Am 8. November findet die 58. Wahl zur amerikanischen Präsidentschaft und Vizepräsidentschaft statt. Die Demokratin Hillary Clinton könnte dabei die erste Präsidentin des Landes werden. Doch der Republikaner Donald Trump hat mit seiner unkonventionellen Art den Wahlkampf derart durcheinandergewirbelt, dass zuverlässige Prognosen derzeit kaum möglich sind.

Dementsprechend nervös sind auch die Investoren an den Finanzmärkten, die ihre nächsten Entscheidungen auf nach der Wahl verschoben haben. Und am Devisenmarkt zeigt sich mit der Aufwertung des Schweizer Frankens die Beliebtheit von sicheren Häfen.

Gleichzeitig wird auch ein Drittel des Senats und das gesamte Repräsentantenhaus neu gewählt: Das heisst, die USA werden neben einem designierten neuen Präsidenten auch ein neues Parlament haben. Daneben finden in einigen Bundesstaaten Wahlen für die dortigen Parlamente statt, dazu Gouverneurs- und Richterwahlen.

Umweg über die Elektoren

Wahlberechtigt sind rund 200 Millionen US-Amerikanerinnen und Amerikaner, auch solche, die im Ausland leben. Ausgenommen sind lediglich die Bewohner von Aussengebieten wie Puerto Rico oder den Amerikanischen Jungferninseln.

Zum Wahlmodus: Genau genommen werden am Dienstag die sogenannten "electors" (538 an der Zahl) bestimmt, die dann 41 Tage später, am 19. Dezember, ihre Stimmen für einen der beiden Kandidaten abgeben. 270 dieser Stimmen sind für das Präsidentenamt nötig. Jeder Bundesstaat stellt eine bestimmte Anzahl dieser Wahlmänner, die von der Bevölkerungszahl abhängt. Mit Ausnahme von Nebraska und Maine gilt überall das Prinzip "the winner takes it all", das heisst: Wer in einem Staat die Mehrheit erhält, hat alle Elektoren auf sicher.

Bevor das Resultat der Wahl feststeht, müssen im US-Wahlmarathon einige Zwischenschritte genommen werden. Das sind die wichtigsten:

  • Aufgrund der Zeitverschiebung innerhalb des Landes öffnen die Wahllokale zu unterschiedlichen Zeiten. Als erstes sind die Bundesstaaten an der Ostküste dran, wo um 6 Uhr früh lokaler Zeit (12 Uhr in Mitteleuropa) Stimmen abgegeben werden können. Eine Übersicht über die Schliessung der Wahllokale in mitteleuropäischer Zeit (MEZ) finden Sie hier.

 

  • Doch am Wahltag werden bereits Dutzende von Millionen von der Möglichkeit des "early voting" Gebrauch gemacht haben, Schätzungen gehen von rund 50 Millionen aus, was einem Viertel der Wählerschaft entspricht. In einigen Bundesstaaten ist die vorzeitige Stimmabgabe seit Ende September möglich, in anderen wurde sie gar noch nicht eingeführt.

 

  • Stunden später, um 1 Uhr nachts MEZ, schliessen die ersten Wahllokale wieder, zum Beispiel in Georgia, Indiana, Virginia, Kentucky oder Vermont. Nun beginnt das Kaffeesatzlesen. Für das Rennen um die Präsidentschaft gilt der Bundesstaat Virginia als erster Indikator. Indiana ist im Kampf um die Mehrheit im Senat wichtig. Ebenfalls von Bedeutung: Der Devisenhandel ist in Ozeanien bereits im Gang, auch die japanische Börse hat geöffnet.

 

  • Um 2 Uhr schliessen in weiteren 16 Bundesstaaten die Urnen, darunter die als umkämpft geltenden Florida und Pennsylvania. Auch Ohio und North Carolina (je 1:30 Uhr) werden als "Swing States" bezeichnet, also als Staaten mit einer schwankenden Mehrheit.

 

  • Drei Stunden später, um 5 Uhr, schliessen auch in der Demokraten-Hochburg Kalifornien an der Westküste die Wahllokale. Der Sieger im bevölkerungsreichsten Bundesstaat kann in Washington mit 55 Elektorenstimmen rechnen.

 

  • Offiziell zu Ende ist der Wahltag um 7 Uhr MEZ. Dann schliessen in Alaska die Urnen. Es ist aber unklar, ob zu diesem Zeitpunkt bereits ein neuer Präsident oder eine neue Präsidentin bekannt ist. Denn es kommt ganz darauf an, wie schnell die Stimmen ausgezählt werden und wie eng die Wahl ist. Aufgrund der Reihenfolge der Auszählung haben zu Beginn der Wahlnacht die Republikaner die Nase vorn, während im späteren Verlauf immer mehr traditionell demokratisch wählende Bundesstaaten an die Reihe kommen.

 

  • Bis aber um 8 Uhr auch die ersten europäischen Börsen eröffnen, zum Beispiel in Deutschland, dürften zuverlässige Hochrechnungen verfügbar sein. Kommt es zur Überraschung und Donald Trump gewinnt die Wahl, bricht mit Sicherheit ein turbulenter Börsentag an. Laufend aktualisierte Prognosen liefern verschiedene Anbieter, darunter die New York Times.