Längst angekündigt, ist er nun erschienen: der Bericht der US-Notenbank Federal Reserve zu einem digitalen Dollar. Die Amerikaner sind nicht die Einzigen, die sich über die Einführung einer elektronischen Form ihrer Währung Gedanken machen. Das tut selbst die Schweizerische Nationalbank (SNB). Allerdings schliesst deren Präsidium bisher einen elektronischen Franken für das breite Publikum aus.  

Infrage kommt einzig eine Form für den Zahlungsverkehr zwischen grossen Finanzinstituten und den Geldaustausch mit der Nationalbank selbst. Dazu führt die SNB in Zusammenarbeit mit der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich auch ein Testcenter.  

Nicht nur die mittlerweile deutlich reduzierten Pläne von Facebook (heute Meta), eine weltweite digitale Währung basierend auf bestehenden Hartwährungen zu schaffen, haben die Notenbanker aufgeschreckt. Für alle und besonders die Amerikaner war das Vorgehen des strategischen Konkurrenten China ein Weckruf.  

Chinas Vorpreschen als Motiv  

Die Chinesen führen bereits Tests mit einem digitalen E-Yuan durch und zeigen sich fest entschlossen, einen solchen auch einzuführen. Und wenn eine Grossmacht wie China eine stabile, einfach und weltweit nutzbare Digitalwährung anbietet, könnte das auf die Dauer andere und dann weniger gut nutzbare Währungen verdrängen. Das zumindest ist die Sorge in westlichen Ländern und besonders in den USA, wo man um die weltweite Dominanz des Dollars fürchtet.  

In dem rund 40-seitigen Bericht bleibt das Fed dennoch zurückhaltend. So zählt dieser sowohl Vorteile wie Nachteile eines elektronischen Dollars auf. Zu Ersteren werden vereinfachte Zahlungsmöglichkeiten im Inland und im Ausland genannt, die Möglichkeit, mehr Menschen in Finanzabläufe zu integrieren ("Financial Inclusion"), ein breiterer Zugang für die Leute zu sicherem Notenbankengeld und schliesslich explizit die Verteidigung der dominanten internationalen Rolle der US-Währung.  

Sorgen um das Finanzsystem  

Als Risiken nennt der Bericht die Gefahr einer Destabilisierung der bestehenden Finanzinfrastrukturen. Dieser Punkt hat in der Debatte um staatliches elektronisches Geld überall eine grosse Bedeutung. Der direkte Zugang zur Notenbank könnte der Attraktivität von Banken schaden. Besonders in Phasen von grosser Unsicherheit droht die Alternative von sicherem Zentralbankgeld zu Bankkonten einen Run darauf zu verstärken, was eine Krise verschlimmern würde.  

Das Fed bleibt in seinem Bericht eine abschliessende Beurteilung schuldig und sieht diesen bloss als ersten Schritt für eine breite Debatte in der Bevölkerung und der Politik. Explizit schreiben die Autorinnen und Autoren: "Das Federal Reserve würde Pläne für eine digitale Währung nur im Rahmen einer breiten öffentlichen und regierungsübergreifenden Unterstützung weiterverfolgen." Wohin die Reise geht, dürfte damit im Wesentlichen davon abhängen, wie sich Pläne in anderen Ländern wie vor allem China und private Initiativen weiterentwickeln.  

Dieser Artikel erschien zuerst im Digitalangebot der "Handelszeitung" unter dem Titel: "Die Fed legt den Bericht zum E-Dollar vor"