Die Kolumne "Gopfried Stutz" erschien zuerst im 

 

«Das Finanzjahr, das war – miserabel», schreibt die «Finanz + Wirtschaft» am 31. Dezember. Und die NZZ kommentiert: «Das Jahr 2018 ist für Anleger ein Jahr zum Vergessen.»

Von welchen Anlegern ist hier die Rede? Wohl von Vermögensverwaltern, Finanzchefs und anderen institutionellen Investoren, die Ende Jahr Bilanz ziehen und ihren Finanzerfolg gegenüber Vorgesetzten rechtfertigen müssen.

Für mich war 2018 kein schlechtes Jahr. Ich konnte im Verlauf der letzten Monate Fondsanteile zu einem deutlich tieferen Kurs kaufen, als ich sie vor ein oder zwei Jahren verkauft habe. Ich halte es wie viele meiner Kolleginnen und Kollegen: Sie gehen auch lieber beim Ausverkauf shoppen. Zudem zahle ich weniger Vermögenssteuern, wenn der Wert meines Wertschriftendepots abnimmt.

Ich konzentriere mich hier auf die Dividendenperlen, den Aktien mit einer überdurchschnittlich hohen Ausschüttung. Nichts deutet darauf hin, dass die dividendenträchtigen Unternehmen ihre Ausschüttung kürzen wollen. Wenn der Aktienkurs dieser Unternehmen sinkt, steigt bei gleichbleibender Dividende die Rendite.

Freilich muss ich einräumen, dass die soliden und dividendenstarken Werte wie Novartis, Roche oder Swiss Re kaum korrigiert haben. Leicht bis sehr stark korrigiert haben zum Beispiel Swisscom und die beiden Grossbanken. Die Swisscom-Aktie kostete Anfang 2018 stolze 518 Franken; Ende Jahr noch 470 Franken, zwischendurch fiel sie gar auf 427 Franken. Bei einer Dividende von 22 Franken ergibt das Renditen zwischen 4,68 und 5,15 Prozent.

Doch eigentlich bin ich kein Stock-Picker, keiner, der auf einzelne Aktien setzt. Ich schwöre auf Aktienfonds, die eine Vielzahl von Wertschriften enthalten und damit eine breite Streuung gewähren. Hier favorisiere ich die kostengünstigen Exemplare, die einen Index abbilden, so genannte passive Fonds.

Zum Beispiel der iShares Swiss Dividend: Dieser relativ junge, börsengehandelte Fonds weist fürs abgelaufene Jahr eine Ausschüttungsrendite von 3,7 Prozent aus. Der Preis fiel im Jahresverlauf von 116 auf 102 Franken, minus 12 Prozent, kostet aber inzwischen bereits wieder um die 110 Franken.

"Wie war das noch mit den acht Geboten der Finanzanlagen?", fragt mich ein Kollege beim Gegenlesen meiner Kolumne.

Er sagt das mit einem Augenzwinkern: Zwei Wochen sind es her, seit ich an dieser Stelle die acht Gebote von Finanzprofessor Erwin Heri aufzählte. "Versuchen Sie nicht, den richtigen Moment zu erwischen – es gibt ihn nicht", besagt das dritte Gebot.

Nun, ich halte mich an das siebte Gebot: "Haben Sie Spass. Es spricht nichts dagegen, mit einem kleinen Teil des Vermögens zu börselen. Auch die Spiellust soll befriedigt werden".

Wobei diese Spiellust erst dann Spass macht, wenn die Kurse purzeln. Wie eben im Jahr 2018 – im angeblichen "Jahr zum Vergessen".