Laut einer Studie der UBS würde der S&P 500 Index nur um 3 Prozent fallen, wenn die US-Notenbank Fed ihre jährlichen quantitativen Lockerungsmassnahmen in Höhe von 1,4 Billionen Dollar abdrehen würde. Das wäre nur ein mässiger Gegenwind für Unternehmen, deren Gewinnwachstum von Analysten in jedem der nächsten zwei Jahre auf etwa 10 Prozent geschätzt wird.

Derartige Prognosen rechtfertigen trotz ihrer sprichwörtlichen Ungenauigkeit zum Teil die Verve, mit der Kleinanleger trotz wachsender Falkenhaftigkeit der Fed Geld in Aktien gepumpt haben. Allein in der vergangenen Woche flossen 28 Milliarden Dollar in Aktien-ETFs - etwa das Dreifache des wöchentlichen Durchschnitts im laufenden Jahr, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen.

Diese Zuflüsse reflektieren die Zuversicht, dass der die Fed die Zügel anzieht, weil die Wirtschaft sich erholt, sagt Malcolm Polley, Präsident und Anlagechef bei Stewart Capital Advisors. Dies sei auch ein gutes Zeichen für eine nachhaltige Erholung der Unternehmensgewinne.

"Die Fed signalisiert damit eine Verbesserung, die gross genug dafür ist, dass sie die Notfallmassnahmen nicht mehr braucht, und in vielerlei Hinsicht sollte man das als eine gute Nachricht sehen", so Polley.

Vergangene Woche blieb der Aktienmarkt stabil, das US-Börsenbarometer S&P 500 2 Prozent unterhalb seines Allzeithochs, obwohl jetzt vor Ende 2023 zwei Zinsanhebungen erwartet werden, und Fed-Chef Jerome Powell eine Tapering-Debatte ankündigte.

Belastung leicht absorbierbar

Die Nettokäufe von Vermögenswerten durch die Fed sind einer der besten Indikatoren für Aktienrenditen, hat UBS-Stratege Keith Parker herausgefunden. Laut seinem Modell führt eine Änderung der jährlichen Fed-Nettokäufe um 650 Milliarden Dollar beim S&P 500 zu einer Bewegung von etwa 1 Prozent. Da sich zugleich aber der Ausblick für die Unternehmen verbessere, sei diese Belastung leicht absorbierbar, so Parker.

"Die Unternehmensgewinne wiegen den Gegenwind auf", sagte Parker im Interview mit Bloomberg. "Die Erwartungen zur Gewinnentwicklung steigen deutlich stärker als der Gegenwind bei den Bewertungen, den wir einkalkulieren."

Das Gespenst der Zinserhöhung zerrt dennoch vielen an den Nerven. Im Zyklus 2016-2018 sackte der S&P 500 um fast 20 Prozent ab, bevor die Börse erneut zum Bullenmarkt ansetzte. Ganz zu schweigen vom Platzen der Internetblase, die durch eine Zinserhöhung um 50 Basispunkte im Mai 2000 verschlimmert wurde.

Es gibt aber auch Fälle, in denen sich Aktien gut gegen eine falkenhafte Fed behaupten konnten. Dies war während des Straffungszyklus 1994-1995 der Fall. Hier kam der S&P 500 mit Einbussen von weniger als 10 Prozent davon. Die Zinserhöhungsepisode von 2004-2006 ging mit einem 13-prozentigen Anstieg des Aktienindex einher."Ein langsamer und stetiger Tropf von Zinserhöhungen ist nicht unbedingt schlecht für Aktien", sagt Nicholas Colas, Mitbegründer von DataTrek Research. "Das Gewinnwachstum sollte die Aktienkurse gegen dieses Problem feien; wir glauben immer noch, dass die Schätzungen der Analysten zu niedrig sind."

(Bloomberg)