Die Dollaranleihen von China Evergrande, die 2025 fällig sind, haben einige Verluste der letzten Woche ausgeglichen. Sie stiegen am Freitag 5 Cent auf 30 Cent, der grösste Tagessprung seit letztem Oktober. Die Anleihe war letzte Woche 10 Prozent gefallen.

Die Aufsichtsbehörden billigten offenbar den Vorschlag von Evergrande, seine Zahlungsfristen mit Banken und anderen neu zu verhandeln. Investoren wetten darauf, dass die Regierung die Liquiditätskrise des Immobilienentwicklers in einem Worst-Case-Szenario verhindern wird. 

Anleger befürchten einen Zusammenbruch des Konzerns und warfen insbesondere am Donnerstag Aktien und Anleihen aus den Depots. An den Bondmärkten fiel der Preis für eine bis Januar 2023 laufende Anleihe des Unternehmens um 30 Prozent. Wegen der starken Turbulenzen hielt die chinesische Börse den Handel mit den Bonds zeitweise an.

Die Evergrande Group oder auch die Evergrande Real Estate Group ist gemessen am Umsatz der zweitgrösste Immobilienentwickler Chinas. Investoren fürchten bei einem Zusammenbruch von Evergrande Schockwellen für das chinesische Bankensystem. Insgesamt soll der Immobilienkonzern auf einem Schuldenberg in Höhe von umgerechnet mehr als 300 Milliarden Dollar sitzen - das entspricht in etwas der Wirtschaftsleistung von Finnland.

China fürchtet unordentliche Zahlungsausfälle

Vor rund einer Woche hatte Evergrande selbst vor Liquiditäts- und Ausfallrisiken gewarnt, falls es ihm nicht gelingen sollte, die Bautätigkeit wieder aufzunehmen, Beteiligungen zu verkaufen und Kredite zu erneuern. Evergrandes komplexes Netz von Verpflichtungen gegenüber Banken, Anleihegläubigern, Lieferanten und Eigenheimbesitzern ist wohl eines der grössten Risiken für Chinas Finanzsystem.

Chinas Regierung hatte Evergrande öffentlich dazu gedrängt, seine Schuldenprobleme zu lösen. Es bleibt offen, ob die Regierung eine grössere Umschuldung zuliesse oder Evergrande gar in Konkurs schicken würde. Unnordentliche Zahlungsausfälle hat China in der Vergangenheit aber stets zu vermeiden versucht, obwohl die Regierung seit Monaten einen harten Repressionskurs gegen Chinas Unternehmenslandschaft fährt.

In den vergangenen Jahren herrschte angesichts explodierender Immobilienpreise in China Goldgräberstimmung in dem Sektor. Evergrande wuchs rasant, mit Hilfe von kreditfinanzierten Landkäufen und Hausverkäufen zu niedrigeren Margen, um den Umsatz schneller in die Höhe zu treiben. Der Immobilienmarkt macht rund ein Viertel der chinesischen Wirtschaft aus. 

(Bloomberg/cash/Reuters)