18:20

Der staatliche finnische Energiekonzern Gasum geht im Streit um die von Russland für Gaslieferungen geforderte Zahlung in Rubel auf Konfrontationskurs zum russischen Gasriesen Gazprom. Gasum teilte am Dienstag mit, die Forderung nach einer Abwicklung in Rubel nicht zu akzeptieren. Daher bestehe die Gefahr, dass Russland seine Lieferungen einstelle. Russland hat wegen der Ablehnung seiner Rubelforderung Polen und Bulgarien den Gashahn bereits abgedreht. Gasum werde alles dafür tun, dass die Versorgung Finnlands gesichert sei, sagte Vorstandschef Mika Wiljanen. Der Konzern habe eine Schlichtungsstelle angerufen, um den Fall zu klären.

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17:50

Das russische Parlament stellt nach dem offenbaren Ende der Belagerung des Stahlwerks in Mariupol einen Austausch von gefangengenommen Mitgliedern des umstrittenen ukrainischen Regiments Asow infrage. Dies seien Nazi-Verbrecher, die von derartigen Vereinbarungen ausgeschlossen werden müssten, sagte Duma-Präsident Wjatscheslaw Wolodin am Dienstag. "Es sind Kriegsverbrecher und wir müssen alles tun, um sie zur Rechenschaft zu ziehen." Der Duma-Website zufolge ordnete er entsprechende Anweisungen der Ausschüsse für Verteidigung und Sicherheit an. Der Vorsitzende des Aussenausschusses der Duma und Unterhändler bei Verhandlungen mit der Ukraine Leonid Slutski nannte die Asow-Kämpfer "Tiere in Menschengestalt". Er forderte für sie die Todesstrafe.

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17:25

Der Energiekonzern Uniper bezahlt nach eigenen Angaben seine Gaslieferungen aus Russland weiter in Euro. "Wir erhalten die Rechnung in Euro. Und wir bezahlen in Euro auf ein Konto der Gazprombank im Einklang mit dem neuen Zahlungsmechanismus", erklärt das Unternehmen. Auf diese Weise sei eine fristgerechte Vertragserfüllung gewährleistet. Russland hat mit der Forderung nach einer Zahlung seiner Gaslieferungen in Rubel Sorgen im Westen forciert, dass wie im Fall von Polen und Bulgarien der Gashahn zugedreht werden könnte.

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17:05

Mindestens sieben Busse mit ukrainischen Kämpfern verlassen einem Mitarbeiter der Nachrichtenagentur  Reuters zufolge unter Begleitung von prorussischen Truppen das Asowstal-Stahlwerk in Mariupol. Einige ihnen sind offenbar nicht verwundet.

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16:45

Die ukrainische Landwirtschaft wird sich nach Regierungsangaben erst in einigen Jahren von den Folgen des Krieges erholen. Dies erklärt Vize-Wirtschaftsminister Taras Katschka auf der Agrar-Konferenz GrainCom in Genf. Die Ukraine ist einer der wichtigsten Exporteure von Getreide und Ölsaat.

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16:15

Die kurzfristige Finanzierung der Ukraine mit rund 15 Milliarden Euro soll noch diese Woche geklärt werden. US-Finanzministerin Janet Yellen rief am Dienstag in Brüssel den Westen auf, die Hilfen für den von Russland angegriffenen Staat aufzustocken. Ein hochrangiger deutscher Regierungsvertreter sagte, die Finanzminister der sieben führenden Industrienationen (G7) würden diese Woche in Bonn und Königswinter ein 15 Milliarden Euro schweres Paket schnüren. Die USA dürften in etwa die Hälfte beisteuern. Auch der Umgang mit eingefrorenen Mitteln des russischen Staates dürfte dabei Thema werden.

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15:50

Im Falle eines russischen Gaslieferstopps sollen in Deutschland Gaskraftwerke abgeschaltet werden, sofern sie nicht der Netzstabilität dienen. Das sagt der Präsident der Bundesnetzagentur, Klaus Müller, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". "Ich erwarte, dass die Kraftwerksbetreiber eine Reihe von Kohlekraftwerken wieder einsetzen können und sollten, um damit Strom zu erzeugen statt aus Gas. Das schmerzt den Klimaschützer in mir, denn die Treibhausgasbilanz verschlechtert sich."

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15:25

Russlands Präsident Wladimir Putin erklärt, für einige europäische Länder sei es unmöglich, ganz auf Importe russischen Öls zu verzichten. Während eines im Fernsehen übertragenen Treffens mit russischen Öl-Managern erklärt er weiter, die Sanktionen des Westens und das geplante Embargo gegen russisches Öl hätten einen weltweiten Anstieg der Ölpreise verursacht.

