Donald Trump schickt durchschnittlich zehn Tweets pro Tag in die Welt. Manche sind so kurz wie explosiv. Zuletzt am Sonntagabend twitterte der US-Präsident, es sei das «offizielle Ende des Iran», falls das Land auf die Idee käme, Krieg führen zu wollen. Beruhigend für den Ölmarkt ist das nicht.

Es ist aber nur das jüngste Beispiel eines Twitter-Gewitters des US-Präsidenten, welches die Märkte in Atem hält. Letzte Woche waren es die Auto-Zölle gegen die EU und Äusserungen zum andauernden Handelskonflikt mit China, welche die Kurse – zumindest kurzzeitig – absinken liessen.

Man könnte also durchaus dazu tendieren, einen Wahlsieg der US-Demokraten bei den Präsidentschaftswahlen herbeizusehnen. Endlich kein launischer "Commander-in-Chief" mehr in den USA, der in zuverlässiger Regelmässigkeit mit protektionistischen, mitunter unbedachten Äusserungen die Finanzmärte aufwirbelt.

Massiver Linksrutsch der US-Demokraten

Doch geht es nach Stephanie Kelly, Politische Analystin bei Aberdeen Standard Investments, gibt der laufende Nominierungsprozess der US-Demokraten kaum Grund zur Annahme, dass ein künftiger demokratischer US-Präsident eine gute Nachricht für die Märkte wäre. Laut Kelly drohten in diesem Fall andere, nicht minderschwere Herausforderungen.

"Ein Risiko, welches sich momentan noch nicht auf dem Radar der Investoren befindet, ist der massive Linksrutsch der US-Demokraten im laufenden Nominierungsprozess", sagt Kelly im Video-Interview mit cash. Ein Wahlsieg der Demokraten hiesse laut Einschätzung von Kelly: höhere Unternehmenssteuern, höhere Regulierungen, höhere Börsenumsatzsteuer. Will heissen: Jene, die im Moment Trump als die grösste Herausforderung für Märkte identifizieren, werden sich bald fragen, ob ein Sieg der US-Demokraten tatsächlich die bessere Alternative ist.

Bis zum Beginn der Vorwahlen zur amerikanischen Präsidentschaft dauert es noch knapp ein Jahr. Allerdings haben bereits jetzt einige ernstzunehmende Kandidaten ihren Hut in den Ring geworfen. Laut neusten Meinungsumfragen hat der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden aktuell die besten Chancen, für die Demokraten in das Rennen um die Präsidentschaft einzusteigen. Biden ist übrigens auch ein beliebstes Twitter-Ziel von Donald Trump.

Aber auch Bernie Sanders, demokratischer Linksaussen, der es ein zweites Mal versuchen wird, werden gute Chancen eingeräumt. Ob die Prophezeiungen von Stephanie Kelly bei allen demokratischen Kandidaten wahr würden, ist allerdings offen.

Wie Stephanie Kelly mögliche Szenarien des Iran-Konflikts einschätzt, wie sie den Handelskonflikt der Amerikaner gegen China und Europa sieht und welchen Einfluss die bevorstehenden Wahlen des EU-Parlaments auf die Märkte haben, erklärt sie im cash-Interview.