17:15

Nach wochenlanger relativer Ruhe im Grossraum Charkiw hat Russland wieder die Millionenstadt im Norden der Ukraine ins Visier genommen. Russische Truppen feuerten am Mittwoch zahlreiche Raketen auf die Stadt und deren Umgebung. Dabei wurden nach ukrainischen Angaben mindestens 20 Menschen getötet und 16 verletzt. Die Regierung in Kiew äusserte den Verdacht, dass die Russen ukrainische Kräfte dort binden wollten, um sie von der Hauptschlacht im Donbass um die Stadt Sjewjerodonezk im Osten abzulenken.

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15:55

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz will beim anstehenden EU-Gipfel dafür werben, der Ukraine den Status eines Beitrittskandidaten zu verleihen. "27 Mal Ja zum Kandidatenstatus", das sei sein Ziel, sagt Scholz in einer Regierungserklärung im Bundestag. Dies gelte auch für Moldawien. Auch müsse die EU ihren Versprechen an die Westbalkan-Staaten endlich gerecht werden. Erforderlich seien dazu aber auch Reformen der Europäischen Union, um aufnahmefähig zu sein. Unter anderem brauche es weniger Einstimmigkeit und mehr Entscheidungen mit qualifizierter Mehrheit etwa in der Aussenpolitik.

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14:35

Russland vollzieht nach den Worten von Präsident Wladimir Putin einen grundlegenden Wandel in seiner Handelspolitik. Die Geschäfte würden derzeit auf die anderen sogenannten BRICS-Länder ausgerichtet, sagt Putin mit Blick auf die Brasilien, Indien, China und Südafrika. Russland gehört selbst zu der Gruppe der fünf grossen Schwellenländer. Aktuell werde eine grössere Präsenz chinesischer Autobauer auf dem russischen Markt ebenso erörtert wie die Eröffnung von Filialen indischer Supermarktketten, sagt Putin. Westliche Staaten haben wegen des Einmarschs in die Ukraine Sanktionen gegen Russland verhängt.

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13:50

Die Ausbildung ukrainischer Soldaten am Mehrfachraketenwerfer "Mars" in Deutschland beginnt nach Angaben von Verteidigungsministerin Christine Lambrecht in der nächsten Woche. Die SPD-Politikerin sagt bei der Anhörung der Bundesregierung im Bundestag, Deutschland werde der Ukraine drei solcher Systeme zur Verfügung stellen, Grossbritannien ebenfalls und die USA vier. Der Ukraine müsse geliefert werden, was die Streitkräfte "für ihren mutigen Kampf" brauchten. Allerdings sei die Bundeswehr mit den bislang gemachten Zusagen an ihre Grenze angelangt, um die Bündnisfähigkeit noch zu gewährleisten.

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13:15

Die Deutsche Bundesregierung verlängert nochmals den erleichterten Zugang zum Kurzarbeitergeld. Damit wolle die Regierung den Betrieben "auch für den Fall unter die Arme greifen, dass sich die Lieferkettenproblematik in Folge des Angriffskriegs auf die Ukraine weiter verschärfen sollte", erklärt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Mit dem Kabinettsbeschluss vom Mittwoch gelten die geringeren Hürden für Kurzarbeitergeld drei weitere Monate bis Ende September 2022. So müssen zehn Prozent der Beschäftigten von einem Arbeitsausfall betroffen sein, damit der Betrieb Kurzarbeit anmelden kann. Ohne Ausnahmeregelung läge die Schwelle bei einem Drittel der Belegschaft. Die übrigen Sonderregelungen zur Kurzarbeit wegen der Corona-Pandemie laufen indes wie vorgesehen Ende Juni aus.

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12:30

Der Ölraffinerie-Betreiber in der russischen Region Rostow an der Grenze zur Ukraine macht einen Drohnenangriff für das Feuer in seiner Anlage verantwortlich. Zwei unbemannte Fluggeräte hätten die Raffinerie angegriffen, erklärt das Unternehmen aus der Stadt Nowoschachtinsk. Diese liegt acht Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Der Katastrophenschutz hatte zuvor mitgeteilt, bei dem Angriff sei niemand verletzt worden. Die russische Agentur Tass hatte unter Berufung auf Behördenkreise berichtet, eine ukrainische Drohne sei vor dem Brand in den Wärmetauscher-Block der Raffinerie in der Stadt gestürzt. Eine zweite Drohne sei weggeflogen. Das Feuer sei gelöscht.

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11:35

Die EU-Kommission hat die Drosselung der russischen Gaslieferungen nach Europa als "sehr schurkisch" verurteilt. Die Pläne zur verstärkten Nutzung von Kohle in der Europäischen Union seien aber nur vorübergehend, und man halte an den Klimazielen fest, sagt die Vize-Direktorin für internationale Angelegenheiten und Klimafinanzierung bei der Kommission, Elina Bardram, auf dem Africa Energy Forum in Brüssel.

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11:15

Der Getreideexport der Ukraine liegt nach Angaben des Landwirtschaftsministeriums im laufenden Monat um 48 Prozent unter dem Vorjahreswert. Insgesamt seien in den ersten 22 Tagen des Juni 907'000 Tonnen ausgeführt worden.

