Selten herrschte unter den Devisenauguren so grosse Uneinigkeit wie derzeit: Die Prognosen für den Verlauf des Euro-Franken-Kurses in diesem Jahr reichen von 1,14 (Commerzbank) bis 1,28 (Morgan Stanley). Der Euro notiert aktuell bei 1,178 Franken.

Auf der einen Seite stehen die "Frankenbullen": Sie rechnen mit politischen oder ökonomischen Turbulenzen im weiteren Jahresverlauf, die dem derzeit überraschend starken Wirtschaftswachstum der Eurozone zusetzen werden - und den Franken wieder stärker werden lassen. Anders die Sicht der "Eurobullen": Das derzeit starke Wachstum in der Eurozone wird sich in den nächsten Quartalen sogar noch weiter beschleunigen, ein wichtiger Wachstumsmotor soll neben Deutschland neu auch Frankreich sein.

Wo der Franken zum Euro Ende 2018 stehen wird, wollte cash auch in der aktuellen Umfrage wissen. Das Resultat ist nach knapp 5000 Teilnehmenden relativ deutlich: cash-Leser sind keine Frankenbullen.

Umfrage der cash-Umfrage vom 18.1.2017, Quelle: cash.ch

Gerade Mal 16 Prozent sehen Ende Jahr einen Euro-Franken-Kurs unter 1,15. 46 Prozent glauben an eine Seitwärtsbewegung in der Spanne zwischen 1,15 und 1,20, während jeder Dritte einen Kurs zwischen 1,20 bis 1,25 erwartet. Die restlichen sieben Prozent prognostizieren sogar einen Wert über 1,25.

Dieses Resultat ist erstaunlich, wenn man als Vergleich eine ältere cash-Umfrage vom 27. April 2017 heranzieht: Damals war der Euro-Franken-Kurs noch bei 1,08 und nur jeder Fünfte glaubte an einen deutlich schwächeren Franken um 1,16 in den kommenden 12 Monaten. Die starke Konjunktur im Euroraum wurde damals von den wenigsten antizipiert, die Frankenstärke schien geradezu in Stein gemeisselt zu sein.

Nun, knappe sieben Monate später, hat sich der Wind also gedreht. Und sollte sich der Franken noch weiter abschwächen, dann könnte plötzlich die Schweizerische Nationalbank (SNB) gefordert sein. Denn: Ist der Franken nicht mehr überbewertet, dann fällt auch die Rechtfertigung für den Negativzins weg. Gemäss einer Analyse der Commerzbank dürfte ab einem Übersteigen der 1,20-Marke eine Zinserhöhung ernsthaft ins Auge gefasst werden.