An einer Bankentagung in Frankfurt sagte Sergio Ermotti auch: Konsolidierung sei allerdings nicht der einzige Weg zur Problemlösung. "Grösse ist entscheidend", betonte Ermotti am Mittwoch. Das Problem sei nicht, dass Banken so gross würden, dass der Steuerzahler sie im Krisenfall zwingend retten müsse. Das Problem sei eher, dass Institute zu klein seien, um überleben zu können.

Auch Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing zeigte sich für eine Neuordnung der Bankenbranche in Europa grundsätzlich offen. "Wir brauchen in Europa den Mut zur Konsolidierung. Wir brauchen auch grössere Banken. Aber die Voraussetzungen müssen passen", sagte er an dem Anlass. Noch hemmten zum Beispiel unterschiedliche Insolvenzordnungen in den einzelnen europäischen Ländern grenzübergreifende Zusammenschlüsse.

Commerzbank will Sparkasse kaufen

Im Frühjahr hatten Deutsche Bank und Commerzbank die Möglichkeit einer Fusion ausgelotet. Die beiden Institute sahen jedoch letztlich keinen Sinn in einem Zusammenschluss. Die Deutsche Bank brachte danach einen radikalen Konzernumbau inklusive der Streichung Tausender Stellen auf den Weg, der Commerzbank-Vorstand will sich im Herbst zum künftigen Kurs des MDax-Konzerns äussern.

Commerzbank-Chef Martin Zielke zeigte sich ebenfalls offen für neue Fusionsanläufe: "Ich würde gerne, wenn es möglich wäre, in unserem zersplitterten Markt Konsolidierung vorantreiben. Ich würde gerne eine Sparkasse kaufen."

Derweil sieht Deutsche-Bank-Chef Sewing die Notenbanken mit ihrem Latein am Ende: "Die Zentralbanken haben kaum noch Mittel, um eine echte Wirtschaftskrise wirkungsvoll abzudämpfen." Sie hätten bereits jetzt den Geldhahn bis zum Anschlag aufgedreht - allen voran die Europäische Zentralbank.

Angesichts immer düsterer Aussichten für die Konjunktur hat die Europäische Zentralbank (EZB) Handlungsbereitschaft signalisiert. Im Raum stehen neue Anleihenkäufe sowie eine Verschärfung des Strafzinses für Bankeinlagen. Derzeit verlangt die EZB von Geschäftsbanken 0,4 Prozent Zinsen für geparkte Gelder. EZB-Präsident Mario Draghi hatte angedeutet, dass dieser negative Einlagensatz weiter ins Minus gesenkt werden könnte - möglicherweise schon bei der nächsten EZB-Sitzung am 12. September. Der Strafzins soll Banken dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben und so die Wirtschaft anzukurbeln.

"Gesamtwirtschaftlich wird eine weitere Zinssenkung auf dem aktuellen Niveau verpuffen. Sie wird lediglich die Vermögenspreise weiter in die Höhe treiben und die Sparer weiter belasten", sagte Sewing. Schon jetzt belaste die EZB-Zinspolitik die Branche enorm. "Allein uns als Deutsche Bank kosten die negativen Einlagenzinsen einen hohen dreistelligen Millionenbetrag in diesem Jahr. Auf vier Jahre hochgerechnet sind das deutlich mehr als zwei Milliarden Euro", rechnete Sewing vor. "Langfristig ruinieren diese Niedrigzinsen das Finanzsystem."

Folgen der Geldpolitik

Auch Ermotti warnte, die langfristigen Folgen der Niedrigzinspolitik könne niemand seriös vorhersagen. Für Banken sei diese Geldpolitik nicht gut, aber auch die Folgen für die gesamte Gesellschaft seien nicht zu unterschätzen.

Auch eine Staffelung des Strafzinses, über die die Währungshüter diskutieren, würde nach Einschätzung des Deutsche-Bank-Chefs am Grundproblem nichts ändern. Sewings Fazit: "Auf eine ernsthafte Wirtschaftskrise ist die Welt nicht gut vorbereitet - und Europa schon gar nicht."

Deutschland müsse zudem im eigenen Land mehr investieren, um die Grundlagen für künftiges Wachstum zu legen, mahnte Sewing. "Seit Jahren werden wir dafür kritisiert, dass wir als Land zu wenig investieren - und diese Kritik ist berechtigt." Es gehe "nicht um ein klassisches Konjunkturprogramm", es gehe um Technologie, bessere Forschungszentren, bessere Bildung, bessere Datennetze.

(AWP)