Nach der Haushaltssperre in den USA ist noch immer nicht klar, ob Donald Trump seine angekündigte Reise ans World Economic Forum (WEF) 2018 nach Davos wahrnimmt oder nicht. Laut WEF-Plan hält Trump am nächsten Freitag um 14 Uhr die Abschlussrede am Wirtschaftsforum.
Das WEF hielt sich bislang zurück mit Aussagen zu Trumps Reise. Geschäftsleitungsmitglied Alois Zwinggi gibt sich nun aber zuversichtlich, dass der umstrittene US-Präsident in Davos auftreten wird. "Zum jetzigen Zeitpunkt sind wir recht optimistisch", sagt Zwinggi im cash-Video-Interview im Kongresszentrum in Davos. Das WEF steht laut Zwinggi in ständigem Kontakt mit den US-Behörden und der US-Botschaft. Dem Vernehmen nach soll in Washington alles bereit sein für eine Abreise Donald Trumps.
Aus Washington verlautete über das Wochenende, der Präsident werde die Situation von Tag zu Tag neu beurteilen, ob er nach Davos reisen werde. Am ersten Jahrestag von Trumps Amtsantritt legte eine erzwungene Ausgabensperre die US- Regierungsbehörden in weiten Teilen des Landes lahm. In dem seit Monaten andauernden Haushaltsstreit konnte sich der Senat nicht vor Fristablauf auf einen Kompromiss für einen Übergangsetat bis Mitte Februar verständigen. Als Folge müssen die Regierung und zahlreiche Bundeseinrichtungen ihre Arbeit nun wegen fehlenden Geldes bis auf weiteres auf das Nötigste herunterfahren.
Trump will in Davos seine "America-First-Agenda" persönlich diskutieren. Neben seiner Rede wird er verschiedene Regierungschefs treffen, so ist auch ein Meeting mit Bundespräsident Alain Berset vorgesehen. Bill Clinton war der letzte US-Präsident am Weltwirtschaftsforum im Jahr 2000.
Wichtige Rede von Xi Jinping im letzten Jahr
Seit der Ankündigung von Trumps Davos-Besuch hat sich die Berichterstattung über das bevorstehende WEF in den Medien deutlich intensiviert. Es war sogar zu lesen, Trump rette das WEF vor der drohenden Bedeutungslosigkeit. "Das ist eine interessante und überraschende Aussage", sagt Zwinggi, der früher über 20 Jahre als Manager von Holcim tätig war. Das WEF habe da natürlich eine andere Sicht. In den letzten Jahren seinen immer wieder zwischen 30 und 40 Staatsoberhäupter und Regierungsschefs nach Davos gekommen.
Zwinggi verweist insbesondere auf die Bedeutung des letztjährigen Besuchs von Chinas Präsidenten Xi Jinping hin. "Im Lauf des letzten Jahres hat er immer wieder auf seine Davos-Rede verwiesen", sagt Zwinggi. Im Vorjahr hatte Xi Jinping die Bühne in Davos genutzt, um Trump kurz vor dessen Amtseinführung vor den Folgen eines Handelskriegs zu warnen.
Mit dem Besuch Trumps sind auch sonst sehr hohen Sicherheitsvorkehrungen rund um Davos nochmals erhöht worden, wie verschiedene Medien berichten. Davos sei für Touristen und WEF-Gäste zugänglich und ein sehr sicherer Platz, sagte der Bündner Polizeikommandant Walter Schlegel am Montag. Polizeikräfte aus allen 26 Kantonen und dem Fürstentum Liechtenstein sowie knapp 4'400 Armeeangehörige gewährleisten die Sicherheit der WEF-Teilnehmer in und um Davos. Nicht bekannt ist die Anzahl der für das WEF abgestellten Polizisten.
Normalerweise tummeln sich in Davos während des WEF nicht viele Touristen. Ändert die Präsenz Trumps etwas daran? Zieht er Gaffer an? Zwinggi winkt ab. "Davos füllt sich nun fortlaufend mit den WEF-Teilnehmern und Delegationen. Eigentlich glaube ich nicht, dass es in Davos Zaungäste geben wird."
Im cash-Video-Interview äussert sich Alois Zwinggi auch zu seinen Aufgaben beim WEF und ob er als "Klempner von Davos" bezeichent werden kann.