Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im 

Jahrelang wurde sie totgesagt. Nun ist sie plötzlich auferstanden, die Inflation. Die zentrale Frage lautet: Sind die Preisschübe vorübergehender Natur, zum Beispiel eine Folge von Lieferengpässen, oder müssen wir wie in früheren Jahren mit hohen Inflationsraten leben, weil die Zentralbanken jahrelang die Wirtschaft mit Geld überfluteten? Die Europäische Zentralbank (EZB) und die Schweizerische Nationalbank (SNB) machen jedenfalls keinerlei Anstalten, von ihrer Tiefzinspolitik abrücken zu wollen.

Wir alle kennen 3G: geimpft, genesen, getestet. Ich spreche hier von 3D: Deglobalisierung, Dekarbonisierung, Demografie. Drei Trends, die sich auf die Weltwirtschaft und die Finanzmärkte auswirken werden und zu einem höheren Inflationsniveau führen dürften. Flossbach von Storch gehört ins Lager jener, die die heutigen Preisschübe nicht als ein vorübergehendes Phänomen betrachten – eben auch wegen 3D.

Schauen wir doch diese Trends genauer an: An der Deglobalisierung haben zumindest Wachstumsfetischisten keine Freude. Denn fürs Wirtschaftswachstum ist es am besten, wenn dort produziert wird, wo es am günstigsten ist. Das hat der englische Ökonom David Ricardo schon Anfang des 19. Jahrhunderts mit seiner Theorie der komparativen Kostenvorteile aufgezeigt.

Dass aber dadurch verhängnisvolle Abhängigkeiten entstehen können, wissen wir spätestens seit der grassierenden Pandemie. Vor diesem Hintergrund führt kein Weg an einer Deglobalisierung vorbei. Zudem birgt dieser Trend die Chancen, dass vermehrt vor Ort Investitionen getätigt werden. Das schafft Arbeitsplätze – aber nicht unbedingt die billigsten. Höhere Löhne heisst höhere Preise.

Die Dekarbonisierung ist ebenfalls wünschenswert, sofern wir den Globus auch für unsere Nachfahren lebenswert erhalten wollen. Klimaschutz ist nicht kostenlos. Erneuerbare Energie ist teurer als fossile.

Und schliesslich das hinlänglich bekannte Problem der Demografie: Die geburtenstarken Jahrgänge der Babyboomer-Generation gehen in Pension. Ein Fachkräftemangel ist die Folge. Die verbleibenden Fachkräfte können aus einer Position der Stärke verhandeln und höhere Löhne durchsetzen. Dies setzt die gefürchtete Lohn-Preis-Spirale in Gang.

Andere sprechen übrigens beim dritten D nicht von Demografie, sondern von Digitalisierung. Sie müsste nach Lehrbuch für eine effizientere Produktion mit tieferen Preisen sorgen. Die Digitalisierung schafft zwar viele neue Arbeitsplätze; fördert kreative Produkte, auf die niemand gewartet hat. Ob sie auch wirklich zu einem Preisdruck führt, ist nicht klar. Wie sagte doch der US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert Solow: Überall sehe er Computer, nur nicht in den Produktivitätsstatistiken.