Alle 37 von Reuters befragten Analysten und Finanzmarktteilnehmer gehen davon aus, dass die Währungshüter am Donnerstag den SNB-Leitzins auf dem seit fast fünf Jahren geltenden Rekordtief von minus 0,75 Prozent belassen. Die Sichteinlagen von Banken bei der Notenbank ab einem gewissen Freibetrag dürften weiterhin mit einer Gebühr von ebenfalls 0,75 Prozent belastet werden.

"Ich gehe davon aus, dass der Leitzins der SNB über einen sehr langen Zeitraum im negativen Bereich bleibt", sagte Charlotte de Montpellier, Ökonomin bei ING Financial Markets. "Wenn keine der Risiken für die Weltwirtschaft eintritt, glaube ich, dass die SNB ihren Kurs so lange wie möglich auf dem derzeitigen Niveau von minus 0,75 Prozent halten und bei Bedarf am Devisenmarkt intervenieren wird."

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Sollte sich das Umfeld allerdings verschlechtern und der Aufwertungsdruck auf den Franken steigen, sei eine Zinssenkung auf minus 1,0 Prozent nicht ausgeschlossen. Doch fürs erste dürfte die Zentralbank, so die Ansicht der meisten Ökonomen, auf ein Anstieg des Franken mit verstärkten Interventionen am Devisenmarkt reagieren. Lediglich zwei der Befragten rechnen in den nächsten 18 Monaten mit einer Zinsänderung.

Das dreiköpfige SNB-Direktorium um Notenbankchef Thomas Jordan setzt auf Negativzinsen und Eingriffe am Devisenmarkt, um einer starken Aufwertung des Franken entgegenzusteuern. Denn dieser gilt unter Investoren als sicherer Hafen und gewinnt in unsicheren Zeiten stets an Wert - was Schweizer Waren im Ausland verteuert und somit der exportorientierten Wirtschaft schadet.

Allerdings stoßen insbesondere die Negativzinsen immer stärker auf Kritik - weil sie insbesondere Versicherungen und Pensionskassen zu schaffen machen und zu einer Überhitzung am Immobilienmarkt führen könnten. Bei Banken schmälert sie die Zinsmarge und Institute wie etwa UBS, Credit Suisse oder Julius Bär reichen die Kosten inzwischen zum Teil an Kunden weiter. 

(Reuters)