Nach Berechnungen der Bespoke Investment Group kam es gestern das sechste Mal seit 1988 dazu, dass der Nasdaq einen Rückgang von mehr als 4 Prozent noch am selben Tag aufholen konnte und mit einem Plus aus der Sitzung ging. Im Anschluss an einen solchen Tag ging es in diesen Fällen für den technologielastigen Index binnen Monatsfrist durchschnittlich 5,5 Prozent abwärts und auf Drei-Monats-Sicht 7,9 Prozent nach unten.

Im Folgenden Einschätzungen verschiedener Analysten zum weiteren Ausblick: 

«Fed Put» um 3670?

Die seltenen "Ausübungen" des Fed-Puts, die durch aussergewöhnliche Ankündigungen oder unerwartete energische Massnahmen gekennzeichnet sind – 1987, LTCM im Jahr 1998, 2001 Platzen der Tech-Blase, 2008 GFC, 2019 "Powell Pivot", 2020 Pandemierettung – signalisierten beim S&P 500 einen mittleren Rückgang von 23,8 Prozent von Spitze zu Tal, schrieb Julian Emanuel von Evercore am Montag in einer Analyse. Dies entspreche einem Indexrückgang auf 3670 Punkte, von 4410 Zählern zum Handelsschluss am Montag.

Fallen «Clown-Aktien» um 90 Prozent?

"Es fühlte sich wie ein kurzfristiger Tiefpunkt an. Die Fed-Sitzung diese Woche ist (wahrscheinlich) ein Aufwärtskatalysator", sagte Brian Barish, Chief Investment Officer bei Cambiar Investors. "Abgesehen von diesem kurzfristigen Handelsszenario ist klar, dass Aktien mit sehr hohen Bewertungskennzahlen ein Problem bekommen haben und Geschäftsmodelle, die darauf abzielen, erst einmal Geld zu verlieren, weil die Zukunft so rosig ist. Die Bewertungen für diese Art von Unternehmen sind in den letzten zwei bis drei Jahren immer weiter nach oben gewandert, und eine gewisse Rückkehr zur Realität ist angebracht.""Clown-Aktien" befänden sich nun eindeutig im Bärenmarkt, so Barish. "Sie könnten 80 Prozent bis 90 Prozent einbüssen wie die Nasdaq zwischen 2000 und 2002. Ich denke nicht, dass es verrückt ist, sich das vorzustellen."

Abbau der Hebelwirkung

"Die heutige Erholung war beeindruckend, und wir sahen einige Anzeichen einer Kapitulation bei den Mittagstiefs", sagte Matt Maley, Chefmarktstratege bei Miller Tabak + Co., mit Blick auf den Montagshandel. "Das Volumen war stark, die Breite war sehr negativ und wir sahen Anzeichen von ‘Zwangsverkäufen’, wie sie mit Nachschuss-Forderungen einhergehen. Dies sollte dazu führen, dass der Aufschwung länger als nur ein paar Stunden anhält.""Allerdings wird es länger dauern, bis die in den letzten Jahren aufgebaute Hebelwirkung wieder abgebaut ist", so Maley. "Daher denke ich, dass wir in eine Phase eingetreten sind, in der die Anleger während Erholungen verkaufen sollten, anstatt während Tiefstständen zu kaufen."

Falscher Ausbruch nach oben

"Die Intraday-Erholungsrally beim S&P 500 am Montag war eine Täuschung", sagte Barry Bannister von Stifel. "Der Index vollendete in der Sitzung eine fast perfekte Kopf-Schulter-Rally und beendete den Tag in etwa seitwärts."Damit ein Börsentief und eine anschliessende Wiederaufnahme des Bullenmarkt wieder aufgenommen werden kann, müsse eine Reihe von Dingen geschehen, von denen nichts in Sicht sei, so der Stratege: ein Schwenk der Fed ins Taubenlager, der die Realrendite 10-jähriger TIPS senkt, eine Bodenbildung beim US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und eine Bodenbildung beim Verhältnis der S&P-500-Unternehmen, die die Erwartungen zum Gewinn je Aktie im Quartal übertreffen gegenüber denen, die sie verfehlen.

Rückzug übertrieben

"Die Marktsorgen in Bezug auf Zinsen und Unternehmensmargen sind überzogen", schrieben Strategen von JPMorgan am Montag in einer Analyse. "Die Kombination aus technischen Indikatoren, die sich dem überverkauften Bereich nähern, und aufkommender Bärenstimmung deutet darauf hin, dass wir uns in der Endphase dieser Korrektur befinden könnten. Während der Markt damit kämpft, die ihm durch die steigenden Zinsen aufgezwungene Rotation zu verdauen, erwarten wir, dass die Berichtssaison beruhigend wirkt. Im schlimmsten Fall könnte es zu einer Rückkehr des 'Fed-Put' kommen."

(Bloomberg)