Die Kolumne «Gopfried Stutz» erschien zuerst im |
Heute beginnen wir mit einem Test: Sie lassen je 30'000 Franken von zwei verschiedenen fachkundigen Personen nach bestem Wissen und Gewissen anlegen. Nach einem Jahr ziehen Sie Bilanz: A erzielt eine Rendite von 7 Prozent; B bringt es lediglich auf 3 Prozent. Wer hat den besseren Job gemacht? Die richtige Antwort lautet: Ich weiss es nicht.
Um die Antwort zu kennen, müsste man wissen, welches Risiko die beiden eingegangen sind. Gut möglich, dass jene mit den 7 Prozent ein höheres Risiko eingegangen ist. Sie hätte die höhere Rendite mit einem erhöhten Risiko erkauft.
Jede Geldanlage ist mit Risiken verbunden. So etwas wie ein Gratis-Mittagessen gibt es nicht, sagte einst Milton Friedman: "There is no such thing like a free lunch."
Also gehen wir hier der Frage nach, wie in der Finanzmarkttheorie das Risiko gemessen wird. Die gängigste Masszahl fürs Risiko ist die Volatilität: Aktien- oder Obligationenkurse schwanken. Je grösser die Schwankungen, desto grösser die Risiken.
Mich hat diese Betrachtungsweise nie wirklich überzeugt. Relevant mögen Schwankungen in der kurzfristigen Sicht sein. Wenn es an der Börse kracht und das Wertschriftenportfolio Ende Jahr wegen eines hohen Aktienanteils eine himmeltraurige Performance aufweist, werden ganz viele Leute schlecht schlafen. Zum Beispiel Finanzverantwortliche von Unternehmen, die den roten Saldo dem Verwaltungsrat erklären müssen.
Im Unterschied zum Finanzchef eines globalen Konzerns kann es einem Privatanleger egal sein, wenn sein Portefeuille Ende Jahr im Minus liegt – und er dadurch weniger Vermögenssteuern bezahlen muss. Massgebend ist allein die mehrjährige Performance.
Mögen Aktien stärker schwanken als Obligationen, langfristig erzielen sie eine höhere Rendite.
Die Volatilität ist mir persönlich weitgehend egal. Ganz anders verhält es sich mit Ausfallrisiko. Als ehemaliger Aktionär von Swissair weiss ich, wovon ich rede. Ich kaufte erst dann Aktien, als sie für ein paar wenige Franken zu haben waren. Ich hielt es nicht für möglich, dass unsere stolze Airline Konkurs gehen könnte. Ich hielt Swissair für Too Big to Fail, wobei damals kaum jemand wusste, was es mit dieser Wortschöpfung auf sich hat.
Zur Minimierung des Ausfallrisikos gibt es ein gutes Instrument: Anlagefonds. Also ein Korb ganz vieler Wertschriften. Wobei es Aktienfonds, Obligationenfonds oder auch gemischte Fonds gibt. Und bei diesen gemischten Fonds, auch Strategiefonds genannt, heisst es: Je grösser der Aktienanteil, desto grösser das Risiko.
Da haben wir es wieder: das Risiko. Je grösser der Aktienanteil, desto grösser die Kursschwankungen. Das ist höchstens relevant für Institutionen, die ihr Risiko- und Anlageverhalten auf Jahresbasis anlegen. Ich selber würde für mich nie einen gemischten Fonds kaufen. Die Jahresperformance interessiert mich nicht.