"Ohne marktorientierten Wandel wird China Schwierigkeiten haben, bis zur Mitte dieses Jahrzehnts ein Wachstumspotenzial von mehr als drei Prozent pro Jahr aufrechtzuerhalten", heisst es in der am Dienstag veröffentlichten Studie des US-Instituts Atlantic Council und der Beratungsfirma Rhodium Group.

Unzureichender Marktwettbewerb und Ineffizienz könnten die Produktivität verringern und damit das Bruttoinlandsprodukt dämpfen - "möglicherweise um Billionen von Dollar innerhalb von fünf Jahren". Das umfassende Vorgehen der Regierung gegen Privatunternehmen - von der Technologiebranche bis zum Bildungswesen - lasse eine stärkere staatliche Kontrolle in den kommenden Jahren erwarten.

Seit Präsident Xi Jinping Anfang August das Streben nach "gemeinsamem Wohlstand" ausgerufen hat, schaut die Welt gebannt auf die nach den USA zweitgrösste Volkswirtschaft. Konzerne spenden dort plötzlich Milliarden für wohltätige Zwecke, der Mietenanstieg wird gedeckelt, Steuerhinterziehung stärker bekämpft, während Börsengänge abgesagt und Online-Spiele eingeschränkt wurden. Investoren zufolge ist in China ein grundlegender Wandel im Gange. Aggressive Reformen zielten darauf ab, die enorme Ungleichheit zu senken - notfalls auch zulasten der Unternehmen. An den Aktienmärkten hat das zu deutlichen Kursverlusten geführt.

Chinas Wirtschaftswachstum hat sich der Studie zufolge von 2011 bis 2020 allmählich abgeschwächt. Die Regierung hat sich für dieses Jahr ein Wachstumsziel gesetzt, nachdem es wegen der Corona-Pandemie 2020 nur zu einem Plus von 2,3 Prozent gereicht hatte. Zwar habe China in einigen Bereichen wie dem Handel Fortschritte gemacht und die Zölle auf ein Niveau gesenkt, das mit dem der Industrieländer vergleichbar sei oder sogar darunter liege, heißt es in der Studie. Doch die jüngsten politischen Signale stünden im Widerspruch zu einem marktorientierten Kurs. "Das Versprechen von Präsident Xi zu Beginn seiner Amtszeit, die Märkte ausschlaggebend zu machen, droht zu scheitern", heißt es in dem Bericht.

Darin wird auch darauf hingewiesen, dass normale Chinesen kaum im Ausland investieren könnten. Das habe zu einem Überfluss an Kapital im Inland geführt, was wiederum in vielen Branchen im Inland die Überkapazitäten noch erhöht habe.

(Reuters)