"Es kann doch nicht sein, dass wir gerade beschlossen haben, den 500-Euro-Schein nicht mehr zu drucken, um Geldwäsche zu bekämpfen und jedem noch so kleinen Sparverein strenge Regeln aufbrummen, um dann zuzusehen, wie weltweit munter mit Bitcoin Geld gewaschen wird. Da besteht Handlungsbedarf", sagte das Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB) in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung" (Mittwochausgabe).

Man müsse durchsetzen, was bei anderen Finanzgeschäften auch die Grundregel sei: "Alle Beteiligten an einem Geschäft müssen ihre Identität offenlegen. Damit würde Bitcoin zusammenbrechen", fügte er hinzu. "Wir brauchen eine Mehrwertsteuer auf Bitcoin, weil es keine Währung ist." Der Kurs der Cyber-Devise stieg 2017 um rund 1400 Prozent.

Nowotny sieht wegen des Konjunkturaufschwungs im Euro-Raum zudem gute Chancen für ein Ende der Anleihekäufe im laufenden Jahr. "Wenn die Wirtschaft weiter so gut läuft, könnten wir das Anleihekaufprogramm 2018 auslaufen lassen". Für die nächsten zwei, drei Jahre sei er sehr optimistisch für die Euro-Zone. Alle Erfahrungen würden allerdings zeigen, dass es keinen ewigen Aufschwung gebe. Der Normalisierungsprozess solle daher nicht zulange aufgeschoben werden. "Damit wir im Notfall auch wieder eine expansive Geldpolitik machen können," erläuterte Nowotny.

Wegen der besseren Wirtschafslage im Euro-Raum halbiert die EZB ab diesem Januar ihre Anleihenkäufe auf 30 Milliarden Euro pro Monat. Die vor allem in Deutschland umstrittenen Transaktionen sollen aber noch bis mindestens Ende September fortgesetzt werden. Ein klares Enddatum für die Käufe hatten die Währungshüter bislang nicht gesetzt. Die EZB erwirbt seit März 2015 in großem Stil Staatsanleihen und andere Wertpapiere. Das inzwischen auf 2,55 Billionen Euro angelegte Programm war bislang das wichtigste Instrument der EZB zur Ankurbelung der Wirtschaft und einer aus ihrer Sicht zu niedrigen Inflation.

Nowotny wies darauf hin, dass die Euro-Wächter auch nach dem Ende des Kaufprogramms immer noch fällig werdende Anleihen mit neuen Titeln ersetzen werden. Die Bilanzsumme der EZB bleibe also unverändert, sagte er. "In einer dritten Phase werden wir die Anleihen auslaufen lassen und nicht mehr ersetzen, ähnlich wie die US-Notenbank Fed das gemacht hat." Aber dieser Schritt dauere noch ein paar Jahre. "Dazwischen sollten wir in kleinen Schritten auch den Leitzins erhöhen", sagte Nowotny. Dieser liegt bereits seit März 2016 auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent.

(Reuters)