Nach der Einigung im Steuerstreit zwischen der Schweiz und den USA geht es nun ans Eingemachte. Sprich: Es sollen bald Zahlen bekannt werden, wie viel die betroffenen Banken den USA zahlen müssen. Allgemein wird erwartet, dass die Banken der "Gruppe 1" des Steuerdeals, gegen die bereits eine Untersuchung der US-Behörden im Gange ist, als erstes eine Einigung mit den Amerikanern bekannt geben werden. Ein Mitarbeiter aus dem erweiterten Kader eine der betroffenen Banken geht davon aus, dass erst die Credit Suisse und dann Julius Bär zur Kasse gebeten werden, wie cash weiss.

cash konfrontierte Experten mit diesen Brancheninformationen. "Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Credit Suisse als erstes Finanzinstitut die Busse bezahlen muss und anschliessend die Bank Julius Bär", sagt Bankenprofessor Maurice Pedergnana, Professor für Banking und Finance an der Hochschule Luzern, zu cash. Und auch für Luc Thévenoz, Bankenrechtsprofessor an der Universität Genf, wäre diese Abfolge plausibel.

Die Credit Suisse und die Julius Bär gehörten zu den ersten Bankhäusern, denen der Bundesrat im September 2012 beziehungsweise im Juli 2013 erlaubt hatte, Dokumente über das US-Privatkundengeschäft an die US-Behörden auszuhändigen. "Der Prozess zwischen den beiden Bankhäusern und den US-Behörden dürfte somit weit fortgeschritten sein", sagt Thévenoz.

An schneller Bereinigung interessiert

Die Schweiz und die USA haben Ende August eine gemeinsame Erklärung zur Beilegung des Steuerstreits unterzeichnet und zugleich ein Programm veröffentlicht, das dem Gros der Schweizer Banken ermöglichen soll, den leidigen Steuerstreit zu bereinigen. Vom Programm nicht erfasst sind diejenigen 14 Banken, gegen die die amerikanische Justiz bereits ermittelt – darunter die Credit Suisse, die Julius Bär, die Zürcher und Basler Kantonalbank sowie Pictet und die Schweizer Niederlassung von HSBC. Diese Banken müssen mit dem US-Justizdepartement individuelle Lösungen finden.

Laut Pedergnana liegt es im Interesse sowohl der Credit Suisse als auch der Julius Bär, die Steuerstreitereien möglichst schnell zu bereinigen. Dies, weil beide Bankhäuser auch künftig daran interessiert seien, US-Kunden mit sauber deklarierten Vermögen zu akquirieren. "Ein laufendes Verfahren ist dabei hinderlich", sagt Pedergnana.

"Die Credit Suisse und die Julius Bär wollen endlich Klarheit schaffen", so Pedergana. Idealerweise streben die Banken bereits eine Verrechnung der Bussen mit dem Drittquartalsabschluss an, um unbelastet ins Schlussquartal zu starten, sagt Pedergnana. Ob die Busszahlungen noch mit dem dritten Quartal verrechnet werden können, bezweifelt hingegen Thévenoz. Dazu müsste aber die Höhe der Busse vor dem 30. September bekannt sein. Wahrscheinlicher sei daher eine Verrechnung der Bussen mit dem Jahresabschluss 2013.

Die Credit Suisse wird am 24. Oktober den Zwischenabschluss vorlegen und Julius Bär informiert am 15. November über den Geschäftsverlauf in den ersten zehn Monaten dieses Jahres.

CS droht Busse von einer Milliarde Franken

Auch im Sinne der Aktionäre würde eine schnelle Bereinigung des US-Steuerstreits sinnvoll. Dies gilt vor allem für die CS-Aktionäre. Denn obwohl die Aktie in diesem Jahr überdurchschnittlich zulegen konnte, sorgt die Ungewissheit über den Ausgang des US-Steuerstreits immer wieder für Irritationen am Markt.

Spekuliert wird neben dem Zeitpunkt der Strafzahlungen vor allem auch über die Bussenhöhe. Schätzungen zufolge sind im Aktienkurs der Credit Suisse eine Bussgeldzahlung von einer Milliarde Franken eingepreist. Zum Vergleich: Die UBS zahlte im Februar 2009 eine Strafe von rund 900 Millionen Franken. Im Falle von Julius Bär belaufen sich die entsprechenden Marktschätzungen auf rund 500 Millionen Franken.

"Die Höhe der Busse für die Credit Suisse von knapp einer Milliarde Franken schätze ich als realistische Grösse ein", sagt Pedergnana und ergänzt: "Bei der Julius Bär erwarte ich eine Busse von bis zu 500 Millionen Franken."

Für die Schweizerische Bankiervereinigung bewegen sich die Bussen laut dem Mediencommuniqué von Ende August "am oberen Ende des rechtlich akzeptierbaren und wirtschaftlich tragbaren Niveaus". Zur Gesamthöhe macht sie keine Angaben. Der emeritierte Banken- und Finanzprofessor Martin Janssen von der Universität Zürich sieht Bussen in Höhe von 5 bis 10 Milliarden Franken auf die Schweizer Banken zukommen.