"Es war damit für das Jahr 2020 eine der grösste Untersuchungen weltweit in diesem Bereich. Vor Pandemie-Zeiten wurden für solche Studien nur ein paar hundert Gene sequenziert", sagte Studienleiterin Tanja Stadler auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Stadler ist Professorin an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich. Sie war ab August 2021 Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, bis diese aufgelöst wurde.
Nach den Grenzschliessungen wurden demnach rund 90 Prozent weniger Infektionen in die Schweiz importiert. Diese Ergebnisse legen nahe, dass das Infektionsgeschehen im Inland erfolgreich vom Ausland entkoppelt worden ist, schrieben die Autorinnen und Autoren in der Studie. Weiter war die Dauer, in der sich eingeführte Viren in der Bevölkerung hielten, zu Zeiten des Lockdowns etwa halb so lang im Vergleich zu danach.
Zudem wurde in Zeiten von effektivem Contact Tracing die Anzahl Personen halbiert, die durch eine infizierte Person im Schnitt angesteckt wurden. Für den Herbst 2020 konnten die Forscherinnen und Forscher hingegen keine Wirkung von Kontaktnachverfolgungen nachweisen. "Wir erklären uns das mit der Überlastung des Contact-Tracings in dieser Zeit", erklärte Stadler.
Virencode entschlüsselt
Der Vorteil der Studie liege im Umfang der untersuchten Daten. "Dass diese Massnahmen wirksam waren, wurde bereits zuvor in qualitativen Studien gezeigt. Wir haben es basierend auf genomischen Daten quantifiziert", erklärte Stadler.
Die Ergebnisse beruhen auf Genom-Sequenzierungen. Dabei wurde der aus 30'000 Buchstaben bestehende "Code" eines Virus entschlüsselt. Durch die Entschlüsselung dieser Buchstabensequenz - die Gen-Sequenzierung - liessen sich Infektionswege nachvollziehen.
(AWP)