Nach der Siegesrede Bidens war der Mann im Weissen Haus zunächst still geblieben. Doch am Sonntag meldete er sich bei Twitter zurück und und liess erkennen, dass er sich weiter als Opfer systematischen Wahlbetrugs sieht. In den von ihm abgesetzten Tweets schien Trump konservative Unterstützer zu zitieren, die seine Behauptungen stützen sollen. Der 74-Jährige bleibt seit Tagen stichhaltige Beweise schuldig.

Seit seiner Wahlniederlage war Trump nicht öffentlich aufgetreten, fuhr allerdings am Sonntag in seinen Golfclub im Bundesstaat Virginia. Unterdessen warb sein Wahlkampfteam in Mails an Unterstützer weiter um Spenden für Klagen. Allerdings steht im Kleingedruckten auf der Spendenseite im Internet, dass ein grosser Teil der eingesammelten Mittel zur Aufwendung von Wahlkampfschulden eingesetzt werden soll.

US-Medien berichten unterdessen davon, dass Trumps Umfeld versucht, auf den Präsidenten einzuwirken. Besonders seinen Familienmitgliedern wird grosser Einfluss auf Trump nachgesagt. Nach Darstellung des TV-Senders CNN legte First Lady Melania ihrem Mann nahe, seine Niederlage zu akzeptieren.

Auch Schwiegersohn Jared Kushner soll mit seinem Schwiegervater über das Thema geredet haben. Dem Nachrichtenportal "Axios" zufolge riet er ihm, den Rechtsweg weiter zu verfolgen. Kushner und seine Ehefrau Ivanka Trump sind offiziell Berater des Präsidenten. "Axios" zitierte eine anonyme Quelle damit, dass "unangenehme Gespräche" im Dunstkreis Trumps stattfänden und sein engster Zirkel den Wahlsieg abgeschrieben habe - doch Trump weiter darauf bestehe, gewonnen zu haben.

Der ehemalige Präsident George W. Bush - ein Republikaner - spricht von einer "grundsätzlich fairen" Wahl, deren "Ergebnis klar" sei. Er habe Biden angerufen und ihm zum Sieg gratuliert, erklärt Bush. Trump habe das Recht, Neuauszählungen zu beantragen und Klagen einzureichen.

Die konservative Zeitung «New York Post» wendete sich zuvor von Präsident Donald Trump ab. In einem Artikel vom Samstag schrieben die Kommentatoren der Zeitung zwar, dass Trump viel für das Land getan habe - doch mit der Verschwörungstheorie der «gestohlenen Wahl» aufhören müsse, wenn er seine eigene Stimme nicht «marginalisieren» wolle.

Zugleich veröffentlichte die Zeitung einen ungewohnt positiven Artikel über den neu gewählten Präsidenten Joe Biden mit dem Titel «It's Joe Time». Noch vor wenigen Wochen hatte die Zeitung einen der vernichtendsten Artikel über Joe Bidens Sohn Hunter veröffentlicht. Er basierte auf fragwürdigen Quellen und brachte dem Blatt landesweit Kritik ein.

Einflussreiche Konservative stärkten Trump unterdessen den Rücken. "Präsident Trump sollte sich nicht geschlagen geben", sagte der Senator Lindsey Graham am Sonntag im Interview mit dem TV-Sender Fox News. "Dies ist eine umstrittene Wahl. Die Medien entscheiden nicht, wer Präsident wird. Wenn sie dies tun würden, gäbe es niemals einen republikanischen Präsidenten", sagte Graham weiter. Trump müsse vor Gericht ziehen

(SDA/cash)