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14:30

Liechtenstein hat nach Angaben von Ministerpräsident Daniel Risch im Zusammenhang mit Russland-Sanktionen bereits Vermögen im Umfang von rund 260 Millionen Franken eingefroren. Bei Vermögenswerten, die sich nicht in Liechtenstein befinden, arbeite man mit westlichen Partnern sehr eng zusammen. 

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13:00

Russland hat eigenen Angaben zufolge im Westen der Ukraine Waffenlieferungen aus den USA und Europa zerstört. Raketen hätten Ziele in der Region um Lwiw getroffen, teilt das russische Verteidigungsministerium mit. Das Ministerium bestätigt zudem einen Bericht pro-russischer Separatisten, dass sich im Stahlwerk Asowstal in Mariupol 250 ukrainische Kämpfer ergeben hätten. 51 von ihnen seien verwundet.

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11:50

Nach Monaten erbitterter Kämpfe um Mariupol gibt die Ukraine dort ihre letzte Bastion auf und überlässt damit russischen Truppen die Kontrolle über die weitgehend zerstörte Hafenstadt. Das ukrainische Militär kündigte am Dienstag an, eine komplette Evakuierung des Asowstal-Werks anzustreben. Die Anlage war zum Sinnbild für den Widerstand in Mariupol geworden, weil sich dort wochenlang ukrainische Kämpfer verschanzt hatten.

Nachdem zuletzt bereits Zivilisten, die dort ebenfalls ausgeharrt hatten, in Sicherheit gebracht worden waren, folgten laut der Ukraine nun mehr als 250 Kämpfer. In dem Asowstal-Werk sollen rund 600 Kämpfer ausgeharrt haben. Laut der ukrainischen Regierung wurden nun 211 in den Ort Oleniwka gebracht, der in der von pro-russischen Separatisten kontrollierten Region Donezk liegt.

Vize-Verteidigungsministerin Anna Maljar erklärte, 53 verwundete Soldaten seien in ein Krankenhaus in der russisch kontrollierten Stadt Nowoasowsk gebracht worden. Für alle Evakuierten sei ein möglicher Gefangenenaustausch mit Russland vorgesehen.

In Nowoasowsk trafen fünf Busse mit ukrainischen Soldaten ein. Aus einem mit dem für russische Militärfahrzeuge typischen "Z" markierten Bus wurde auf einer Trage ein Mann hinaus transportiert, dessen Kopf dick mit Verband umwickelt war. In dem Bus lagen Verwundete auf Tragen in drei Etagen.

Die von Russland unterstützten Separatisten sprachen von 256 Kämpfern aus dem Stahlwerk, die "sich ergeben" hätten. 51 von ihnen seien verletzt. Die Evakuierung des Stahlwerks markiert nicht nur das Ende eines der bisher verlustreichsten Kämpfe des Kriegs, sondern auch einen symbolträchtigen Verlust für die Ukraine.

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10:50

Der russische Aussenminister Sergej Lawrow sieht keinen grossen Unterschied, sollten Schweden und Finnland der Nato beitreten. Die beiden Länder, wie auch andere neutrale Staaten, hätten bereits seit Jahren an Nato-Manövern teilgenommen, sagt Lawrow.

"Die Nato kalkuliert ihr Territorium bei der Planung militärischer Vorstösse nach Osten mit ein. In diesem Sinne gibt es also wahrscheinlich keinen grossen Unterschied. Mal sehen, wie ihr Territorium in der Praxis im Nordatlantikbündnis genutzt wird." Schweden und Finnland haben sich angesichts des russischen Angriffs auf die Ukraine für einen Beitritt zu dem von den USA geführten Militärbündnis ausgesprochen.

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09:20

Die Türkei will im Ringen um einen Nato-Beitritt Schwedens und Finnlands laut Luxemburgs Aussenminister Jean Asselborn Zugeständnisse zum Kauf von US-Kampfjets erreichen. Dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gehe es nicht wirklich um die von ihm vorgebrachten Einwände wegen der angeblichen Unterstützung terroristischer Gruppen wie der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK durch die beiden Länder, sagt Asselborn im ZDF.

"Erdogan will den Preis steigern." Er setze darauf, dass ein Kauf von US-Kampfjets nun doch noch zustande komme, der nach der Anschaffung eines russischen Luftabwehrsystems durch die Türkei von der Regierung in Washington gestoppt worden war. Ein solcher Kampfjet-Verkauf an die Türkei sei in den USA jetzt wieder in der Diskussion.

