Die chinesische Regierung geht gegen den Internetgiganten Alibaba immer deutlicher vor. Die staatlichen Regulatoren stören sich insbesondere an der der Schnelligkeit und dem Ausmass, wie der Internetgigant Einfluss im Alltag der Chinesen gewonnen hat.

Nach diversen Andeutungen in den letzten Wochen hat der chinesische Staat eine kartellrechtliche Untersuchung gegen Alibaba gestartet. Staatsbeamte wurden dazu in das Alibaba-Hauptquartier in Hangzhou gesandt. Dies wird von Beobachtern als Beginn eines harten Durchgreifens von Seiten der kommunistischen Partei gegenüber Alibaba und dessen Gründer Jack Ma verstanden.

Jack Ma, der wohl bekannteste Geschäftsmann Chinas, ist zudem seit einem Monat von der Bildfläche verschwunden. Die chinesische Regierung hat Ma angehalten, das Land nicht zu verlassen, berichtete eine mit der Angelegenheit vertraute Person der Nachrichtenagentur Bloomberg.

Financial Ant vor ungewisser Zukunft

Die chinesische Zentralbank forderte am Sonntag die Alibaba-Tochtergesellschaft Ant Financial in einem zweiten Schritt auf, sich wieder auf sein ursprüngliches Kerngeschäft zu konzentrieren. Das Finanzunternehmen soll sein Geschäft mit Kreditvergabe, Versicherungen und Vermögensverwaltung "bereinigen", wie es in einer Mitteilung der Zentralbank am Sonntag hiess. 

Stattdessen solle sich Ant wieder auf seine Wurzeln als Anbieter von Zahlungsdienstleistungen besinnen. Vor wenigen Wochen war bereits der Börsengang des Unternehmens geplatzt, an dem Alibaba zu einem Drittel beteiligt ist. Ein Börsengang, der als einer der grösstebn weltweit gegolten hätte, ist aus heutiger Sicht zunehmend unwahrscheinlich.

Das staatliche Kontrollbegehen über das Alibaba-Imperium weckt bei den Anlegern Ängste vor der Zerschlagung des Internetkonzerns. Für Alibaba-Titel ging es in Hongkong am Montag um knapp acht Prozent bergab, obwohl der Amazon-Konkurrent sein Aktienrückkaufprogramm von sechs auf zehn Milliarden US-Dollar aufgestockt hatte.

Die Alibaba-Aktie fiel damit den sechsten Tag in Folge. Der Wertlerlust der letzten Wochen ist immens: Ende Oktober stand die Aktie noch bei 317 Dollar. Heute ist sie noch 220 Dollar wert.

Aktienkursentwicklung von Alibaba in diesem Jahr (Quelle: cash.ch).

Klare Botschaft an andere Internetunternehmen

Anleger antizipieren zudem, dass der Fall "Alibaba" nur der Startschuss für eine grössere staatliche Einflussnahme bei den chinesischen Internetunternehmen ist. So hat das Sprachrohr der kommunistischen Partei, die Volkstageszeitung "The People’s Daily", am Wochenende verlautbart, dass andere chinesische Internetunternehmen die staatliche Untersuchung in Alibaba als Chance sehen sollten, ihr Bewusstsein für einen fairen Wettbewerb zu schärfen.

So waren am Montag auch die Aktien der Internetgiganten Tencent (-6,7 Prozent), JD (-2,2 Prozent) und Meituan (-6,9 Prozent) in Hongkong schwer unter Verkaufsdruck. Besonders abgestraft wurden die E-Health Ableger JD Health (-8 Prozent) und Alibaba Health (-13 Prozent). Insgesamt verloren Alibaba, Tencent, Meituan und JD.com in den letzten zwei Tagen rund 200 Milliarden Dollar an Börsenwert.

Investoren sind sich aktuell nicht sicher, wie stark die chinesische Regierung eingreifen will. Manche Analysten gehen jedoch davon aus, dass ein gezieltes und hartes Durchgreifen erfolgen wird. Der Fall "Alibaba" soll offenbar eine eindeutige Botschaft an den Rest der Industrie sein.

(Bloomberg/cash)