Zum grossen Crash ist es bislang nicht gekommen, aber die Finanzmärkte sind verunsichert: Einmal mehr sorgen die Turbulenzen rund um Griechenland und einen möglichen Austritt des Landes aus der Euro-Zone zu Verwerfungen: Aktienindizes in Deutschland, Italien oder Spanien haben seit Montag mehrere Prozentpunkte verloren, wobei sich der Swiss Market Index (SMI) mit einem Minus von 2 Prozent noch verhältnismässig gut hält.

Wie es mit der Griechenland-Krise weitergeht, weiss niemand. Die Finanzmärkte signalisieren daher vor allem grosse Nervosität, wie ein Blick auf verschiedene Volatilitätsindizes zeigt. Umso wichtiger ist es für Anleger, sich auf grössere Verwerfungen vorzubereiten. Es gibt verschiedene Strategien und Instrumente, ein Wertschriftendepot mit Aktien, Fondsanteilen, Zertifikaten und ETFs abzusichern.

Das Portfolio umschichten

Durch geschickte Umschichtung kann das eigene Portfolio "krisentauglich" gemacht werden. Stets beliebt in Krisenzeiten sind beständige Werte wie Gold oder Silber. Beide Edelmetalle haben im laufenden Jahr rund ein Prozent an Wert eingebüsst.

Bei schwankungsanfälligeren Wertpapieren lohnt sich hingegen genaueres Hinsehen. Dazu gehören auch Aktien, die bereits einen beträchtlichen Kursanstieg hinter sich haben. Eskalieren die Griechenland-Turbulenzen vollends, rechnen Marktbeobachter mit einer weiteren Aufwertung des Schweizer Frankens. Das würde in erster Linie exportorientiert Firmen treffen. Auch Unternehmen wie ABB oder Adecco, die stark konjunkturabhängig sind, kamen unlängst unter Druck; genauso wie einzelne Finanztitel.

Als Alternative bieten sich defensive Aktien an, die den Ruf haben, heftige Ausschläge nach unten und nach oben weniger stark mitzumachen. Nestlé, Novartis und Roche sind hier die meistgenannten Beispiele. Es besteht jedoch die Gefahr von Aktionismus: Sich nun überstürzt von vielversprechenden Anlagen zu trennen, kann keine sinnvolle Strategie sein. Viele Aktienstrategen raten deshalb, erst einmal abzuwarten. Ausserdem darf nicht vergessen werden, dass bei jedem Verkauf eine Transaktionsgebühr anfällt. Die UBS glaubt auch weiterhin an Aktien aus dem Euro-Raum. Sie empfiehlt Anlegern einen möglichen Kursrutsch für Zukäufe zu nutzen.

Kommt es zu keiner Einigung zwischen Griechenland und den Geldgebern, dürfte auch der Markt für Obligationen in Mitleidenschaft gezogen werden. Steen Jakobsen, Chefökonom der Saxo Bank, rechnet in einem solchen Fall mit einer Explosion der Kreditrisiken neuer Euro-Mitgliedstaaten wie Ungarn, Kroatien, Bulgarien und Rumänien.

ETF und Put-Optionen

Wie bereits oben erwähnt, legen Volatilitätsindizes im Moment zu. Es gibt Indexfonds (ETF), die solche Schwankungen abbilden und entsprechende Investments ermöglichen. Das bekannteste Angstbarometer ist der "Chicago Board Options Exchange SPX Volatility Index", besser bekannt als VIX. Für die Schweiz gibt es den Volatilitätsindex des Swiss Market Index (VSMI). Beide Indizes sind in der laufenden Woche stark angestiegen.

Eine weitere Alternative ist, die fallenden Kurse mit sogenannten Puts abzusichern. Das sind Verkaufsoptionsscheine, die dem Besitzer das Recht geben, einen Basiswert zu einem festgelegten Preis abzustossen. Und zwar während eines vordefinierten Zeitrahmens. Tritt der Rückschlag dann wie erwartet ein, gleichen die Puts einen Teil der Aktienverluste wieder aus. Steigen die Kurse dennoch, geht zwar das Geld für die Puts verloren. Doch dank den Aktien partizipieren Anleger trotzdem am Aufschwung (ausführlicheres zu Put-Optionen finden Sie hier).

Eingabe von Stop-Loss-Aufträgen

Wer seinem Depot ein Sicherheitsnetz unterlegen möchte, kann auch Stop-Loss-Aufträge eingeben. Als Anleger können Sie so bei ihren Titeln eine Kursuntergrenze festlegen, die nicht unterschritten werden darf. Ein solcher Auftrag wird erst dann ausgelöst, wenn der Wertschriftenkurs eine bestimmte Schwelle (Trigger) berührt. Dieses Instrument wird genutzt, um mögliche Verluste einzugrenzen und eignet sich bei eingeschränktem Zugriff auf das eigene Portfolio.

Wenn Sie beispielsweise eine Wertschrift mit aktuellem Kurs bei 120 Franken gegen einen Absturz schützen möchten, dann setzen Sie einen Stop Loss bei 80 Franken. Sobald der Kurs diese Marke nach unten durchbricht, wird die Aktie "bestens" verkauft. Allerdings ist auch diese Strategie nicht ganz sicher. Wenn sich ein Kurs im freien Fall befindet (zum Beispiel Euro-Franken nach der Aufhebung des SNB-Mindestkurses), ist eine Preisbildung nicht möglich. Der Stop-Loss-Auftrag wird dann erst ausgeführt, wenn wieder ein stabiler Handel möglich ist – möglicherweise deutlich unter der angegebenen Schwelle.

Eine allgemeine Regel, wo Stop-Kurse angesetzt werden sollten, existiert nicht. Bei gut performenden Aktien sind aber Stopp-Werte von 10 bis 15 Prozent unter dem aktuellen Kurswert empfehlenswert. Bei sehr schwankungsanfälligen Wertschriften, die länger gehalten werden sollen, kann die untere Bandbreite auch grosszügiger definiert werden.

Eine weitere Variante sind bewegliche Stopps, so genannte Trailing Stop-Orders. Bei dieser flexibleren Stop-Loss-Variante passt sich die Kursuntergrenze bei steigenden Kursen automatisch nach oben an. Zusätzlich aufgelaufene Gewinne können so abgesichert werden. Achtung: Bei allen Variationen von Stop-Loss-Aufträgen fallen Gebühren an.

SMS-Alert auf dem Smartphone einrichten

Als Alternative zum Stop-Loss bietet sich auch die Möglichkeit an, sich per SMS-Alert via Smartphone über Kursschwankungen informieren zu lassen. Sie können zu den einzelnen Titeln ihres Portfolios Unter- oder Obergrenzen einrichten, bei deren Unter- bzw. Überschreitung Sie automatisch eine SMS-Notifikation erhalten. Dies erlaubt Ihnen im Notfall Portfolio-Bereinigungen vorzunehmen. Einen solchen SMS-Alert lässt sich übrigens auf cash.ch einrichten.