteslander, USA-Experte, Wirtschaftsdachverband Economiesuisse:

"Für die Schweizer Wirtschaft ist die Frage, ob Donald Trump im Weissen Haus bleibt oder Joe Biden neu dort einzieht, kurzfristig nicht zentral. Entscheidend ist vielmehr, wie und in welchem Zustand die USA aus der Coronakrise herausfinden. Die Ausfuhren der Schweizer KMU und Konzerne in die grösste Volkswirtschaft der Welt und die dortigen Direktinvestitionen haben in den letzten 28 Jahren stark zugenommen - und zwar unabhängig von der Parteizugehörigkeit der jeweiligen Präsidenten. Die Entwicklung der US-Konjunktur ist somit für viele Unternehmen wichtig.

"Mittelfristig sind gewisse Effekte je nach Wahlausgang aber möglich. Bei einer Trump-Administration sind allfällige Wechsel bei den wichtigsten Ministerposten zu beachten, während bei einer Biden-Administration wohl grössere Anpassungen in den Politikbereichen zu erwarten wären."

(AWP/cash)