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08:25

Polen lockert die Grenzkontrollen, um der Ukraine höhere Getreide-Exporte zu ermöglichen. Es solle auch das dafür zuständige Personal aufgestockt werden, teilt das ukrainische Landwirtschaftsministerium mit. Zuvor hatten die beiden Länder eine entsprechende Vereinbarung unterzeichnet. Da die Häfen der Ukraine am Schwarzen Meer von Russland blockiert werden, muss das Getreide über die westlichen Grenzen ausser Landes gebracht werden. Die Ukraine gehört zu den weltweit grössten Getreidelieferanten.

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07:30

Das britische Verteidigungsministerium berichtet, dass in der Region von Chernihiw nördlich von Kiew 3500 Gebäude zerstört worden seinen, davon 80 Prozent Wohnhäuser. 

Dies deute darauf hin, dass Russland Artillerie gegen bewohnte Gebiete einsetze, was das Risiko vieler ziviler Opfer beinhaltet. Ein Grund für den Einsatz von Artillerie sei auch, dass Russland Kampfflugzeuge schonen wolle. 

 

 

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06:50

Nach wochenlanger Blockade haben gut 260 ukrainische Soldaten das Asow-Stahlwerk in Mariupol verlassen. Darunter waren 53 Schwerverletzte, wie der ukrainische Generalstab in der Nacht zum Dienstag mitteilte. Fast zeitgleich mit der Evakuierung gab es erneut einen russischen Luftangriff bei der Grossstadt Lwiw im Westen der Ukraine.

211 der aus dem Stahlwerk Azovstal evakuierten ukrainischen Soldaten wurden in eine von russischen Truppen besetzte Ortschaft gebracht. Sie sollten später in einem Gefangenenaustausch freikommen, hiess es. An der Evakuierung weiterer Kämpfer aus dem Werk werde noch gearbeitet. Auf dem Gelände sollen sich noch mehrere Hundert Soldaten aufhalten. Vize-Verteidigungsministerin Hanna Maljar betonte, ein Freikämpfen von Azovstal sei nicht möglich gewesen. Von russischer Seite wurde ein geplanter Gefangenenaustausch bislang nicht offiziell bestätigt. Das russische Verteidigungsministerium hatte zuvor lediglich von einer Feuerpause für die Evakuierung gesprochen.

 

 

Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner Videoansprache, die Ukraine brauche ihre Helden lebend. An der Evakuierung der Soldaten seien unter anderem auch das Internationale Rote Kreuz und die Vereinten Nationen beteiligt gewesen.

Weitere Entwicklungen aus der Nacht: 

  • Das Gebiet um die Grossstadt Lwiw in der Westukraine wurde erneut Ziel eines Luftangriffs. Die Attacke habe einer Militäreinrichtung im Bezirk Jaworiw an der Grenze zu Polen gegolten, schrieb der lokale Militärchef Maxim Kosizkij bei Telegram. Bürgermeister Andrij Sadowij betonte, es gebe keine Informationen über Raketeneinschläge in der Stadt und bedankte sich bei der Luftabwehr. Mitte März hätte ein russischer Luftangriff den Truppenübungsplatz in Jaworiw getroffen, dabei wurden nach ukrainischen Angaben 35 Menschen getötet. In Jaworiw hatten in den vergangenen Jahren ukrainische Soldaten mit westlichen Ausbildern trainiert.
  • In den umkämpften ostukrainischen Gebieten Donezk und Luhansk sind nach Behördenangaben mindestens 19 Zivilisten getötet worden. "Infolge des Beschusses von Sjewjerodonezk gab es mindestens zehn Tote", teilte der Militärgouverneur des Gebiets Luhansk, Serhij Hajdaj, im Nachrichtendienst Telegram mit. Es sei aufgrund der Angriffe jedoch äusserst schwer, die Örtlichkeit zu überprüfen. Im benachbarten Donezker Gebiet wurden nach Angaben des örtlichen Militärgouverneurs Pawlo Kyrylenko weitere neun Zivilisten getötet. Sechs weitere Menschen wurden verletzt.
  • Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sieht keine Anzeichen für ein baldiges Ende des Ukraine-Kriegs. "Bisher ist es leider nicht so zu erkennen, dass die Einsicht gewachsen ist, dass man das jetzt hier so schnell wie möglich beendet", sagte er in der Sendung "RTL Direkt". Man müsse sich auch "Sorgen machen, dass es eine Eskalation des Krieges gibt". Scholz betonte, dass Deutschland weiter Waffen in die Ukraine liefern werde. Er rechne mit einer "relativ zügigen" Bereitstellung der versprochenen Flugabwehrpanzer der Bundeswehr vom Typ Gepard. Er verwies aber darauf, dass dafür weiterhin Munition im Ausland gesucht werde.
  • Das finnische Parlament debattiert weiter über einen Nato-Beitritt. Ob es zu einer Entscheidung kommt, ist unklar. Zudem reist Finnlands Präsident Sauli Niinistö auf Einladung des schwedischen Königs Carl XVI. Gustaf zu einem zweitägigen Staatsbesuch nach Stockholm. Vor dem Hintergrund der Entscheidungen beider Länder für einen Antrag auf eine Nato-Mitgliedschaft soll es bei dem Treffen unter anderem um die gemeinsame Verteidigungspolitik gehen.

