Beim Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI zur Lieferung im Juli zeigte sich ein ähnliches Bild. Nach dem Hoch bei 77,62 Dollar in der Nacht wurde ein Fass zuletzt bei 73,48 Dollar gehandelt und damit 5,55 Dollar höher als am Vortag. Wegen der Sorge über die Folgen einer weiteren Eskalation der geopolitischen Lagen im Nahen Osten bis hin zu Angebotsausfällen ist auch der Preis für Erdgas kurz vor dem Wochenende deutlich gestiegen.
An der Börse in Amsterdam sprang die Notierung für den richtungweisenden Terminkontrakt TTF für europäisches Erdgas zur Auslieferung in einem Monat bis auf 38,57 Euro je Megawattstunde (MWh). Das ist ein Zuwachs von mehr als fünf Prozent im Vergleich zum Vortag und der höchste Preis seit Anfang April.
Israel hat in der Nacht einen Grossangriff auf iranische Städte und Atomanlagen begonnen und damit an den Rohstoffmärkten die Furcht vor einer Eskalation der Lage in der ölreichen Region am Persischen Golf geschürt. Im Zuge des israelischen Grossangriffs ist nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen zum Ziel geworden.
Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei droht Israel als Reaktion auf den nächtlichen Grossangriff mit Vergeltung. Nach israelischen Angaben schickte der Iran mehr als 100 Drohnen in Richtung Israel. Bereits am Vortag waren die Ölpreise deutlich gestiegen, nachdem der Abzug von US-Botschaftspersonal aus dem Nachbarland Irak Hinweise auf einen bevorstehenden Angriff geliefert hatte.
Nach Einschätzung von Rohstoffexperten der Commerzbank sei kurzfristig mit weiter erhöhten Risikoprämien auf den Ölpreis zu rechnen. Es bestehe die Sorge, dass der Konflikt eskaliert und zu Unterbrechungen des Ölangebots führe. Die Commerzbank-Experten weisen darauf hin, dass ein Drittel des weltweiten Ölangebots aus der betroffenen Region stamme.
Nach den angekündigten Vergeltungsmassnahmen durch den Iran stelle sich die Frage, ob diese auf Israel beschränkt bleiben oder auch andere Ziele in der Region umfassen, heisst es in der Analyse der Commerzbank. «Ein Risikofaktor ist auch eine mögliche Blockade der Strasse von Hormus.» Die Meerenge am Ausgang des Persischen Golfs ist extrem wichtig für die internationale Schifffahrt und damit auch für den Handel mit Rohöl. Hier werden täglich «rund 20 Millionen Barrel Öl transportiert», schreiben die Commerzbank-Experten./jkr/jsl/jha/
(AWP)