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11:00

Eine Sprecherin des russischen Aussenministeriums sagt, die Antwort ihres Landes auf die teilweise Transit-Blockade Litauens gegen die Exklave Kaliningrad werde sich nicht nur auf diplomatische Wege beschränken. Bereits am Dienstag hatte der Sekretär des russischen Sicherheitsrats, Nikolaj Patruschew, erklärt, Russland werde "auf solche feindlichen Handlungen" reagieren. Die Antworten würden derzeit ausgearbeitet und schon bald ergriffen. Dies werde auch die litauische Bevölkerung treffen. Litauen verbietet unter Verweis auf EU-Sanktionen den Transitverkehr von Gütern wie Baumaterialien, Metalle und Kohle in die russische Exklave. Von dem Verbot betroffen ist auch die einzige Zugstrecke zwischen Russland und Kaliningrad.

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10:30

Südkorea will näher an die Nato heranrücken. Seoul werde versuchen, die Beziehungen zu den Nato-Ländern angesichts der "Unvorhersehbarkeiten" der internationalen Lage zu stärken, sagt der Nationale Sicherheitsberater Kim Sung-han. Dabei gehe es um Informationsaustausch, kombinierte Übungen und gemeinsame Forschung, um neuen Sicherheitsbedrohungen entgegenzuwirken. Südkoreas Präsident Yoon Suk-yeol werde an dem Nato-Gipfel Ende Juni in Madrid teilnehmen. Der erst seit wenigen Wochen regierende Yoon hat erklärt, sein Land zu einem "globalen Schlüsselstaat" machen zu wollen.

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09:15

Der indonesische Präsident und G20-Vorsitzende Joko Widodo will kommende Woche nach Kiew und Moskau reisen und sich dabei für eine friedliche Lösung des Ukraine-Konflikts einsetzen. Widodo will dabei nach Angaben von Aussenministerin Retno Marsudi den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und seinen russischen Amtskollegen Wladimir Putin treffen. Es solle auch die durch den Krieg verursachte Nahrungsmittelkrise und deren Auswirkungen insbesondere auf Entwicklungsländer zur Sprache kommen. Widodo nimmt zuvor auch als Gast am Gipfel der sieben führenden Industriestaaten (G7) im bayerischen Elmau teil. Indonesien hat sich gegen Forderungen gestellt, Russland vom Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) im November auf Bali auszuschliessen. Zugleich hat Widodo aber auch Selenskyj zu dem Gipfel in Indonesien eingeladen.

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08:00

Die Streitkräfte der pro-russischen Separatisten-Region Donezk in der Ost-Ukraine haben britischen Angaben zufolge hohe Verluste erlitten. Sie hätten etwa 55 Prozent ihrer ursprünglichen Stärke eingebüsst, heisst es im täglichen Lagebericht des britischen Verteidigungsministeriums auf Twitter. Die von der selbsternannten Volksrepublik Donezk (DVR) veröffentlichten Zahlen zeigten, dass bis zum 16. Juni 2128 Militärangehörige im Kampf getötet und 8897 Kämpfer seit Anfang 2022 verwundet worden seien. Russland habe die Zahl der Verluste in der Ukraine seit dem 25. März nicht mehr veröffentlicht.

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05:00

Die russischen Streitkräfte könnten nach Angaben des ukrainischen Präsidentenberaters Olexij Arestowytsch nach der Einnahme der Ortschaft Metjolkine die Städte Lyssytschansk und Sjewjerodonezk von den ukrainisch kontrollierten Gebieten abschneiden. "Die Gefahr eines taktischen russischen Sieges ist gegeben, aber sie haben es noch nicht geschafft", sagt er in einem online veröffentlichten Video.

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22:30

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bezeichnet die militärische Lage in der Region Luhansk als sehr schwierig. "Die Besatzer üben starken Druck aus", sagt er in einer Videoansprache unter Anspielung auf die russische Armee.

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22:00

Deutschland ist nach Darstellungen von Finanzminister Christian Lindner trotz "der Gefahr einer sehr ernstzunehmenden Wirtschaftskrise" Russland nicht hilflos ausgeliefert. "Nein, Putin hat uns nicht in der Hand, sondern wir sind die Gestalterinnen und Gestalter unseres Schicksals", sagt er im ZDF. Deutschland könne seine Energieversorgung diversifizieren, andere Lieferketten schliessen und frei handeln. Zudem könne man heimische Gas und Ölvorkommen nutzen.

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20:15

In der Region Charkiw sind nach Darstellung des ukrainischen Gouverneurs heute mindestens 15 Zivilisten durch russischen Beschuss ums Leben gekommen. Eine russische Stellungnahme liegt nicht vor.

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20:00

US-Präsident Joe Biden will sich für Getreide-Exporte aus der Ukraine einsetzen. Es werde nach einer Möglichkeit gesucht, um das Getreide auszuführen, sagt ein Sprecher des Weissen Hauses. "Nennen wir es beim Namen, (Putin) setzt Lebensmittel als Waffen ein." Rund 20 Millionen Tonnen Getreide können aus ukrainischen Schwarzmeerhäfen nicht abtransportiert werden, da sie von der russischen Marine blockiert werden. Die Ukraine ist einer der weltweit grössten Getreide-Exporteur. Millionen Menschen in ärmeren Ländern droht wegen des Exports-Stopps Hungersnot.

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(cash/Reuters/AWP/Bloomberg)