Ich schreibe heute nicht schon wieder über den im Advent hereinbrechenden Tsunami an transemotionalen Kitschplakaten, posttraumatisierenden Kitschfernsehwerbeschnulzen, ultravibrierenden Kitschanzeigen und schokoladetriefenden Kitschprospekten.

Ich schreibe heute nicht schon wieder über die schönsten Plätze der Schweiz, die zurzeit wieder von lächerlichen, Tannenwaldromantik ausdröhnenden Jahrmarktholzhütten verwüstet werden, begleitet vom bestialischen Gestank verbrannten Käses und brechreizfördernden Glühweins.

Ich schreibe heute nicht schon wieder über die üppigen Girlanden von Lämpchen, Birnchen, Kugeln, elektronisch zuckenden Kerzlein, die zurzeit wieder ganze Fassaden von Einfamilienhäusern, historischen Verwaltungsgebäuden und denkmalgeschützten Altstadtgassen bis zur Unkenntlichkeit zerstören, auch nicht über die silberweiss leuchtenden Schlitten, gezogen von mirakulös strahlenden Hirschen in den Vorgärten unserer Milliardäre, umgeben von roten Häschen und von als Samichläuse verkleideten Gartenzwergen.

Ich schreibe heute nicht schon wieder über die intergalaktischen, digitalen Big-Data-Schaumschlägereien, die vorgeben, mit einer Optimierung den Sinus für alle Ziele, Aufgaben und Probleme der Marketingkommunikation auf ein menschliches Hirn verzichten und die Kurve schon richtig kriegen zu können.

Ich schreibe heute nicht schon wieder über den nicht kontrollierbaren Fake-News-Twitter-Bullshit und all die Dreckschleudern von Social Media, die absurderweise "soziale Medien" oder gar "soziale Netzwerke" genannt werden.

Ich schreibe heute nicht schon wieder über die Verluderung der Sprache und des damit verbundenen Verkommens des Geistes durch ihre flapsige Behandlung auf den Online-Plattformen.

Ich schreibe heute nicht schon wieder über die Unfähigkeit vieler politischer Instanzen und Ebenen, Projekte, Initiativen, Vorlagen, Gesetze so zu formulieren, dass sie wenigstens von den Autoren so verstanden werden, dass sie einem überforderten Bürger unserer direkten Demokratie eine inhaltlich und sprachlich nachvollziehbare, begreifbare Alternative vorlegen können, was wir zum Beispiel bei der Unternehmenssteuerreform schmerzlich vermisst haben.

Und ich schreibe heute nicht schon wieder über das widerwärtige Geschehen im internationalen Fussball mit seinen Akteuren, nicht zuletzt über die Spieler selber, die mit ihren hässlichen Bärten und schrecklichen Tätowierungen, ihrem asozialen Verhalten auf dem Rasen und in der Gesellschaft für das oft kriminelle Verhalten ihrer Fans mitverantwortlich und beleidigt sind, wenn man sie nach einem miserablen Spiel auspfeift.

Ich schreibe heute einfach mal über nichts.