17:55

Drei ausländische Kämpfer aus den Reihen der ukrainischen Streitkräfte sind in der pro-russischen Separatisten-Region Doenzk zum Tode verurteilt worden. Das Gericht habe zwei Briten und einen Marokkaner für schuldig befunden, als Söldner sich an Versuchen zum Sturz der verfassungsmässigen Ordnung in der selbst ernannten und von Russland anerkannten Volksrepublik Donezk beteiligt zu haben, berichtete die Nachrichtenagentur Interfax am Donnerstag. Die Verteidiger der drei Kriegsgefangenen kündigten an, Einspruch gegen das Urteil einzulegen.

Die britische Regierung äusserte sich sehr besorgt. "Wir haben immer wieder gesagt, dass Kriegsgefangene nicht für politische Zwecke missbraucht werden dürfen", sagte ein Sprecher von Premierminister Boris Johnson. Kriegsgefangene hätten nach den Genfer Konventionen Anspruch auf Immunität als Kombattanten und dürften nicht wegen ihrer Teilnahme an Feindseligkeiten belangt werden. Am Mittwoch hatte das Aussenministerium in London das Gerichtsverfahren als Instrumentalisierung von Kriegsgefangenen für politische Ziele gewertet. Die selbst ernannte Volksrepublik Donezk im Osten der Ukraine wird nur von Russland anerkannt.

+++

17:10

Finnlands Regierung bereitet ein Gesetz vor, um die Grenze zu Russland mit dem Bau eines Zauns stärker sichern zu können. Damit reagiert Finnland auf Befürchtungen, Russland könne als Teil einer hybriden Kriegsführung gezielt Migranten anlocken, um sie zum Grenzübertritt nach Finnland beziehungsweise in die EU zu bewegen. Dies hat Belarus in der Migrationskrise an der Grenze zu Polen, Litauen und Lettland vorgemacht. Die Regierung werde auf Rat des Grenzschutzes entscheiden, an welchen Stellen der 1300 Kilometer langen Grenze zu Russland Barrieren angebracht werden sollten, sagt Innenministerin Krista Mikkonen.

+++

16:35

In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk wird nach den Worten von Militär-Kommandeur Petro Kusyk um jedes Haus gekämpft. Die gesamte Stadt liege unter Artilleriefeuer der russischen Streitkräfte, das Soldaten beider Seiten gefährde. "Der gestrige Tag war für uns erfolgreich. Wir sind zum Gegenangriff übergegangen, und in einigen Gebieten konnten wir sie um einen oder zwei Blocks zurückdrängen. In anderen haben wir sie buchstäblich um ein oder zwei Häuser zurückgedrängt", sagt er im Fernsehen.

+++

15:00

Die EU-Kommission wird voraussichtlich kommende Woche, nämlich am Freitag (17. Juni), ihre Empfehlung darüber abgeben, ob der Ukraine der EU-Kandidatenstatus gewährt werden sollte. Bereits am Montag werde das Kollegium der Kommissare eine Orientierungsdebatte darüber halten, sagte ein Sprecher der Brüsseler Behörde am Donnerstag. Dabei werde es auch um die Beitrittsanträge von Moldau und Georgien gehen. Der Sprecher betonte, dass die Planung noch nicht endgültig sei.

+++

14:45

Deutschland und Polen wollen die Ukraine gemeinsam beim Export von Getreide unterstützen. Er habe mit seinem polnischen Amtskollegen Henryk Kowalczyk darüber beraten, wie Deutschland konkret bei der Abfertigung der Transporte helfen könne, sagte der deutsche Agrarminister Cem Özdemir nach dem Treffen in Warschau. Die Schwierigkeit sei, das Getreide aus der Ukraine herauszukriegen, "weil wir nicht in der Lage sind, die Menge, um die es da geht, über die Alternativrouten abzutransportieren", betonte der Grünen-Politiker. Deshalb sei es besonders wichtig, der Ukraine bei der Zurückgewinnung ihrer Souveränität zu helfen, damit sie so schnell wie möglich wieder als Produzent auf dem Weltmarkt agieren könne.

+++

12:50

Russland geht davon aus, dass es keine weiteren Gaskappungen für europäische Bezieher geben wird. Die Vorgabe, Gas gegen Rubel zu verkaufen, funktioniere, teilt das russische Präsidialamt mit. Einige Länder in Europa hatten sich der Aufforderung widersetzt, der russische Gaskonzern Gazprom lieferte daraufhin kein Gas mehr dort hin.

