Auch wenn das Wachstum im ersten Quartal wegen eines sehr schwachen Januar noch negativ sein sollte, sei die Talsohle durchschritten, sagte Hoppe. Das habe eine AHK-Umfrage unter Unternehmen der deutsch-britischen Wirtschaft gezeigt. "Wichtig für die Psychologie in der Wirtschaft ist zudem, dass der von der Regierung angekündigte Lockerungsprozess nach Plan weiter voranschreitet", sagte Hoppe mit Blick auf die Aufhebung von Corona-Massnahmen in Grossbritannien.

So dürfen vom 17. Mai an Pubs und Restaurants auch ihre Innenbereiche öffnen, zudem sind Auslandsreisen - zunächst nur in wenige Länder - wieder erlaubt. "Das zum Teil angesparte Geld, das die Briten nicht ausgeben konnten, sorgt jetzt für vermehrten Konsum - und das kommt letztlich auch den deutschen Unternehmen zugute", sagte Hoppe. Nun herrsche wieder eine gewisse Stabilität. "Auch die Investitionsbereitschaft steigt wieder bei den Unternehmen."

Optimistische Vorhersagen, die von einer Rückkehr der britischen Wirtschaft zum Vor-Pandemie-Niveau bis Ende 2021 ausgehen, teilt der AHK-Chef aber nicht. Er verweist auf das heftige Minus von rund 10 Prozent im Vorjahr. Natürlich seien die Firmen im Jahresvergleich optimistischer. "Aber die Unternehmen rechnen mit einer vollständigen Erholung auch für die Wirtschaft erst Ende 2022", sagte Hoppe.

Unklar sei zudem das ganze Ausmass des Brexits. Logistikunternehmen etwa hätten wegen neuer Vorgaben wie Zollerklärungen Probleme. Entgegen komme den Unternehmen, dass die britische Regierung die Abwicklung der vollständigen Zollformalitäten auf Januar 2022 verschoben hat. "Das zeigt, dass der britischen Seite bewusst ist, dass es noch nicht reibungslos läuft." Auf EU-Seite allerdings greifen schon alle Formalitäten, aber die Behörden würden nicht immer flott genug arbeiten, um mit den Anforderungen Schritt zu halten. "Diese Themen werden uns noch eine ganze Weile länger beschäftigen."

Wegen der Pandemie mit Reiseverboten hätten sich viele Punkte des Brexit-Abkommens noch gar nicht vollständig ausgewirkt, sagte Hoppe. Weil zwischen der EU und Grossbritannien die Freizügigkeit wegfällt, sind für grenzüberschreitende Dienstleistungen nun in vielen Fällen Visa nötig. "Da wird vieles sehr, sehr viel schwieriger werden. Manches wird da auch unmöglich werden." Auf Grossbritannien komme zudem ein Fachkräftemangel in vielen Bereichen zu. Die britische Wirtschaft brauche aber mehr Austausch, deshalb bestehe die Hoffnung auch vonseiten deutscher Unternehmen, dass "Pragmatismus wieder einkehrt, für den die Briten eigentlich bekannt sind", sagte Hoppe./bvi/DP/zb

(AWP)