41 Prozent von etwa 4200 Personen, die abgestimmt haben, halten die FDP für die wirtschaftsfreundlichste Partei, die in der Schweiz politisch aktiv ist. Der Freisinn, der seit der Gründung des Bundesstaates 1848 an der Macht beteiligt ist, betrachtet sich auch selber als dezidiert wirtschaftsliberale Kraft und plegt eine starke Nähe zu Unternehmen und Wirtschaftsverbänden. Umfragen zufolge wird die FDP bei den Wahlen am Sonntag etwa 15 Prozent der Stimmen erhalten.

Als wirtschaftsliberal mit ökologischem Touch ist die Grünliberale Partei (GLP) in den letzten 20 Jahren zu einer Konkurrenz für bürgerliche Parteien wie die FDP geworden, aber auch für die Linke. In der cash-Umfrage teilen nur 9 Prozent der Teilnehmer die Ansicht, die GLP sei jene politische Kraft, die sich am meisten für Unternehmen und wirtschaftliche Belange einsetze.

Das auffälligste Ergebnis zeigt sich allerdings bei der Beurteilung der SVP. Die 2015 mit 29 Prozent wählerstärkste Partei der Schweiz, der am Sonntag Stimmenverluste von etwa 2 Prozentpunkten vorausgesagt werden, erhält den zweiten Platz bei der Beurteilung der Wirtschaftsfreundlichkeit: 37 Prozent der Klicks in der Online-Umfrage entfallen auf die klar rechtsbürgerliche SVP.

In einem Ranking der "Handelszeitung" im September 2019 kam die SVP nur auf Platz fünf bei der Wirtschaftsfreundlichkeit. Bei der Beurteilung der SVP als Wirtschaftspartei zeigen sich unterschiedliche Haltungen, was "Wirtschaft" genau bedeutet.

Als Partei des kleineren Gewerbes, die sich gegen eine starke Regulierung und für tiefe Steuern einsetzt, vertritt die SVP klar Wirtschaftsthemen. Auch sind oder waren einige ihrer besonders prominenten Politiker oder früheren Politiker – Christoph Blocher, seine Tochter Magdalena Martullo oder Peter Spuhler – selbst sehr erfolgreiche Unternehmenslenker.

Diese Wahrnehmung der SVP teilt ein gutes Drittel der cash-Leser, die an der Umfrage teilgenommen haben. Interessanterweise hat sich diese Sichtweise über die vergangenen vier Jahre auch wenig geändert. 2015 sahen in einer gleich verfassten Umfrage 41 Prozent der Teilnehmer die SVP als Wirtschaftspartei Nummer Eins und setzten die Partei gar an die Spitze des Rankings. Die FPD erhielt damals 39 Prozent (siehe hier).

 

 

Da sich die cash-Leserschaft primär für Anlagethemen und Themen der persönlichen Finanzen interessiert, ist diese SVP-Vorliebe durchaus erklärbar: So gehörte die rechtsbürgerliche Partei, unter anderem ihr Bundesrat und Finanzminister Ueli Maurer, oft zu jenen, welche die Tiefzinspolitik der Nationalbank am lautesten kritisierten – im Gegensatz etwa zu den so genannten Mitteparteien, aber durchaus auch den anderen bürgerlichen Parteien FDP und CVP. Aber gerade Vorsorgesparer haben durch die Tiefzinspolitik eindeutig Nachteile erfahren.

Doch es gibt auch eine andere Sichtweise der SVP: Betont man in der wirtschaftspolitischen Relevanz die Beziehungen zur EU oder einen Abbau gewisser protektionistischer Massnahmen, wie etwa in der Landwirtschaft, fällt die SVP ab. Sie hat eine ambivalente Haltung zu den bilateralen Verträgen mit der EU und ist gegen eine Liberalisierung in der Schweizer Agrarpolitik.

Im Interview mit cash.ch sagte der Politologe Louis Perron, der oft nicht erfolgte "Schulterschluss" der bürgerlichen Parteien in der ablaufenden Legislatur habe häufig an der SVP gelegen. Die übrigen im Parlament einsitzenden Parteien betrachten die SVP nicht mehr als verlässlichen Partner in Wirtschaftsfragen. Nach Perrons Einschätzung hat der Ruf der Bürgerlichen als Wirtschaftsparteien insgesamt etwas gelitten, weil die letzte Legislatur keine bedeutenden wirtschaftsliberalen Akzente gesetzt hat.

Grüne Themen auf den hinteren Rängen

In der Umfrage kommt indessen eine generelle und traditionelle Haltung zum Ausdruck, dass bürgerliche Parteien wirtschaftsfreundlich sind und linke Parteien der Sozial- und Gesellschaftspolitik den Vorrang vor der Wirtschaft geben. Die SP, die in ihrem Programm nach wie vor den Passus der "Überwindung des Kapitalismus" führt (wenn auch mit dem Versuch, diesen neu zu interpretieren), erhält in der cash-Umfrage 5 Prozent, vor vier Jahren waren es 4 Prozent gewesen.   

Von 2 auf 3 Prozent gestiegen ist die Ansicht, dass die Grünen die Wirtschaft am besten vertreten. Das Konzept einer "grünen Wirtschaft" spiegelt sich in der cash-Umfrage demzufolge kaum. Beobachter sind sich aber einig, dass die Problematik des Klimawandels das beherrschende Thema des Wahlkampfes ist.

Nach den letzten Wahlumfragen dürften die Grünen um etwa 3,5 Prozent auf über 10 Prozent Stimmenanteil zulegen,  die GLP um rund 2,5 Prozentpunkte auf über 7 Prozent. Diese beiden Parteien sprechen auch Wähler an, welche auf neue, bewusst ökologische Wirtschaftszweige setzen. Noch ist dies gegenüber der traditionellen Schweizer Wirtschaft ein eher kleiner Sektor.

Inwieweit grüne Interessen und eine wirtschaftsfreundliche Politik als Einheit oder Gegensatz betrachtet werden, wird zum einen der Wahltag zeigen, vor allem aber auch die kommende vierjährige Legislatur.

Die Ergebnisse der cash-Parteienumfrage vor den Wahlen im Oktober 2015: