Aufgrund ihrer Unberechenbarkeit werden Aktieninvestments häufig als Wetten bezeichnet und die Finanzmärkte als Casinos: Beiderorts führt häufig nur eine Portion Glück zur Rendite. Ob Börsianer automatisch Zocker sind, sei erst mal dahingestellt. Klar ist aber, dass nicht nur in, sondern auch mit Casinos Geld verdient werden kann. Denn die globale Glücksspielindustrie ist riesig und ihre Umsätze sind milliardenschwer. Zudem: Viele internationale Spielhöllen sind börsenkotiert.

Laut MV Index Solutions (MVIS), einem amerikanischen Ersteller von Indizes, gehörte der globale Glücksspielsektor zu den Top-Performern der jüngsten Vergangenheit. Der MVIS Global Gaming Index erzielte im März Kursgewinne von mehr als 6 Prozent. Seit Anfang Jahr beträgt das Plus rund 12 Prozent. Zudem gibt es auf diesen Index auch einen ETF, der im folgenden Chart abgebildet ist.

Gaming-ETF in den letzten zwölf Monaten, Quelle: cash.ch

Darin enthalten sind die grössten und liquidesten Unternehmen aus dem Sektor der Glücksspielerei: Casinos und Wettbüros, sowie Firmen, die mindestens 50 Prozent des Umsatzes mit Belieferung und Ausstattung dieser Industrie machen. Die grössten Positionen sind Sands China, Las Vegas Sands und Galaxy Entertainment, die Aktien dreier Hotel- und Casinobetreiber in den Glückspielmekkas Macau und Las Vegas.

Wynn Macau beispielsweise, der Hotelkomplex im gleichnamigen Casino-Mekka, hat an der Börse seit Jahresanfang 36 Prozent zugelegt. Ebenfalls mehr als 30 Prozent angestiegen sind die Titel von Melco Resorts & Entertainment, Penn National Gaming, Wynn Resorts und Paradise Co.

Macau kehrt zu Wachstum zurück

Grund für den jüngsten Kursanstieg sind unter anderem stark verbesserte Umsatzzahlen der Glücksspielindustrie in Macau. Im Vergleich zum Vorjahr nahm das Volumen in den ersten drei Monaten um 13 Prozent zu, wie Zahlen der Regierung zeigen. Allein im März wurden 2,7 Milliarden Dollar eingenommen. In den vergangenen Jahren kamen Macaus Casinos allerdings immer wieder von Seiten der Zentralregierung in Peking unter Druck. Bereits vor zwei Jahren sanken im Zuge einer Antikorruptionskampagne die Umsätze. Nun sollen Einschränkungen von Bargeldbezügen die Kapitalabflüsse aus China eingrenzen. Weitere Gefahren sind Massnahmen gegen Geldüberweisungen oder ein Rauchverbot in den Spielhallen.

Doch noch immer wird nirgends so viel Geld mit Glücksspielen verdient wie in Macau. 2013 wurden in der chinesischen Sonderverwaltungszone knapp 40 Milliarden Dollar umgesetzt – ein Rekordjahr und ein Vielfaches der Einnahmen von Las Vegas. Mehr als 30 Millionen Touristen, vor allem spielwütige Festland-Chinesen, strömen jährlich nach Macau.

Las Vegas auf der anderen Seite ist nach Jahren der Krise wieder auf dem aufsteigenden Ast. Nach der Finanzkrise wurden einerseits die Kunden weniger, andererseits gaben sie weniger aus. Doch die Resorts in Las Vegas haben sich neu positioniert, setzen nun vermehrt auch auf Wellness oder Edelküche. Zudem soll die Stadt mit Eishockey- und Footballspielen auf Spitzenniveau in Zukunft auch Sportfans anlocken.

Online-Anbieter als Alternative

Daneben sind im Gaming-Index auch Unternehmen enthalten, die weniger von den Besucherzahlen in den Resorts abhängen, weil sie sich auf die Online-Welt konzentrieren. Zum Beispiel NetEntertainment aus Schweden. Der Software-Hersteller fokussiert auf die Belieferung von Online-Casinos. Weil laufend neue Spielideen gefragt sind, sind die Perspektiven für das in Stockholm kotierte Unternehmen intakt. In den letzten Monaten hat sich die Aktie seitwärts entwickelt.

Besser lief es dem Londoner Pendant Playtech, das Software für Poker, Bingo oder Sportwetten programmiert. Die Aktie liegt dieses Jahr 13 Prozent im Plus. Auch in der Schweiz sind Online-Spiele so beliebt, dass sich sogar das Parlament damit beschäftigt. Illegale Internet-Casinos sollen möglichst verschwinden und legalen Angeboten Platz machen. Das soll nicht nur der Prävention von Spielsucht dienen, sondern auch die Umsatzrückgänge der realen Casinos stoppen.