Die Europäische Zentralbank hat am Donnerstag ihre wichtigsten Zinssätze unverändert gelassen. Sie ist damit nicht den Schritten der Bank of England und der US-Notenbank gefolgt, welche ihre Leitzinsen diese und letzte Woche zur Bekämpfung der Coronaviruskrise gesenkt hatten.

Das Stillhalten der EZB zeigt die Grenzen der Notenbankpolitik schonungslos auf. Die EZB hatte es verpasst, ihre negativen Zinsen in den letzten Jahren einigermassen zu normalisieren. Das rächt sich nun, sie hat an Handlungsfähigkeit eingebüsst. Die Schweizerische Nationalbank befindet sich in einer noch verzwackteren Situation. Ihren Negativzins von 0,75 Prozent kann sie faktisch nur noch in einer Schocksituation an den Märkten um maximal 25 Basispunkte senken.

Aber nützen Zinssenkungen nun überhaupt etwas? Notenbanken können schlecht eine Pandemie bekämpfen, schon gar nicht eine daraus entstehende Panik an allen Fronten. Zwar hat die EZB am Donnerstag den Banken verbilligtes Geld angeboten, damit die Kreditvergabe angekurbelt wird. Aber wozu Kredite, wenn das öffentliche Leben quasi stillsteht und die Bevölkerung nicht konsumieren kann? Die Leute sind vorab mit sich selber beschäftigt und sorgen sich um das Wohl ihrer Familien. Sie sorgen sich darum, wie sie die kommende, noch schlimmere Zeit managen können. 

Nicht zufällig hat EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag die Regierungen zu einer koordinierten und substantiellen Fiskalpolitik aufgerufen. Und auf das wird es hinausalufen, um die Folgen der Krise abzufedern. Der US-Kongress verabschiedete kürzlich ein milliardenschweres Programm für die Bekämpfung des Virus. Staaten auf anderen Kontinenten werden hier nachziehen.

Wie das im kleineren Raum ausssieht, zeigte der Kanton Basel-Stadt am Mittwoch. Er hat als erster Kanton ein Massnahmenpaket verabschiedet, wie der Staat der Wirtschaft helfen kann. Dazu gehört die Äufnung des Krisenfonds für die Bekämpfung von Arbeitslosigkeit. Eine Staatskasse gerät wegen solcher Massnahmen schnell aus dem Lot, und wie bei jeder grösseren Krise zahlt am Ende der Steuerzahler die Rechnung.

Bis Ende 2018 summierten sich zum Beispiel die Kosten der öffentlichen Haushalte wegen der Finanzkrise in Deutschland auf gegen 70 Milliarden Euro. Das macht über 3000 Euro pro vierköpfige Familie. Die Milliarden entstanden durch indirekte, schleichende und kaum wahrnehmbare Krisenkosten wie Entlassungen, Konjunkturpakete, Streit in Europa, Nullzinsen und Probleme bei der Altersvorsorge. Aber vor allem wegen Kosten durch die Stützung von heimischen Banken. Da bleibt nur die Hoffnung, dass vor allem letzteres nicht wieder eintrifft.