Bei einer Kongressanhörung sagte die frühere Facebook-Managerin Frances Haugen in Anspielung auf die Panne der Online-Dienste: "Mehr als fünf Stunden lang wurde Facebook nicht dazu genutzt, um Risse zu vertiefen, Demokratien zu destabilisieren und dafür zu sorgen, dass sich Mädchen und Frauen in ihrem Körper schlecht fühlen". In Sachen Facebook herrschte in Washington am Dienstag seltene Einigkeit: Demokraten und Republikanern warfen Konzernchef Mark Zuckerberg Profitstreben auf Kosten von Nutzern vor und forderten ein härteres Vorgehen gegen die Vorherrschaft des Konzerns.

Nach einem Konfigurationsfehler konnten die Nutzer der Facebook-Plattform, von WhatsApp, Instagram und dem Messenger nicht auf die Dienste zugreifen. Betroffen waren 3,5 Milliarden Nutzer und damit mehr als jeder dritte Bewohner der Erde. Viele wandten sich daraufhin Konkurrenten wie Twitter, TikTok und Signal zu. Der Störungsplattform DownDetector.com zufolge handelte es sich um den umfangreichsten jemals aufgezeichneten Ausfall.

Die Macht des weltgrößten Internet-Netzwerks sorgt seit Jahren für Diskussionen über eine stärkere Regulierung. Aktuell treiben Facebook die Vorwürfe der früheren Produktmanagerin Haugen um, die mindestens acht Beschwerden bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht hat und Interna des kalifornischen Konzerns nach außen getragen hat.

Polarisierung politischer Lager

Den jüngsten Enthüllungen im "Wall Street Journal" zufolge, zu denen sich Haugen am Dienstag bekannte, sorgen neue Facebook-Algorithmen verstärkt für die Polarisierung politischer Lager. Zudem ist sich das Unternehmen demnach über die Gefahren für die psychische Gesundheit von Teenagerinnen bewusst, die von der stark auf Außenwirkung der Nutzer ausgerichteten Instagram-App ausgehen.

Facebook wies die Vorwürfe der ehemaligen Mitarbeiterin zurück. Für das Unternehmen sei der Schutz seiner Nutzer wichtiger als die Gewinnmaximierung, erklärte ein Sprecher. Zudem träfen die Schlussfolgerungen aus den von Haugen durchgestochenen Studien des Unternehmens nicht zu, dass Instagram "toxisch" für Teenagerinnen sei. Auf Twitter erklärten Facebook-Sprecher zudem, Haugen sei bei ihrer Arbeit für Facebook mit einigen Themen gar nicht betraut gewesen, um die es gegenwärtig gehe. Haugen war Managerin in einem Team, das sich mit Falschinformationen auf Facebook beschäftigt.

Der demokratische Senator Edward Markey sagte an Facebook-Chef Zuckerberg gerichtet, seine Zeit des Eindringens in Privatsphären und des Nachstellens von Kindern sei vorbei. "Der Kongress wird handeln", sagte Markey. Auch andere Abgeordnete gingen Zuckerberg persönlich an, der an der Anhörung nicht teilnahm. Sie warfen dem 37-Jährigen vor, segeln zu gehen statt sich seiner Verantwortung zu stellen. Zuckerberg hatte ein Video  auf Instagram gestellt, das unter anderem seine Frau auf einem Segelboot zeigt. 

(Reuters)