Die betroffenen Mitarbeiter, die auch während der Corona-Pandemie jeden Morgen die Zeitungen an die Abonnenten ausgetragen hätten, beurteilten die Anfang Mai angekündigten Restrukturierunsmassnahmen als ungerecht, sagte Alessandro Pelizzari von der Gewerkschaft Unia am Donnerstag vor den Medien in Genf. Die Gewerkschaften sollen nun im Auftrag der Zeitungsverträger bei Epsilon intervenieren, damit das Unternehmen die Pläne zurücknimmt.
Die Pläne sehen laut Unia eine Ausrichtung auf den obligatorischen Mindeststundenlohn von 21,20 Franken, eine Reduktion des 13. Monatslohns und eine Verminderung der Entschädigung für Nachtarbeit vor. Mit diesen Massnahmen wolle Epsilon 700'000 Franken einsparen.
Für die Zeitungsverträger hätten die Sparmassnahmen zur Folge, dass sie von ihrem Salär in Genf nicht mehr leben könnten, kritisiert Unia. Die Genfer Ständerätin Lisa Mazzone (Grüne) erinnerte an der Medienkonferenz daran, dass sich das eidgenössische Parlament voraussichtlich im September zu einer indirekten Presseförderung äussern wird, die insbesondere eine Subvention an die Frühzustellung in der Höhe von 40 Millionen Franken vorsieht.
Dieser Service sei entscheidend für die Verlage, um die Abonnenten als Kunden behalten zu können, sagte Mazzone. Indessen könne es nicht angehen, dass die Unterstützung der Presse zu einer Unterstützung des Lohndumpings werde.
Pelizzari erinnerte an den langen Kampf der Epsilon-Angestellten gegen Tieflöhne in den Jahren 2018 und 2019, der schliesslich zum Erfolg geführt hatte. Im Februar 2020 hatte die Eidgenössische Postkommission (Postcom) die Post-Tochter nämlich zu einer Busse von 180'000 Franken verknurrt, weil die Firma ihren Angestellten nicht den branchenüblichen Mindestlohn bezahlt hatte.
Das Unternehmen musste zudem rückwirkend für das Jahr 2019 Lohnnachzahlungen in der Höhe von 600'000 Franken leisten.
(AWP)