Michael Burry kennen viele Anlegerinnen und Anleger aus dem Film "The Big Short". Dort spielt Christian Bale den Hedgefonds-Manager, der mit seiner Wette gegen den US-Immobilienmarkt 2007 das grosse Geld machte. Der Chef und Gründer der Investmentfirma Scion Asset Management warnte am Freitag, wie die Finanzplattform Markets Insider berichtet, in einem mittlerweile gelöschten Tweet, dass selbst die besten Wachstumsaktien abstürzen können. Er warnte auch davor, dass bei einem Absturz des Aktienmarktes die US-Notenbank Fed angesichts der galoppierenden Inflation davor zurückschrecken könnte, zu Hilfe zu kommen.
"Wie weit kann die Aktie eines guten, wachsenden Unternehmens fallen? Eines, das dazu bestimmt ist, eines der grössten Unternehmen der Welt zu werden?" tweetete Burry. "Erinnern Sie sich, als Amazon um 95 Prozent gefallen ist?", schrieb er weiter. Dabei bezog er sich auf die Aktien des E-Commerce-Unternehmens, die nach dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 abstürzten.
"Aber die Fed? Aber die Fed hatte damals auch keine solche Inflation am Hals", fuhr Burry fort. Er bezog sich dabei auf die weit verbreitete Befürchtung, dass die US-Notenbank Fed wegen der hohen Inflation zögern könnte, die Zinssätze zu senken oder die Anleihekäufe zu erhöhen. Beides sind Instrumente, die den Aktienmarkt stützen würde.
Amazon als abschreckendes Beispiel, was Wachstumstiteln drohen könnte
Der bekannte Investor unterstrich seine Argumentation in seinem Tweet mit einem Screenshot von Amazons Aktienchart. Aus diesem ist ersichtlich, dass der Aktienkurs des E-Commerce-Unternehmens von einem Höchststand von 113 Dollar im Dezember 1999 auf einen Tiefstand von 8 Dollar im April 2001 gefallen ist - ein Rückgang von 93 Prozent innerhalb von 16 Monaten.
Hier ist ein Screenshot von Burrys inzwischen gelöschtem Tweet:
Burry, der im vergangenen Jahr gegen Elon Musk und Cathie Wood gewettet hat, hat bereits früher auf den Kurssturz von Amazon während des Dot-Com-Crashs hingewiesen. "Kann Tesla um 80 oder 90 Prozent fallen? Nach 2000 taten dies viele Überflieger. Amazon fiel vor zwei Jahrzehnten um 95 Prozent, änderte sein gesamtes Geschäft und florierte viel später", sagte er in einem inzwischen gelöschten Tweet im November.
Es ist schlussendlich aber unklar, ob der Tweet vom Freitag auf ein bestimmtes Unternehmen wie Tesla oder Netflix abzielt. Die Aktien von Netflix verloren am Mittwoch 35 Prozent, nachdem der Streaming-Anbieter einen Rückgang der Abonnenten im ersten Quartal und einen noch stärkeren Rückgang im laufenden Quartal prognostiziert hatte. Der Kursverlust seit Jahresbeginn summiert sich auf 63 Prozent. Vermutlich ist es eher als allgemeine Warnung gedacht, dass selbst zukünftige Weltmarktführer in der aktuellen Marktlage verheerende Wertverluste erleiden können.
Den so genannten 13F-Filings ist zu entnehmen, dass Burry sich im vierten Quartal 2020 defensiv aufgestellt und vermutlich einen grossen Cash-Bestand aufgebaut hat. Überraschend ist dies keineswegs, hat dieser doch seit geraumer Zeit von einer starken Korrektur am Aktienmarkt gewarnt. Interessant wird es sein, welches Investitionsverhalten Burry im ersten Quartal an den Tag gelegt hat. Vielleicht hat er, wie schon oft in der Vergangenheit, auf sinkende Kurse bei Wachstumstiteln gewettet. Spätestens am 16. Mai muss Scion Asset Management dazu Auskunft geben.