+++

+++

12:00

Russischen Angaben zufolge gibt es noch keine Vereinbarung mit der Türkei über die Verschiffung von ukrainischem Getreide über das Schwarze Meer. Daran werde noch gearbeitet, sagt der Sprecher des russischen Präsidialamtes Dmitri Peskow.

+++

11:30

Das ukrainische Verteidigungsministerium berichtet von einer Gegenoffensive in der südukrainischen Region Cherson. Dabei sei einiges an Territorium zurückerobert worden, teilt das Ministerium in Kiew mit. Russland habe Soldaten und Material verloren. Bei ihrem Rückzug würden die russischen Truppen Gelände verminen und Barrikaden errichten. Einzelheiten wurden nicht genannt. Berichte aus dem Kampfgebiet können unabhängig nicht überprüft werden.

+++

10:40

Eine Evakuierung von Sjewjerodonezk ist nach Angaben des Bürgermeisters nicht mehr möglich. Etwa 10'000 Zivilisten seien noch in der Stadt, sagt Olexander Strjuk. Ukrainische Kräfte kontrollierten unterdessen weiterhin das Industriegebiet und angrenzende Bereiche. Die Lage sei schwierig, aber zu bewältigen.

+++

10:30

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj prangert die russische Blockade ukrainischer Schwarzmeer-Häfen an. Die Welt stehe am Rande einer "fürchterlichen Nahrungskrise", weil die Ukraine grosse Mengen an Getreide, Ölen und anderen Agrarprodukten nicht exportieren könne, sagt Selenskyj in einer im Fernsehen übertragenen Rede. "Millionen Menschen könnten Hunger leiden, wenn die russische Blockade im Schwarzen Meer anhält." Russische Kriegsschiffe kontrollieren das Schwarze Meer und das Asowsche Meer, über die die Ukraine vor dem Krieg grosse Mengen an Lebensmitteln verschifft hat. Russland weist Vorwürfe zurück, damit für steigende Preise und drohende Lieferengpässe verantwortlich zu sein, und verweist stattdessen unter anderem auf die Behinderung des Handels durch ukrainische Seeminen.

+++

10:00

In der ostukrainischen Stadt Sjewjerodonezk gibt es den örtlichen Behörden zufolge heftige Strassenkämpfe. Das russische Militär nehme jene Viertel unter Beschuss, die noch unter ukrainischer Kontrolle seien, erklärt der Gouverneur der Region Luhansk, Serhij Gaidai. Russische Truppen zerstörten "alles, was zur Verteidigung genutzt" werden könne. Sobald das ukrainische Militär aber über Langstrecken-Waffen verfüge, könne es die Stadt "aufräumen", so Gaidai. Angaben aus dem Kriegsgebiet können unabhängig nicht überprüft werden. Die russische Armee konzentriert sich derzeit auf das Gebiet des Donbass, in dem Sjewjerodonezk eine besondere strategische Bedeutung zukommt. Ukrainische Kämpfer wurden zuletzt an den Rand der Industriestadt zurückgedrängt.

+++

08:30

Das Schicksal des Donbass im Osten der Ukraine entscheidet sich nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskyj mit der Schlacht um die Industriestadt Sjewjerodonezk. "Das ist ein sehr brutaler Kampf, sehr hart, vielleicht der schwierigste in diesem ganzen Krieg", erklärte Selenskyj in einer Videobotschaft. Hauptkriegsschauplatz in dem Gebiet bleibe Sjewjerodonezk. "Im wesentlichen ist es hier, wo über das Schicksal unseres Donbass entschieden wird." Der ukrainische Generalstab teilte am Donnerstag mit, die russische Armee greife mit Artillerie und Mehrfachraketenwerfern an und ziele in Sjewjerodonezk und anderen Orten auf die zivile Infrastruktur. Russland weist Vorwürfe zurück, nichtmilitärische Ziele anzugreifen.

Ukrainische Soldaten wurden zuletzt an den Rand von Sjewjerodonezk zurückgedrängt, das durch russische Bombenangriffe bereits weitgehend zerstört ist. Die Ukraine kontrolliert nach eigenen Angaben weiterhin die durch einen Fluss getrennte Zwillingsstadt Lyssytschansk. Diese ist aber ebenfalls schweren Bombardements ausgesetzt. Die beiden Städte befinden sich in der Region Luhansk, die zusammen mit der Region Donezk den Donbass bildet. Vor der russischen Invasion der Ukraine am 24. Februar kontrollierten pro-russische Separatisten rund ein Drittel des Donbass.