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06:40

Der Ukraine-Krieg verschärft nach Unicef-Angaben das Problem schwerer Mangelernährung bei Kindern. "Bereits vor dem Krieg in der Ukraine hatten viele Familien aufgrund von Konflikten, Klimaschocks und den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie Schwierigkeiten, ihre Kinder zu ernähren", sagte die Unicef-Exekutivdirektorin Catherine Russell. Jetzt entstünden zusätzliche Probleme. Die Ukraine, die als Kornkammer Europas gilt, kann durch den Krieg unter anderem viel weniger Getreide exportieren.

Mehr dazu hier.

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04:00

In der Europäischen Union ist ein neuer Anlauf für ein sechstes Sanktionspakt gegen Russland am Widerstand Ungarns gescheitert. "Unglücklicherweise war es heute nicht möglich zu einer Einigung zu kommen", sagte der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell am Montag nach einem Treffen der EU-Aussenminister. Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock zeigte sich jedoch zuversichtlich, dass in den kommenden Tagen eine Verständigung gelingen werde. Kern der anvisierten Massnahmen ist ein Embargo gegen Öl-Importe aus Russland.

Einige Diplomaten gehen davon aus, dass beim EU-Gipfel Ende Mai eine Entscheidung fallen wird. Bis dahin sollen die EU-Botschafter einen Kompromiss aushandeln. Dieser könnte darin bestehen, dass Ungarn, der Slowakei und Tschechien eine längere Übergangsperiode bis zur vollen Umsetzung der Sanktionen eingeräumt werden. Ungarn fordert Millionen-Beträge der EU, um die Folgen eines Öl-Embargos zu kompensieren. Die Sanktionen müssen von allen 27 EU-Mitgliedern einstimmig beschlossen werden.

Die EU-Aussenminister hätten sich aber darauf verständigt, der Ukraine weitere 500 Millionen Euro für Waffenkäufe zu überlassen, sagte Borrell. Damit erhöht sich die Summe der EU-Mittel für Waffenkäufe auf zwei Milliarden Euro. 

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23:55

Aus dem belagerten Stahlwerk in Mariupol sind nach ukrainischen Angaben 264 Soldaten evakuiert worden. Davon würden 53 nun im Krankenhaus behandelt und 211 an einen weiteren Ort gebracht, sagt Vize-Verteidigungsministerin Anna Maljar in einem im Internet veröffentlichten Video. Es werde einen Austausch geben, damit sie nach Hause zurückkehren könnten.

Der ukrainische Generalstab gibt bekannt, dass man die anderen Verteidiger auf dem Gelände des Asowstal-Stahlwerks ebenfalls retten wolle. Diese hätten ihren Kampf-Auftrag erfolgreich abgeschlossen und nun den Befehl erhalten, Leben zu retten.

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20:15

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz warnt vor einer Eskalation des Krieges in der Ukraine. "Wir müssen uns Sorgen machen, dass es eine Eskalation des Krieges gibt", sagt er im Sender RTL. Ziel müsse es sein, dass Russland den Krieg in der Ukraine nicht gewinnt. Zugleich warnt Scholz aber, dass man darüber nicht hinausgehen solle. "Das wäre angesichts der Tatsache, dass es sich um eine Nuklearmacht handelt, eine ganz falsche Zielsetzung", fügt der Kanzler hinzu.

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19:10

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erklärt, die Türkei werde die geplanten Nato-Beitritte von Schweden und Finnland nicht billigen. Delegationen aus beiden Ländern sollten sich nicht die Mühe machen, in die Türkei zu reisen, um die türkische Regierung von ihren Beitrittsgesuchen zu überzeugen.

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(cash/Reuters/Bloomberg/AWP)