Egal, ob die Börsen einbrachen, ob westliche Streitkräfte einen Angriff gegen Syrien flogen oder ob sich China und die USA über Zölle stritten, der Schweizer Franken ist in den letzten Monaten laufend schwächer geworden. Vor einem Jahr war der Franken zum Euro 12 Prozent mehr wert als heute Donnerstag. In nur zwei Wochen ist das Währungspaar zuletzt von 1,175 auf fast 1,20 gesprungen.

Eine wichtige Erkenntnis aus diesen Bewegungen: Für Investorengelder ist der Franken kein sicherer Hafen mehr. Diese Rolle haben andere Anlagen übernommen, allen voran der japanische Yen. Von den Währungen der grossen Industrienationen hat sich nur der Yen in den vergangenen Monaten aufgewertet. Zum Dollar sind es seit Jahresbeginn 4,8 Prozent, zum Euro 1,8 Prozent.

Der folgende Chart zeigt die unterschiedlichen Richtungen, welche der Yen (grün) und der Franken (rot) insbesondere seit Anfang Februar eingeschlagen haben.

Euro-Franken (rot) und Euro-Yen (grün) in den letzten zwölf Monaten (Quelle: cash.ch)

Doch was macht die japanische Währung so beliebt? Da sind zum einen innenpolitische Gründe. Japans Premierminister Shinzo Abe ist aufgrund von Korruptionsspekulationen angeschlagen und es ist unklar, wie lange er noch an der Macht bleibt. "Kommt es zu einem Machtwechsel, könnte die Bank of Japan eher ihre Geldschwemme eindämmen und ihr Inflationsziel verschieben", sagt Florian Weber, Währungsstratege bei der Bank J. Safra Sarasin.

Starke Konjunktur

Heute komme dem Yen zugute, dass die wirtschaftlichen Fundamentaldaten besser sind als aus westlicher Perspektive oft wahrgenommen, so Weber. Die Inflation zieht allmählich an, die Arbeitslosigkeit ist tief und die Löhne steigen. Kommt hinzu, dass japanisches Anlegergeld weniger den Weg ins Ausland sucht.

Laut Devisen-Experte Weber sind Fremdwährungen für japanische Investoren nicht mehr so attraktiv, weil die Absicherungskosten teuer geworden sind. Ein solches Geschäft kostet derzeit rund 3 Prozent der Investitionssumme. Umgekehrt hat die Yen-Absicherung für ausländische Investoren an Attraktivität gewonnen.

In der Vergangenheit war Japan eher als Wirtschaft mit schwacher Währung bekannt. Als Folge der aggressiven Geldpolitik der japanischen Notenbank fiel der Yen zum Dollar im Sommer 2015 auf den tiefsten Stand seit Ende 2002. Die Währungsabwertung sollte den Export ankurbeln und die Konjunktur unterstützen.

Yen ist immer noch günstig

Diese relative Schwäche ist noch nicht vorbei, wie Vermögensverwalter Alex Hinder sagt: "Trotz jüngster Aufwertung ist der japanische Yen immer noch stark unterbewertet. Gegenüber dem Dollar sind es rund 20 Prozent." Das zeigt sich auch beim Boom von Japan-Reisen. Vor kurzem beschloss das Parlament gar eine Tourismus-Steuer, die bei der Ausreise zu bezahlen ist.

Ungeachtet der Unterbewertung gilt der Yen schon lange als sicherer Hafen schlechthin. Laut einer Studie von Goldman Sachs aus dem vergangenen Jahr wies der Yen zwischen 2007 und 2011 sowie zwischen 2012 und 2016 die konstanteste negative Korrelation mit den globalen Aktienmärkten, US-Rohöl und zehnjährigen Treasury-Renditen auf. Der Schweizer Franken kam bei der Untersuchung nur auf Rang zwei.

Damit noch einmal zurück zum abgeschwächten Franken. Der Euro-Franken-Kurs befindet sich mittlerweile nahe an seinem gemäss Analystenberechnungen derzeitigen fairen Wert von 1,23. Aus Schweizer Sicht ist eine der wichtigsten Fragen deshalb, ob nun ein Ende der lästigen Negativzinsen näher rückt. Doch dass die Schweizerische Nationalbank vor der Europäischen Zentralbank die Zinsen erhöht, gilt als unwahrscheinlich. Dafür ist der Franken schlicht noch zu attraktiv.