Tourismus und Verkehr verzeichnen demnach Einbrüche von etwa 90 Prozent, der Einzelhandel ohne Lebensmittelgeschäfte von 50 Prozent und die Industrieproduktion von rund zehn Prozent. Im ersten Quartal dürfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) deshalb um etwa 1,2 Prozent zum vorangegangenen Vieteljahr schrumpfen, im zweiten dann sogar um drei Prozent, sagte der frühere Chefvolkswirt des italienischen Finanzministeriums.

Italien geht mit aller Macht gegen eine weitere Ausbreitung des Coronavirus vor. Die Bewegungsfreiheit der Bürger ist ab Dienstag im ganzen Land eingeschränkt, nicht mehr nur in den am stärksten betroffenen Regionen im Norden. Reisen sind nur noch erlaubt, wenn sie beruflich, medizinisch oder durch einen Notfall begründet sind. "Niemand weiss, wie lange diese Massnahmen in Kraft bleiben werden, daher ist es unmöglich, eine ernsthafte Prognose des BIP für das gesamte Jahr zu erstellen", sagte Codogno. "Ausgehend von der Annahme, dass die Massnahmen Ende April aufgehoben werden, erwarte ich, dass sich die Produktion im Mai erholen und dann im Juni wieder steigen wird."

Italiens Wirtschaft hinkt auch so schon seit Jahren der Euro-Zone hinterher. Die Wirtschaft leidet Ökonomen zufolge unter zu viel Bürokratie und einem starren Arbeitsmarkt. Dazu kommt ein Schuldenberg von mehr als 130 Prozent der Wirtschaftsleistung, der zweithöchste nach Griechenland im Euro-Raum. Der Staat muss daher viel Geld für den Schuldendienst aufwenden, was für Investitionen fehlt.

(AWP)