Auf dieses überwiegend russisch-sprachige Gebiet hat das russische Militär zuletzt den Fokus seines Angriffs verlagert, nachdem es in anderen Landesteilen einige empfindliche Rückschläge einstecken musste - etwa als es im März vor den Toren der Hauptstadt Kiew zurückgeschlagen wurde. Die Regierung in Moskau spricht von einer "Spezialoperation" im Nachbarland. Die Ukraine und westliche Staaten werfen Moskau einen Angriffskrieg vor, der mittlerweile Zehntausende Menschen das Leben gekostet hat. Laut den Vereinten Nationen sind seit dem 24. Februar sieben Millionen Menschen aus der Ukraine geflohen.

+++

05:00

Polens Präsident Andrzej Duda kritisiert die Telefonate von Bundeskanzler Olaf Scholz und Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin. "Diese Gespräche bringen nichts. Sie bewirken nur eine Legitimierung eines Menschen, der verantwortlich ist für Verbrechen, die von der russischen Armee in der Ukraine begangen werden", sagt er der Zeitung "Bild" einem Vorabbericht zufolge.

"Hat jemand so mit Adolf Hitler im Zweiten Weltkrieg gesprochen? Hat jemand gesagt, dass Adolf Hitler sein Gesicht wahren können muss?", zitiert das Blatt Duda weiter. Solche Stimmen kenne er nicht. "Alle wussten: Man muss ihn besiegen."

+++

03:00

Volkswagen bietet einer Zeitung zufolge den Mitarbeitern in einem seiner zwei Werke in Russland eine Abfindung von bis zu sechs Monatsgehältern an, wenn sie den Autohersteller freiwillig verlassen. "Kommersant" zitiert Angaben aus Gewerkschaftskreisen, wonach das Angebot bis zum 17. Juni gelte und an die 200 Mitarbeiter des Nischni-Nowgorod-Werks gerichtet sei. Auch die Krankenversicherungsbeiträge sollen bis Ende des Jahres übernommen werden.

+++

+++

02:00

Die von westlichen Staaten erhaltenen Artillerie-Systeme machen sich nach den Worten des Gouverneurs der Region Mykolaiw, Witalij Kim, bereits in den Kampfgebieten bemerkbar. Es sei nur eine Frage der Zeit, bis die ukrainischen Truppen wieder bedeutende Geländegewinne im Süden machten, erklärt er. Um welche Artillerie-Systeme es sich genau handelt, will er nicht sagen.

+++

01:30

Zwei Briten und einem Marokkaner, die aufseiten der Ukraine gekämpft haben und gefangen genommen wurden, droht nach einer Meldung der russischen Nachrichtenagentur RIA die Todesstrafe. Die Agentur verbreitete Video-Aufnahmen von dem Prozess vor einem Gericht im Bezirk Donezk, der unter Kontrolle der von Russland unterstützten Separatisten steht. RIA zitiert Staatsanwälte, nach denen über alle drei Männer die Todesstrafe verhängt werden kann. Das britische Aussenministerium erklärte, die Gefangenen würden für politische Ziele missbraucht.

+++

00:30

Die ukrainischen Verteidiger von Sjewjerodonezk haben den russischen Angreifern nach den Worten von Präsident Wolodymyr Selenskjy grosse Verluste zugefügt. Es sei eine sehr heftige und schwierige Schlacht um die Stadt, sagt er in einer Ansprache. Das Schicksal des Donbass, also des Ostens der Ukraine, werde sich hier in vielerlei Hinsicht entscheiden.

+++

00:00

Die Ukraine möchte bis Ende des Jahres 1,5 Milliarden Euro mit Stromexporten in die Europäische Union verdienen. Das erklärt die Beraterin des ukrainischen Energieministers, Lana Serkal. Ukrainische Stromleitungen seien darauf vorbereitet, Strom nach Rumänien, Ungarn, in die Slowakei und nach Polen zu liefern. Am Dienstag hat die EU Stromimporte aus der Ukraine gebilligt.

(cash/Reuters/AWP/Bloomberg)