Das geht aus einem Bericht hervor, den die Grünen im EU-Parlament am Montag veröffentlicht haben. Die im April 2016 veröffentlichen Panama Papers berichteten über gut 200'000 von der Finanzkanzlei Mossack Fonseca mit Sitz in Panama gegründete Kapitalgesellschaften, in denen Politiker, Prominente und Sportler ihr Vermögen geparkt hatten.
Dies veranlasste die Grünen-Fraktion im EU-Parlament einen eigenen Bericht zu verfassen. Dieser Bericht fokussiert auf die Vermittler zwischen reichen Kunden und Anbietern von Briefkastenfirmen. Dabei handelt es sich etwa um Banken, Anwaltskanzleien oder Prüfungsfirmen.
Der Bericht, aus dem am Dienstag zuerst die "Neue Zürcher Zeitung" zitierte und der auch der Nachrichtenagentur sda vorliegt, hat anhand der Panama Papers (2016), der Offshore Leaks (2013) und der Bahamas Leaks (2016) insgesamt 24'176 Vermittler ausgemacht. 140 davon werden als internationale Vermittler eingestuft, da sie in den Unterlagen mit Geschäftseinheiten in mindestens drei Ländern auftauchen.
Als Folge des Berichts geben die Grünen sieben Empfehlungen ab. Darunter etwa, dass die EU einen politischen Dialog mit Hongkong, der Schweiz und Grossbritannien aufnehmen sollen bezüglich Regulierungen von Vermittlern.
UBS und Credit Suisse an der Spitze
Die meisten Vermittler sind demnach in Hongkong angesiedelt - 4886 zählt der Bericht. Die meisten dieser Anbieter sind auf dem asiatischen Kontinent zu finden. Rund ein Viertel entfallen auf Europa. Als einzige europäische Länder sind Grossbritannien (Rang 2) und die Schweiz (Rang 5) in den Top Ten zu finden. 1321 der Vermittler sind oder waren in der Schweiz tätig.
In den Top 20 der internationalen Vermittler sind unter anderem acht Banken und mit Deloitte & Touche sowie PrivewaterhouseCoopers auch zwei der sogenannten "Big 4" der Wirtschaftsprüfer. Die UBS mit 13'285 respektive die CS mit 11'347 verbundenen Offshore-Firmen in jeweils über zehn Ländern stehen die Schweizer Grossbanken an der Spitze der Anbieter.
Bereits bei der Veröffentlichung der Panama Papers gerieten die Schweizer Grossbanken ins Kreuzfeuer der Kritik. Sie sollen zu den aktivsten Gründern von Offshore-Gesellschaften gehört haben. Die Credit Suisse Channel Islands Limited und die UBS Filiale in Genf sollen dabei besonders häufig solche Firmen mit Hilfe des panamaischen Anwaltskanzlei eingetragen haben. Für die CS-Tochtergesellschaft zeigte eine Aufstellung 918 und für die UBS 579 solcher Gründungen.
Grossbanken beteuern Gesetzmässigkeit
Beide Grossbanken beteuerten damals wie auch heute die Gesetzmässigkeit ihrer Tätigkeit. So stellt die UBS am Dienstag auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur sda fest, dass sie die wirtschaftlich Berechtigten von Firmen, mit denen sie auf Wunsch ihrer Kunden zusammenarbeitet, in jedem Fall kenne. Dabei würden für alle Bank- und Geschäftsbeziehungen die gleichen strengen Regeln zur Bekämpfung von Geldwäscherei gelten.
Die UBS - die sich 2010 aus dem Geschäft mit Offshore-Firmen zurückzog - wende diese Regeln konsequent an und gehe Verdachtsmomenten systematisch nach, hiess es von der Grossbank weiter. Legitime Gründe für solche Verbindungen gebe es aber viele - so zum Beispiel um Beteiligungen, Immobilien- oder Anteilsbesitz in verschiedenen Jurisdiktionen zu konsolidieren etwa für die Nachlass- und Vermögensplanung.
Auch für die Credit Suisse ist es von entscheidender Bedeutung, dass ihre Kunden Vermögensstrukturen ausschliesslich für zulässige Zwecke nutzen - zum Beispiel zur Organisation des Vermögens von Familien, die über Finanzanlagen in verschiedenen Ländern verfügen, schreibt die Grossbank auf Anfrage.
Die CS habe sich zu Steuerkonformität verpflichtet und betreibe ihre grenzüberschreitenden Bankgeschäfte unter strenger Einhaltung sämtlicher Gesetze, Regeln und Vorschriften der jeweiligen Länder. Zudem habe sie seit 2013 für viele Länder Programme zur Steuerregulierung eingeführt. Privatkunden müssten ihre Steuerkonformität nachweisen. Falls sie das nicht könnten, kündige die CS die Bankbeziehung.
(AWP)